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„Wieso sind die Akten auf dem Boden ?" fragte Pepper Tony gestresst im Vorbeigehen.

„Er wollte es mir in die Hände drücken." Pepper blieb stehen, hob die Akten vom Boden auf und überreichte sie Tony. Dann drehte sie sich zu mir um

„Er mag es nicht, wenn man ihm Sachen in die Hände drückt.". Sie verdrehte ihre Augen und ging aus dem Labor.

„Du und Ms. Potts? Wie hast du das angerichtet?"

„Sie ist meinem Charme verfallen."

„Das bezweifle ich. Das war wohl eher andersherum." Ich schmunzelte.

„Füße vom Tisch. Banner ist sensibel." antwortete Tony, lächelte mich an und verließ im Gedanken an Pepper den Raum.

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Kaum jemand war im Tower. Rhodey und Sam, die ich Tage zuvor kennen gelernt hatte, waren mit Steve, Clint und Banner auf irgendeiner Mission, wobei Bruce das Back up war. Er scheint sich in irgendwas verwandeln zu können. Hätte ich echt gerne gesehen.

Bei der Mission ging es um diesen Thanos. Offensichtlich wollte er zwei Wochen zuvor die Hälfte aller Lebewesen vernichten, aber das klappte trotz der Steine, die er dafür benötigte, nicht so ganz wie er sich das vorgestellt hatte. Er starb nämlich beim Versuch und beide Hälften des Universums waren immer noch da.

Natasha, Tony, Bucky und Pepper blieben hier.

Bucky und ich verstanden uns gut. Er erzählte meist irgendwelche Geschichten über Rogers. Ihre Freundschaft hielt ziemlich lange, da sammeln sich einige Geschichten an.
Über sich erzählte Bucky mir nur, dass er und Steve viel älter seien, als man bei ihrem Aussehen vermuten würde. 

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Nachdem ich entlassen wurde, wollte ich eigentlich rausgehen. Dann aber erinnerte ich mich an Friday und dass wir hier fast alleine waren, wodurch mir eine andere Idee kam.

„Friday?"

„Hallo, Y/N. Was kann ich für sie tun." sagte eine körperlose Stimme.

„Tony hat mich also registriert." sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihr „Hast du Zugriff auf YouTube?" fragte ich sie unsicher. 

„Natürlich, Y/N."

„Okok. Ehm... könntest du ‚(Lieblingslied)' abspielen? Oh und das bitte auf so laut wie du kannst?"

„Natürlich."

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Ich lief durch die Gänge und sah alles, was der Avengers Tower, so nannten sie das, zu bieten hatte. Ich benötigte eine Stunde, um einmal durchzulaufen. Es war das schönste Gefühl einfach alleine hier zu sein. Ich redete ab und zu mit Friday.

„Wie lange gibt es dich schon?" Ich war ziemlich aus der Puste durch das ganze Rennen.

„Edwin Jarvis war mein Vorläufer. Er war erstmal der Butler von Howard Stark, Tonys Vater. Dann aber verstarb Jarvis und Tony entwickelte eine KI, die er Jarvis nannte. Aus Jarvis entstand wiederum Vision.... „

Friday erzählte mir die ganze Geschichte. Vision entstand also aus Jarvis? Interessant.

Ich weiß nicht wie ich da gelandet bin, aber nach etwa einer weiteren halben Stunde erreichte ich eine Tür im obersten Stockwerk, die auf das Dach führte.

Die Aussicht war unglaublich. Man konnte den Wald sehen, der sich ins weite ausstreckte und rund um das Gebäude verlief, wobei es eine Straße gab, die zum Tower und davon weg führte.

„Was machst du denn hier?" ich erkannte sofort wer das war.

„Bucky? Die Tür hierhin ist nicht zu übersehen." ich zuckte lächelnd meine Schultern.

„ Coole Musikauswahl." er schmunzelte.

„Dankeschön" sagte ich stolz.

„Natasha hat nach dir gefragt. Sie wollte wissen wie es dir geht."

„Ach, wollte sie das? Wie geht es ihr? Ich hab gehört, dass sie das ziemlich mitnimmt." ich schaute Bucky in die Augen.

„Sie versucht das noch zu verarbeiten. Aber deine Träume haben ihr Hoffnung gegeben."

Ich setzte mich neben ihn an den Rand de Daches.

„Wieso weißt sie mich so ab?" 

„Natasha verarbeitet Sachen im Schweigen. Ihr fällt es schwer sich an neue Menschen zu gewöhnen. Es liegt nicht an dir."

„Danke, Barnes." Ich lächelte ihn an und wir lagen für den Rest des Tages einfach nur da, hörten Musik und schauten in den Himmel. Und obwohl ich Barnes wirklich sehr mochte, wünschte ich mir trotzdem, dass sie an seiner Stelle da wär.

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„Ich hab schreckliche Dinge für Hydra gemacht. Und obwohl ich weiß, dass das nicht wirklich ich war, kann ich mir nicht verzeihen. Die Albträume erinnern mich daran, dass das niemals wieder passieren darf und der Morgen danach, dass es endlich vorbei ist und ich endlich wieder Menschen um mich habe, die für mich da sind."

Bucky brach das Schweigen nach einigen Stunden. Ich wusste, dass man darauf nicht antworten konnte, dass er kein Mitleid wollte oder von mir hören wollte, dass alles gut sei. Die Tatsache, dass er in diesem Moment hier war, konnte das besser Beweisen, als es irgendwelche Worte jemals konnten.

„Wie hast du mich eigentlich hier gefunden?" ich drehte meinen Kopf zu ihn um.

„Menschen wie wir gehen an Orte wie diese." er schaute mich ernst an und ich nickte.

Ich wusste was er meinte. Menschen, die in Wälder rannten, wenn es zu viel wurde, sich von allen isolierten oder Stunden lang auf einem Dach saßen.

„Natasha gehört auch dazu, nicht wahr?" fragte ich.

„Ja, das tut sie" seine Stimme klang weich.

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Es war 03:00Uhr, als Friday uns die Uhrzeit mitteilte und meinte, dass wir schlafen gehen sollten. Tony hatte wohl Friday nach unserem Standpunkt befragt. Da er wusste, dass Bucky von Zeit zu Zeit hier war, machte er sich keine Sorgen.

Ich verabschiedete mich von Bucky und ging an Natashas Tür vorbei. Meine Hand lag schon auf der Türklinke. Aber es war spät, also entschied ich mich dagegen.

An diesem Abend hatte ich nicht vor zu schlafen. Wenn Tony mit irgendeiner komischen Maschine in deinem Gehirn rumfuchtelt, dann fällt einem das einschlafen schwer. Meine Füße waren auf der Fensterbank und mein Blick lag auf dem Mond.

Plötzlich hörte ich einen Schrei von nebenan. Hektisch stand ich auf, rannte zu Natashas Tür, riss sie auf und sah zu meiner Erleichterung, dass ihr nichts passiert war. Sie träumte schlecht.

„Hey, Natasha, ich bin es. Es ist alles ok, der Traum ist nicht echt. Du bist in Sicherheit."

Sie saß auf ihrem Bett und ihr flossen Tränen über die Wangen. Sie versuchte durchzuatmen und sagte nichts, sondern starrte mich nur an. An ihren grünen Augen erkannte ich schließlich, dass sie sich wieder beruhigt hatte.

„Es ist alles ok. Sag Bescheid, wenn du was brauchst." Ich stand auf und war auf dem Weg zur Tür.

„Gute Na-" „Du kannst hier bleiben." Ich hielt abrupt an und drehte mich überrascht zu ihr um. Ihre Augen glänzten durch die Reflexion des Lichts, was von den Laternen durch das Fenster kam. Ihre Gesichtszüge waren besonders weich und sie hatte was panisches aber zugleich friedliches an sich.

Ich setzte mich auf  einen Sessel,  steckte mir Kopfhörer ein und spielte das Lied ab, was ich immer abspielte.

Sie ließ mich ihr helfen und ich wusste, wie schwer uns sowas fallen konnte.

„Gute Nacht." flüsterte ich, als sie leiser atmete und einschlief.

In dieser Nacht machte ich kein Auge zu und zum ersten Mal störte mich das nicht, denn ich fühlte mich nicht einsam.

Remember Me || Natasha Romanoff x Female ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt