Die nächste Nacht

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Das Drei Besen war ähnlich voll wie am Tag zuvor, doch wir hatten Glück und ergatterten den letzten freien Tisch, dieses Mal lag dieser allerdings nicht am Rand, sondern direkt in der Mitte des Raumes, sozusagen auf dem Präsentierteller. Wir dachten uns allerdings nicht weiter etwas dabei, klar die Leute kannten mich und Draco und die, die näher in den Krieg verwickelt waren auch Ginny und Blaise und viele schauten uns mit verwirrten Blicken an, doch niemand sagte etwas und so ignorierten wir es. Was für Konsequenzen das ganze haben könnte war keinem von uns bewusst. Das hingegen könnte an dem Wein liegen, den wir zum Abendessen getrunken hatten. Wir ließen es langsamer angehen als am Tag zuvor. Keinem von uns war nach einem Besäufnis zumute, außerdem war es heute nicht mehr notwendig sich die anderen schön zu trinken oder eben die Situation, also tranken wir nur hin und wieder ein Glas Wein. Unsere Gespräche plätscherten einfach so dahin, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir saßen in der gleichen Sitzordnung wie am Tag zuvor. Ginny neben Blaise, ich gegenüber von Ginny und neben mir Draco gegenüber von Blaise. Plötzlich sprach Blaise etwas an, dass ich schon wieder völlig verdrängt hatte: „Sag mal, Ginny, warum erzählst du uns jetzt nicht endlich, wie es zustande gekommen ist, dass du mit zwei Männern gleichzeitig geschlafen hast?" Schlagartig lief Ginny rot an. „Was soll ich sagen... Als ich mich von Harry getrennt habe, da bin ich viel rumgekommen und habe so einiges erlebt. Und irgendwann, da habe ich mal einen Typen kennengelernt, Eric hieß er, der nahm mich mit in seine Wohnung. Als wir dort ankamen war sein bester Freund da, der hatte Liebeskummer, also schlug Eric vor, dass wir ihn etwas aufheitern könnten. Naja, ich war betrunken und dann kam eins zum anderen", beschämt schaute sie auf ihre Hände. Wow, so hätte ich sie echt nicht eingeschätzt. Nicht dass es etwas Schlimmes wäre, ich hatte es nur einfach nicht erwartet. „Und wie war das?", fragte nun wieder Blaise neugierig. Ginny zuckte mit den Schultern, bevor sie antwortete: „Keine Ahnung, nichts was ich ein zweites Mal erleben müsste". Blaise sah ein bisschen enttäuscht aus. „Schade, ich dachte heute machen wir einen Vierer", setzte er dann scherzhaft nach. Wir grinsten. „Nein, ernsthaft. Ich würde es gerne ausprobieren", kam wieder von Blaise. Noch bevor ich Protest erheben konnte meldete sich Draco zu Wort: „Auf gar keinen Fall, ich bin doch nicht schwul. In mein Bett kommt kein anderer Mann!"-„Okay, dann nur ich und die beiden Mädels", konterte Blaise wieder. Sofort schnellte Dracos Hand besitzergreifend auf meinen Oberschenkel. Dieses Mal kam ich ihm beim Sprechen zuvor: „Sag mal, haben Ginny und ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?!" Er grinste nur und zuckte mit den Schultern: „Dann halt nicht". Ginny wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als sich plötzlich ihre Augen weiteten. Noch bevor jemand fragen konnte was los war, traten Ron und Harry zu uns an den Tisch. Verstohlen biss ich mir auf die Lippe, als mir auffiel, dass Dracos Hand noch immer auf meinem Oberschenkel ruhte. „Was geht denn hier ab", ertönte Rons entgeisterte Stimme. „Was habt ihr mit Ginny und Hermine gemacht?!", mischte sich nun auch Harry mit schriller Stimme ein. Draco verfestigte seinen Griff an meinem Oberschenkel. „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber die beiden sind vollkommen freiwillig bei uns, Potter", wendete er sich dann an Harry und Ron und sah die beiden herablassend an. „Niemals", fuhr Ron sofort auf. „Schalt mal einen Gang zurück, Ron", ging Ginny schlichtend dazwischen. Doch es nützte nichts. Draco beugte sich zu mir rüber und flüsterte: „Ich würde dem Wiesel zu gerne unter die Nase reiben, dass er eine Lusche im Bett ist"-„Untersteh dich", sagte ich laut und Draco grinste nur. Nun lag Rons Blick auf mir oder besser gesagt auf Dracos Hand, die noch immer seelenruhig auf meinem Bein lag. „Fass meine Freundin nicht an", schrie dieser nun fast schon. „Ich bin nicht mehr deine Freundin und ich kann selbst entscheiden wer mich wann anfasst", schritt ich nun ein. Ich war mir sicher, dass Ron es nur gut meinte, aber ich wollte auf keinen Fall, dass er sich in mein Leben einmischte. Nun wanderten Rons entsetzte Augen zu meinem Gesicht: „Du... du willst das?!", fragte er mich dann voller Entsetzen. Ich nickte nur leicht mit meinem Kopf. Harry stand noch immer wie angewurzelt neben ihm und sah völlig verwirrt aus. Dann gab er sich einen Ruck und zog Ron mit sich von unserem Tisch weg. „Scheiße", rutschte es mir heraus. Und Ginny nickte bestätigend. „Die kriegen sich schon wieder ein und wenn nicht, dann ist das auch kein Verlust, ihr habt sie doch in den Wind geschossen", gleichgültig zuckte Draco mit den Schultern. „Nein, das sind immer noch unsere Freunde!", fuhr ich ihn an und schob seine Hand von meinem Oberschenkel. Das hatte definitiv meine Laune verdorben. Ich hatte absolut keine Lust mehr länger hier zu bleiben. Ginny schien es ähnlich zu gehen: „So wie ich die beiden kenne werden die uns ab jetzt keine Sekunde mehr aus den Augen lassen, also lasst uns lieber gehen". Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und so verließen wir einige Minuten später, ohne uns noch einmal umzusehen, das Lokal. „Zu mir?", fragte Draco kühl, als wir vor der Tür angekommen waren. Ich wäre am liebsten alleine zuhause gewesen, doch ich ließ mich von den anderen überreden auch noch mit zu Draco zu gehen. Auf dem Weg dorthin, den wir, um einen kühlen Kopf zu bekommen, zu Fuß zurücklegten, schien Ginny sich schon wieder vom Schreck erholt zu haben, denn sie flirtete wieder unentwegt mit Blaise. Offensichtlich war er gut gewesen. Draco und ich hingegen schlenderten mit Abstand, schweigend hinter ihnen her. Ich hatte einfach keine Lust zu reden und ihm schien auch etwas nicht zu passen. Es war mir egal. Was war er schon gegen meine zwei besten Freunde? Natürlich mochte ich ihn, aber ich kannte ihn ja nicht mal richtig. Und dass er sich so gegen die beiden aussprach, obwohl er sie ja gar nicht richtig kannte, das nervte mich sehr. Wir traten in den kühlen Flur des Hauses in dem Draco wohnte. Ginny und Blaise gingen kichernd und mit ineinander verschränkten Fingern vor uns die Treppe hoch, Draco und ich schwiegen uns noch immer an. „Wir verschwinden direkt im Schlafzimmer", kündigte Blaise an und Ginny kicherte sofort wieder los. Ich lächelte schwach. Unschlüssig stand ich neben Draco in seiner Wohnung. „Und was machen wir?", fragte ich schließlich unsicher. „Was willst du machen?", fragte er wieder kühl. Mir war nicht wohl zumute. „Keine Ahnung, ich wäre am liebsten allein", erwiderte ich. „Sag mal, wo liegt dein Problem? Warum hängst du so sehr an den zwei Idioten?", fragte er daraufhin genervt. Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt, aber ich entschied mich dagegen. „Die beiden und Ginny sind alles was ich noch habe. Ja okay, im Moment sehe ich sie kaum, weil wir gewissermaßen in einem Gewissenskonflikt stecken, aber trotzdem sind die drei alles was mir nach dem Krieg geblieben ist. Sie sind meine Familie", ich spürte eine Träne, die an meiner Wange herunterlief. Dracos Blick wurde etwas weicher. „Und heute war ein schwieriger Tag für mich, okay? Erst waren wir fliegen, dann bin ich fast abgestürzt und zuletzt erwischen mich meine besten Freunde, während ich mit ihrem Erzfeind etwas trinken gehe. Wenn die wüssten was in den letzten 24 Stunden alles passiert ist, dann hätten sie euch beiden wahrscheinlich so verflucht, dass ihr nie wieder laufen könntet. Das ist scheiße", immer mehr Tränen rannen meine Wange hinunter. Draco stieß einen Seufzer aus und machte einen Schritt auf mich zu und legte seine Arme um mich. Ich drückte mein Gesicht in sein Oberteil und schluchzte. Wir blieben eine Weile so stehen. Ich in seinen Armen, während er mir beruhigend über den Rücken strich. „Komm mit", sagte er schließlich und zog mich hinter sich her in sein Schlafzimmer, welches sofort Erinnerungen weckte. Er setzte sich auf die Bettkante und zog mich auf seinen Schoß. „Es tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe", presste er nun heraus und es fiel ihm sichtlich schwer. Ich musste aufgrund der absurden Situation grinsen. „Mir hat es besser gefallen, wie wir dieses Zimmer gestern betreten haben und außerdem schuldest du mir noch etwas", brach ich nun die Spannung, die in der Luft lag und Draco stieß hörbar die Luft aus: „Du bist unglaublich, wie kann man nur so schnell seine Stimmung ändern?" Das wusste ich selber nicht, nicht dass ich plötzlich nicht mehr traurig wäre, aber es war mir unangenehm mich so vor ihm geöffnet zu haben und hoffte er würde es schaffen mich auf anderen Gedanken zu bringen. Und er ließ nicht lange auf sich warten. Von hinten begann er meinen Hals und Nacken zu küssen, während eine Hand meinen Oberschenkel streichelte und die andere zu meiner Brust wanderte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um ihm besseren Zugang zu meinem Hals zu gewähren. Doch er ließ von mir ab, hob mich hoch und legte mich mit dem Rücken auf das Bett und lehnte sich über mich. Er verwickelte mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Irgendwann löste er sich von meinen Lippen und flüsterte in mein Ohr: „Ich bin für dich da". Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Das war sehr unerwartet gekommen. So etwas hätte ich ihm beim besten Willen nicht zugetraut. Wo war der alte Draco hin verschwunden? Irgendwann würde ich ihn fragen. Irgendwann, aber nicht jetzt und nicht hier. Das würde die Stimmung völlig ruinieren. Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Mein Kopf war zum Bersten voll, aber ich wollte jetzt an rein gar nichts denken. Ich wollte den Moment genießen, mich seinen Händen und seinen Lippen
hingeben und genießen, das hatte ich mir heute absolut verdient. Also schob ich all die Gedanken zur Seite und ließ mich fallen. Seine Lippen wanderten über meinen Körper, seine Hände fixierten meinen sich windenden Körper, während er empfindliche Stellen fand, von denen ich nicht mal ich wusste, dass sie existieren. Er zog mich bis auf die Wäsche aus und erkundete meinen Körper. Beginnend bei meinem Hals, über meine Ohren, meine Brust und meinen Bauch küsste er sich bis hin zu meinen Füßen. Dann schloss er wieder auf zu meinem Gesicht und verteilte leichte Küsse auf meinem Mund. Ich hielt meine Augen geschlossen. Ich spürte, wie er an meiner rechten Schulter entlang meinen Arm bis zur Hand hinunter küsste. Doch beim linken Arm stoppte er plötzlich. Als ich meine Augen öffnete bemerkte ich den Grund, war es ihm bisher tatsächlich noch nicht aufgefallen? An diesem Arm hatte seine Tante in seinem Beisein das Wort „Schlammblut" eingeritzt. Die Narbe war geblieben, auch wenn die Erinnerung in die hinterste Ecke meines Gehirns gedrängt worden war. Was dachte er wohl gerade? Sein Gesicht war nicht zu lesen. Völlig emotionslos starrte er das Wort an. „Hattest du es vergessen?", fragte ich ihn vorsichtig. „Was?", war seine verwirrte Antwort, so als hätte ich ihn mitten aus seinen Gedanken gerissen. „Naja, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du hast vergessen, dass ich... nun ja... kein reines Blut in mir trage oder du hast vergessen, dass deine Tante mir das angetan hat", erklärte ich ihm meine Frage. „Weder noch", war seine knappe Antwort, bevor er mir mit einem undurchdringlichen Blick in die Augen sah. „Nur verdrängt", setzte er dann hinzu und ließ offen was genau er verdrängt hatte. Okay, das war es dann wohl. Die Stimmung war endgültig hinüber. Ich versuchte mich unter seinen Händen, die meinen Körper noch immer fixierten, zu bewegen. Das holte ihn offenbar wieder ins Jetzt und Hier, denn er verstärkte seinen Griff. „Kein Grund abzuhauen, kleine Hexe", raunte er und schien, als hätte es die letzten fünf Minuten nicht gegeben. Ich entspannte mich wieder ein wenig, aber es fiel mir mit jeder Minute schwerer mich auf ihn zu konzentrieren. „Draco", flüsterte ich schließlich und er ließ von mir ab. „Ich glaube ich kann das heute nicht", setzte ich hinterher, als er mich erwartungsvoll ansah. Er seufzte einmal kurz, dann lockerte er seinen Griff und schien zu überlegen. „Dreh dich um", sagte er schließlich leise, aber bestimmt. Ich tat wie mir geheißen und drehte mich auf meinen Bauch. Er stand vom Bett auf und holte etwas aus seiner Kommode, dann kniete er sich über mich und entledigte mich meines BHs. Er verteilte etwas in seinen Händen und dann begann er mich zu massieren. Innerhalb von Sekunden entspannte ich mich völlig. Alle Gedanken schienen verschwunden zu sein. Viel zu schnell ließ er wieder von mir ab. Ich spürte, wie er sich bewegte, ich vermutete, dass er sich auszog. Dann legte er sich neben mich und zog mich an sich. Er wollte kuscheln? Was zur Hölle war hier los? Ich beschloss den Moment einfach zu genießen, aber verstehen tat ich gar nichts mehr. Ich schmiegte mich eng an seinen nackten Bauch. Er hielt mich fest an sich gedrückt und küsste hin und wieder meinen Nacken. Schließlich konnte ich mich nicht länger beherrschen und fragte ihn, wohlwissend, dass ich die Situation vermutlich zerstören würde: „Wieso machst du das?"-„Wieso nicht?", diese Antwort ließ die Alarmglocken in meinem Kopf schrillen. Mir fielen hundert Gründe ein, warum er es nicht tun könnte. Doch ich blieb stumm.
Es verging nicht viel Zeit, bis ich seinen regelmäßigen, ruhigen Atem hören konnte. Er schien eingeschlafen zu sein. Doch für mich war an Schlaf nicht zu denken.

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Huhu, da bin ich wieder! Ich denke Sonntag wird der Upload-Tag für diese Geschichte werden!
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ihr freut euch schon auf mehr!

Die Nacht - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt