Sonntag

426 10 2
                                    

Ich hatte noch Ewigkeiten wach gelegen, doch irgendwann war ich eingeschlafen. Als ich aufgewacht war, war das Bett neben mir leer gewesen. Draco schien also schon aufgestanden zu sein. Leise zog ich mich an und schlich auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer, vielleicht konnten Draco und ich jetzt noch einmal vernünftig miteinander reden. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen, die ich Draco und Blaise zuordnen konnte. Ich wollte gerade den Raum betreten, als ich meinen Namen hörte. „Die kleine Granger scheint es dir ja ganz schön angetan zu haben", das kam eindeutig von Blaise. „Ach was, da ist nichts, ich will einfach nur diese dämliche Wette gewinnen, ich bin kein Verlierer! Du weißt genauso gut, wie ich, dass ich das dreckige, kleine Schlammblut sonst nicht im Traum angefasst hätte", das war Draco gewesen. Seine Worte stachen wie Speere in meinen Bauch. Unfähig mich zu bewegen, war ich gezwungen dem Gespräch weiter zu lauschen. Tränen der Wut sammelten sich in meinen Augen, als Draco immer lauter, aufbrausender und beleidigender wurde. Ich nahm all meine Kraft zusammen und schob die angelehnte Tür auf, damit die beiden mich sehen konnten. Sofort wanderten zwei Augenpaare zu mir. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, kehrte meine Kraft zurück und ich stürmte zurück in Dracos Schlafzimmer, suchte schnell meine Sachen zusammen und stopfte alles mit zitternden Händen in meine Tasche. Wieso hatte ich mich darauf überhaupt eingelassen?! Es war doch sowas von absehbar gewesen, dass ich nur Mittel zu irgendeinem Zweck gewesen war. Wieso war ich so dumm gewesen?! Ich schulterte meine Tasche und stürmte wieder aus dem Schlafzimmer. Draco stand davor und versuchte mich aufzuhalten. „Wage es nicht mich anzufassen oder ich vergesse mich!", schrie ich ihm ins Gesicht, als er seine Hand nach mir ausstreckte. Dann verließ ich die Wohnung und hörte, wie hinter mir irgendetwas in die Tür einschlug. Vor dem Haus apparierte ich sofort zu meiner Wohnung. Dort konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Er war so ein Arschloch. Ich war so verletzt. Nicht weil ich ernsthafte Gefühle für ihn gehabt hatte, aber ich hatte mich ihm anvertraut und offenbart und er hatte darauf geschissen, er hatte mich benutzt für irgendeine dumme Wette. Ich vergrub meinen Kopf in meinem Kissen und schrie. Ich schrie all meine Wut heraus. Immerhin konnte ich jetzt Harry und Ron gegenübertreten und ihnen ehrlich sagen, dass da rein gar nichts war, zwischen mir und Draco. Nichts außer verletzten Gefühlen meinerseits, ich schnaubte verächtlich. Der kann mich mal. Um mich etwas zu beruhigen beschloss ich eine heiße Dusche zu nehmen. Daher tapste ich ins Bad entkleidete mich und betrat mit meiner Zahnbürste im Mund die Dusche. Doch schon nach wenigen Augenblicken bereute ich es. Das warme Wasser auf meiner Haut erinnerte mich an Dracos Hände, die mich an die Wand gedrückt hatten. Die heißen Küsse, die er auf meiner Haut verteilt hatte und wie sexy er ausgesehen hatte, mit seinen nassen, am Gesicht klebenden Haaren. Ich schüttelte mich. Wie konnte es sein, dass er mich in so kurzer Zeit, so um den Finger gewickelt hatte und ich nicht die Absicht dahinter gesehen hatte. Stopp! Ich verbot mir weiter darüber nachzudenken. Es brachte mich sowieso kein Stück weiter. Ich duschte mich zu Ende ab und trocknete mich. Dann zog ich mir etwas Bequemes an und kuschelte mich auf der Couch zusammen. Ich hatte mein Lieblingsbuch aus dem Regal genommen und stöberte nun darin herum, als es plötzlich an der Tür klopfte. Bestimmt war es Ginny, die wissen wollte was los gewesen war. Ich stand auf und ging zur Tür. Ein Blick durch den Türspion verriet mir, dass es nicht Ginny war, die dort vor der Tür stand. Es war Draco. Was zur Hölle wollte der denn hier?! Ich blieb vor der Tür stehen, unschlüssig ob ich öffnen sollte oder nicht. „Bitte mach auf, ich weiß, dass du da bist!", rief er. Zögernd bewegte ich meine Hand auf den Türgriff zu. Dann öffnete ich die Tür einen winzigen Spalt. „Was willst du?", fragte ich ihn barsch. „Hermine, du hast das alles in den falschen Hals bekommen", entgegnete er trocken. „Ich wüsste nicht, wie man dreckiges, kleines Schlammblut in den falschen Hals bekommen könnte", meine Stimme war deutlich lauter geworden. „Würdest du mich rein lassen, damit ich es dir erklären kann?", bat er. Einen kurzen Moment überlegte ich, bevor ich entschieden sagte: „Nein, du kannst dir jemand anderen suchen, den du dann verarschen kannst. Ich hätte es gleich wissen müssen! Du hast dich kein bisschen verändert", ich war so wütend. Doch bevor ich mir überlegen konnte, wie ich weiter vorgehen würde, wurde die Tür von außen aufgestoßen und Draco stand direkt vor mir. Ich konnte mich nicht länger beherrschen und schlug ihm mit meiner flachen Hand ins Gesicht. Er ließ es einfach so über sich ergehen. Auch als ich anfing ihn anzuschreien und ihm an den Kopf zu werfen, wie gemein er war sagte er nichts und blieb stillstehen. Als ich mich schließlich einigermaßen wieder eingekriegt hatte, begann er zu sprechen: „Hör zu, es gab eine Wette, ja. Aber diese Wette zielte nicht direkt auf dich ab. Es war eine dumme Wette, die Blaise vorgeschlagen hat. Am Freitag hatten wir gewettet, dass wir an dem Abend beide die erste Frau ins Bett kriegen, die sich zu uns setzt, naja und als er euch gesehen hat, hielt er es für eine witzige Sache, euch dazu zu bringen, dass ihr euch neben uns setzt. Naja, dann galt diese Wette. Aber was ich heute morgen zu Blaise gesagt habe, das war nicht die Wahrheit. Es fällt mir nur schwer mir selbst einzugestehen, dass ich dich, eine Frau, die nicht reinblütig ist, nicht total scheiße finde". Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. So leicht würde er aus der Sache herauskommen. „Das ist kein Grund mich so zu beleidigen!", war alles was ich erwiderte. Draco seufzte. Dann wandte er sich zum Gehen, aber ich hielt ihn auf. „Nein, du wirst jetzt nicht gehen", wies ich ihn an und er sah mich verwirrt an. Ich packte ihn fest am Handgelenk und zog ihn ins Schlafzimmer. „Leg dich hin!", befahl ich. Schweigend tat er was ich sagte. Ich kniete mich über ihn und zog ihm sein Oberteil aus. „Du hast mich ausgenutzt!", warf ich ihm vor und setzte an ihm einen Knutschfleck auf die Brust zu machen. „Du hast mich bis auf's Blut beleidigt!", es folgte der nächste Knutschfleck. „Du hast mich belogen", der nächste. So ging es eine ganze Weile, bis auf seiner Brust ein riesiges H zu sehen war. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Dann stand ich auf. Doch bevor ich Draco sein Oberteil zurückgeben konnte wurde ich von ihm aufgehalten. „Du wirst mich jetzt ganz sicher nicht am ausgestreckten Arm verdursten lassen! Du kannst mich nicht geil machen und dann abhauen", raunte er mit einer unfassbar tiefen Stimme. „Was wenn doch?", fragte ich schnippisch. Als Antwort warf er mich auf mein Bett und fixierte mich mit seinen Händen. Er presste seine Lippen auf meine, dann ließ er etwas lockerer und ich erwiderte den Kuss. Das war definitiv der leidenschaftlichste Kuss meines Lebens! Ich legte all meine Emotionen in diesen Kuss. Er schien es mir gleich zu tun. Noch immer war ich unfassbar wütend auf ihn, doch trotzdem zog er mich an. Ich konnte ihm einfach nicht widerstehen. Und das war absolut in Ordnung, zumindest so lange, wie keine Gefühle im Spiel waren. Ich löste mich von ihm und griff nach dem Saum meines Oberteils, um es mir über den Kopf zu ziehen und er half mir dabei. Kurz darauf folgten unsere Hosen. Dann klebten unsere Lippen wieder aneinander. Ich spürte seine Erektion zwischen meinen Beinen. Er machte mich so unheimlich an. Ein leises Keuchen entfuhr mir, als seine Hand begann meinen Hintern zu massieren. Er hielt inne. „Stöhn für mich, kleine Hexe", flüsterte er und entfernte mit schnellen Handgriffen meine Unterwäsche, um dann mit seinem Mund zwischen meine Beine zu wandern. Das musste er mir nicht zweimal sagen, denn als seine Zunge zum Einsatz kam konnte ich mein Stöhnen nicht unterdrücken. Kurz bevor ich meinen Höhepunkt erreicht hatte, stoppte er und entledigte sich ebenfalls seiner Unterhose. Dann drehte er mich um, so dass ich mit gebeugtem Oberkörper vor ihm kniete. Er begann von hinten in mich reinzustoßen. Erst vorsichtig und dann immer schneller. Ich stöhnte und keuchte vor mich hin. Als er dann mit einer Hand zu meiner Brust fuhr und diese streichelte, war es um mich geschehen. Ich ergab mich meinem Orgasmus und all meine Hemmungen fielen. Einige Stöße später ergoss sich Draco ebenfalls in mir und ließ sich keuchend auf mich sinken. So lagen wir einige Zeit da, bis ich schließlich genug Kraft gesammelt hatte, um mich zu bewegen. Sanft schob ich ihn von mir und drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. „Du solltest jetzt gehen", sagte ich sanft, aber bestimmt. „Und glaub bloß nicht, dass ich dir verziehen hätte. Ich hab das hier nur für mich gemacht", setzte ich noch hinterher. Er seufzte kurz und erhob sich aus meinem Bett. Er sprach einen Reinigungszauber auf sich und mich und zog sich dann wieder an. Ich wickelte mich in meine Decke und sah ihm dabei zu. Er war heiß. Viel zu heiß! Wie hatte ich das die ganze Schulzeit über übersehen können? Als er damit fertig war sich anzuziehen, blieb er unentschlossen in meinem Schlafzimmer stehen und sah mich an. Ich er hob mich ebenfalls, zog mir schnell meine Kleidung über und machte eine auffordernde Geste in Richtung Flur. Er seufzte ein weiteres Mal und trat mit hängenden Schultern aus dem Raum. Ich folgte ihm. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, so enttäuscht sah er aus. Offensichtlich hatte er nicht mehr mit einem Rausschmiss gerechnet. Aber den hatte er sich mehr als verdient, also ließ ich ihn leiden. Er griff nach dem Türknauf und drehte sich noch einmal zu mir um. „Es tut mir wirklich leid", murmelte er und presste die Lippen zusammen. „Irgendwann werde ich dir vielleicht verzeihen, aber das wird ein langer Weg", erwiderte ich und schaute ihn mit nichtssagendem Blick an. Ein letztes Mal seufzte er, bevor er schließlich meine Wohnung verließ. Enttäuschung machte sich in meinem Körper breit. War das tatsächlich die richtige Entscheidung gewesen? Hätte ich ihm nicht besser einfach verziehen? Nein, er hatte es schlicht und einfach nicht besser verdient! Außerdem hatte er Sex bekommen, natürlich nur, weil ich Sex gewollt hatte, aber er hatte dadurch ja ebenfalls einen Mehrwert. Ich musste innerlich grinsen, als mir einfiel, dass er in nächster Zeit wohl auch keinen Sex mit jemand anderem haben würde. Andernfalls würde er wegen des Hs auf seiner Brust wohl in Erklärungsnot kommen. Zufrieden trat ich in meine Küche und kochte Wasser auf. Ich wollte mich mit einer Tasse Tee wieder meinem Buch widmen, um den Sonntag entspannt ausklingen zu lassen. Doch dazu kam es nicht, denn es klopfte erneut an meiner Tür. Mein Herz machte einen Hüpfer, als kurz die Hoffnung in mir aufflammte Draco wäre zurückgekommen, doch dem war nicht so. Als ich öffnete stand Ginny vor der Tür. Mit prüfendem Blick musterte sie mich, bevor sie eintrat. Wir begrüßten uns kurz und ich bot ihr ebenfalls einen Tee an, den sie dankend annahm. Damit setzten wir uns in meinem Wohnzimmer auf die Couch und dort rückte sie endlich mit all ihren Fragen heraus: „Ist alles in Ordnung bei dir? Hat er sich entschuldigt? Blaise hat mir erzählt was passiert ist. Es ist nicht so wie du denkst! Kann ich irgendwas für dich tun? Soll ich ihm sagen, dass er sich entschuldigen soll? War er denn ansonsten nett zu dir? Wie konnte das bloß alles so schnell passieren? Hättest du damit gerechnet, dass dieses Wochenende so abläuft? Oder dass die beiden doch ganz nett sein können?" Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Ich musste lachen. „Also, mir geht's gut soweit. Er war hier und hat sich entschuldigt, aber ich hab ihm noch nicht wirklich verziehen. Vielleicht habe ich mich ein bisschen gerächt. Eigentlich war er sehr nett zu mir. Fast schon gruselig nett, ich habe das Gefühl, dass da noch irgendetwas im Busch ist. Und nein, ich hätte nicht im Traum damit gerechnet, dass dieses Wochenende so verläuft! Niemals!", antwortete ich ihr dann und setzte noch hinterher: „Und du und Blaise? Was läuft da?" Sie wurde rot. „Oh, er ist ein talentierter Liebhaber, wenn du das meinst", antwortete sie dann. Wir kicherten. „Magst du ihn?", fragte Ginny irgendwann, als wir schon längst über etwas anderes sprachen. „Wen?", fragte ich, weil ich mir sicher war, dass sie nicht nach dem Kobold fragte, von dem ich ihr gerade noch erzählt hatte. „Na wen wohl? Draco natürlich!", antwortete sie augenrollend. Was für eine Frage. Mochte ich ihn? „Schwierige Frage. Natürlich finde ich ihn nicht abstoßend, sonst hätte ich ihn nicht so nah an mich herangelassen, aber wenn ich an all das denke, was er uns zu Schulzeiten angetan hat und an heute morgen, dann kann ich diese Frage nicht beantworten. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass es mich sehr verletzt hat, was er gesagt hat, ja, vermutlich mag ich ihn", kam ich schließlich zu einem Ergebnis. Und Ginny nickte verstehend. „Ich mag Blaise wirklich sehr gerne und ich hoffe, dass du und Draco euch zumindest so zusammenreißen könnt, dass wir noch ab und an etwas zusammen unternehmen können, denn ich fand die letzten Tage wirklich lustig. Deswegen hatte ich Blaise übrigens auch darauf angesetzt bei Draco mal nachzuhorchen, ob er dich mag. Aber der Idiot ist ja viel zu stolz, um das zuzugeben!", erklärte sie dann. Ich lächelte ihr zu und erwiderte: „Das werden wir hinkriegen, ich verspreche es dir. Und wer weiß, vielleicht wird ja irgendwann mal mehr aus dir uns Blaise". Ginny kicherte und wurde erneut rot. Ich hatte also ins Schwarze getroffen. Genau das schien ihr Bestreben zu sein. Es freute mich sehr für sie, dass sie scheinbar jemanden gefunden hatte, den sie gerne hatte und der gut zu ihr war. Ich musste zugeben etwas neidisch war ich schon, aber ich sagte es ihr nicht. Ginny blieb den Rest des Tages bei mir und wir redeten über alles mögliche, ich genoss die Zeit mit meiner besten Freundin und fiel am Abend todmüde in mein Bett. Mit einem guten Gefühl schlief ich schließlich ein.

-

Hellooo, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel!Ich hoffe es gefällt euch :)

Die Nacht - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt