Montag

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...wie jeden Montag klingelte mein Wecker auch an diesem Morgen viel zu früh. Ich quälte mich dennoch aus dem Bett und freute mich auf etwas Normalität nach diesem besonderen Wochenende. Ich zog meine Arbeitsuniform bestehend aus einem Rock, einer Strumpfhose und einer Bluse an und machte mich fertig. Bevor ich das Haus verließ warf ich mir noch meine Robe über und apparierte dann zum Ministerium. Ich quetschte mich durch die Gänge, die um diese Zeit viel zu voll waren, hindurch und grüßte hier und da einige bekannte Gesichter. Schließlich kam ich an meinem Büro an. Ich legte meinen Umhang über den Sessel, der in der Ecke stand und setzte mir einen Tee auf. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und sah mir an, was sich dort angesammelt hatte. An einem Brief blieb ich hängen. Es war ein Brief meines Vorgesetzten. Er schrieb, dass ich ab heute einen neuen Mitarbeiter haben würde und dass sich dies sehr spontan entschieden hatte. Bevor ich an der Stelle ankam, an der er schrieb, um wen es sich handle klopfte es an meiner Tür und sie öffnete sich. Ich sah auf und traute meinen Augen kaum. Draco stand vor mir. „Was machst du denn hier?", fragte ich ihn entgeistert. Er grinste und beobachtete mich belustigt dabei, wie ich versuchte meine Gesichtszüge wieder in den Griff zu bekommen. „Ich arbeite hier", antwortete er schließlich immer noch grinsend. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich lenkte meinen Blick wieder auf das Schreiben, dass ich gerade noch gelesen hatte. Tatsächlich, dort stand, dass es Draco Malfoy sein würde, der mir ab heute zur Seite stehen würde. Entgeistert wanderten meine Augen wieder zu ihm. „Machst du das extra?", fragte ich ihn und er lachte. „Ich habe meine Beziehungen spielen lassen. Du wolltest mir nicht verzeihen, also habe ich gedacht, ich komme dir einfach so nahe, dass du gar keine Wahl hast", erklärte er mir dann. Ich konnte es nicht fassen. „Du spinnst doch!", war alles was mir dazu einfiel. Selbstgefällig grinsend griff Draco zu dem Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand und ließ sich darauf nieder. „Hermine, du könntest mich ganz einfach wieder loswerden, wenn du wollen würdest. Ich verzeihe dir, ist alles was ich von dir hören will", erwiderte er ruhig. Ich schnaubte, das glaubte er doch nicht wirklich. „Nein, keine Chance, ich kann gut jemanden für die Drecksarbeit gebrauchen", gab ich zurück. Sein Grinsen wurde etwas schwächer. Soweit hatte er offensichtlich nicht gedacht. Das hatte er nun davon. Ich nahm einen großen Schluck von meinem Tee. „Du solltest es dir nicht mit mir verscherzen, das würde dir dein bester Freund wohl nicht verzeihen. Denn er mag Ginny meines Wissens nach wirklich und andersherum. Ganz sicher haben die beiden keine Lust auf einen Rosenkrieg auf ihrer, vielleicht irgendwann mal stattfindenden, Hochzeit", sagte ich dann trocken: „Und deshalb", ich machte eine kurze Pause: „deshalb wirst du jetzt zuerst einmal meine Post durchgehen, wenn etwas Wichtiges dabei ist, sag mir Bescheid, ich bin nebenan". Er schaute mich fast schon entsetzt an, aber ich verließ einfach das Büro. Was hatte er sich dabei bloß gedacht? Jetzt musste ich ihn auch noch jeden Tag ertragen. Idiot! Ich schlüpfte in das Büro meiner Kollegin. Diese war noch nicht da, aber ich wollte keinesfalls noch länger in einem Raum mit Draco sein, also beschloss ich hier auf sie zu warten. Doch soweit kam es nicht, denn schon zwei Minuten später betrat Draco den Raum. Natürlich hatte er wieder dieses dämliche Grinsen auf den Lippen. Ich hatte erneut das Bedürfnis ihn zu schlagen, aber ich hielt an mich. „Ich glaube, ich sollte dich aufklären, bevor du mich noch umbringst", begann er zu sprechen und ich sah ihn gespannt an. Es konnte eigentlich nur schlimmer werden. „Keine Sorge, ich werde dich gleich wieder verlassen, eigentlich war das ganze nur als Scherz gedacht. Ich arbeite schon länger im Ministerium, natürlich in einer völlig anderen Abteilung, aber deshalb konnte ich mich für einen Tag in deine Abteilung einschmuggeln"...
Mein Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf. Ich riss die Augen auf. So einen realen Traum hatte ich selten gehabt. Ich begann in Gedanken zu sortieren, wo wohl der Traum begonnen und wo er geendet hatte. Ich lag noch in meinem Bett, was darauf schließen ließ, dass wohl der gesamte bisherige Montag ein Traum gewesen war. Ich fuhr mir mit meiner Hand über die Augen und beschloss aufzustehen. Als ich kurz darauf in meinem Büro ankam stürmte ich nervös zu meinem Schreibtisch. Ich durchwühlte meine Post, auf der Suche nach einem Brief meines Chefs, doch ich wurde nicht fündig. Erleichtert ließ ich mich auf meinem Stuhl nieder. Kein Draco in meiner Abteilung. Plötzlich kam mir eine Idee, ich stand auf und zog aus dem Aktenschrank einen Ordner, in welchem alle Abteilungen und Mitarbeiter des Ministeriums aufgelistet waren. Mithilfe eines Zaubers durchsuchte ich den dicken Ordner nach Dracos Namen. Einige Minuten durchblätterten sich die Seiten scheinbar von selbst, bevor es abrupt stoppte und inmitten einer Seite der Name Draco Malfoy rot hervorgehoben wurde. Abteilung für Zaubertränke. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Er arbeitete tatsächlich im Ministerium. Draco Malfoy hatte es geschafft. Aber wieso hatte er nichts erzählt? Viele Fragen sammelten sich plötzlich in meinem Kopf, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, riss mich eine mir sehr bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich wirbelte herum und klappte hektisch den Ordner zu. „Harry, was machst du denn hier?", würgte ich so freundlich wie möglich hervor. „Ich wollte mit dir reden", kam es ruhig von Harry zurück. „Oh, äh, okay. Dann setz dich doch", presste ich hervor und schob den Ordner unauffällig zurück in den Schrank. Harry ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von meinem Schreibtisch nieder. Ich trat hinter ihn, schloss die Tür und nahm dann auf meinem Stuhl gegenüber von ihm Platz. Er räusperte sich hörbar und kratzte sich verlegen am Kinn, scheinbar fehlten ihm die Worte, um anzufangen. „Also, da gäbe es zwei Sachen. Die erste ist einfach. Wir Auroren arbeiten gerade an einem Fall und könnten deine Hilfe brauchen. Ähm, es geht dabei um Kobolde, die scheinbar krumme Dinger drehen, wenn du weißt was ich meine... Naja und Ron und ich bearbeiten gemeinsam diesen Fall und fanden die Idee schön uns mal wieder gemeinsam mit dir in ein Abenteuer zu begeben", er schaute mich erwartungsvoll, fast schon hoffnungsvoll an. Ich seufzte. Ich konnte ihm diese Bitte eigentlich nicht ausschlagen. Natürlich würde er mich nicht verpetzen, aber meine privaten Angelegenheiten sollten nicht meine Arbeit beeinflussen. Und außerdem hatten Ron und ich uns eigentlich im Guten getrennt. Ich seufzte erneut. „Ich bin dabei", sagte ich schließlich und schenkte Harry ein zaghaftes Lächeln. Er hatte von zwei Sachen gesprochen. Und insgeheim war mir fast schon klar, welche die zweite Sache war. „Okay hör zu. Du kannst es dir vermutlich schon denken, aber Ron und ich machen uns Sorgen um dich. Wegen Malfoy, du weißt schon. Naja und ich weiß, dass gerade Ron in dieser Hinsicht eher weniger gelassen ist und daher wollte ich alleine mit dir reden", fing er nun an um den heißen Brei herum zu reden. Ich presste die Lippen aufeinander, um ihm nicht auf der Stelle den Marsch zu blasen. Was ging es ihn und Ron an mit wem ich meine Zeit verbrachte?! Jaja, sie machten sich Sorgen. Von wegen. Ron war eifersüchtig, denn er sah mich noch immer als seine Freundin und Harry, der wollte einfach mal wieder den Helden spielen. Für ihn war es einfach die Feindschaft zu Draco, die ihn dazu brachte sich einzumischen. Er fuhr fort: „Also Hermine, was läuft da zwischen dir und Malfoy? Und was ist mit Ginny und Zabini? Und wie kam es dazu?! Ihr würdet euch doch nicht freiwillig mit den zwei Schlangen abgeben? Mag sein, dass sie jetzt wieder ein besseres Ansehen in der Gesellschaft haben, Malfoy als Abteilungsleiter im Ministerium und Zabini als professioneller Quidditch-Spieler, aber sie sind noch immer die alten!" Harry wusste also, dass Draco im Ministerium arbeitete. Und Blaise spielte Quidditch, so wie Ginny? Das musste sie doch vorher schon gewusst haben, sie kannte jeden Spieler. Doch darüber würde ich mir später weiter Gedanken machen. Jetzt würde Harry zuerst seine Antworten erhalten: „Harry Potter", begann ich also mit bedrohlicher Stimme: „Du weißt ebenso gut wie ich, dass ich sehr wohl auf mich selbst aufpassen kann. Dafür brauche ich keinen Ron und auch keinen Harry, die zu kindisch sind, um die Feindschaft mit den Slytherins zu vergessen. Aber um deine Fragen zu beantworten: Bei Draco und mir läuft nichts! Ginny kannst du selber fragen! Es kam dazu, weil wir die beiden zufällig getroffen haben, wir hatten eine lustige Zeit, das war's! Außerdem, was fällt dir ein die beiden sofort zu überprüfen?! Dazu hast du kein Recht!" Meine Stimme war immer lauter geworden und als ich nun schwieg sah ich in Harrys zerknirschtes Gesicht. Er hatte eingesehen, dass er zu weit gegangen war. „Es tut mir leid, Hermine", murmelte er leise und stand auf. Er drehte sich Richtung Tür, um zu gehen, doch ich hielt ihn zurück: „Harry, warte! Ich helfe euch trotzdem bei eurem Fall. Soll ich direkt mitkommen?" Abrupt drehte er sich wieder zu mir um und lächelte. „Ja, das wäre am besten", erwiderte er und wartete an der Tür auf mich.Zwei Stunden später rauchte mein Kopf. Harry und Ron hatten mich ausgiebig über den Fall informiert und wir hatten noch einmal die Zeugenaussagen durchgesehen. Doch jetzt hatten wir beschlossen zuerst einmal eine Pause zu machen. Gerade als ich mich auf den Weg machen wollte, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken, hielt Ron mich auf. „Hermine, hast du mal einen Moment?", fragte er. Ich hatte so gar keine Lust jetzt mit ihm zu sprechen, also sagte ich: „Ich wollte mir gerade einen Kaffee holen, also..."-„Ach kein Problem, ich komme einfach mit", unterbrach er mich und ich seufzte leise, so dass er es nicht mitbekam. Er war noch immer furchtbar schlecht darin zu deuten was jemand ihm indirekt mitteilen wollte. Naja, jetzt war es sowieso zu spät, also nickte ich nur knapp. Als wir weit genug von den Auroren-Büros entfernt waren begann Ron zu reden: „Hermine, ich weiß wir sind nicht mehr zusammen, aber jetzt wo ich weiß, dass zwischen dir und Malfoy nichts läuft... was war da eigentlich los mit euch? Naja, jedenfalls habe ich gedacht vielleicht hättest du ja Lust... vielleicht... eventuell mal bei mir vorbeizuschauen? Wir könnten es doch nochmal probieren meinst du nicht? Hermine, ich liebe dich immer noch und werde es für immer tun!" Ich verspürte das Bedürfnis mich zu übergeben. Was um Gottes Willen hatte Ron geritten? Wie konnte er nur so mit der Tür ins Haus fallen. Ich überlegte fieberhaft, wie ich reagieren konnte, ohne die gesamte Zusammenarbeit zu gefährden. Schließlich begann ich: „Ähm, Ron hör zu..." Doch weiter kam ich nicht, denn plötzlich stand Draco neben uns und grinste mich an. „Hermine, wie schön dich zu sehen!", flötete er übermäßig fröhlich, dann setzte er abwertend hinterher: „Wiesel", dabei nickte er kurz ins Rons Richtung. Als ich Draco daraufhin überschwänglich um den Hals fiel und ihm ins Ohr flüsterte: „Ich war noch nie so froh dich zu sehen", verfinsterte sich Rons Miene so sehr, dass ich kurz Angst hatte, ob ich zu weit gegangen war. „Malfoy", presste Ron bitter hervor. Ich war so unendlich froh darüber, dass Draco mir erspart hatte Ron auf sein Liebesgeständnis zu antworten, dass ich für kurze Zeit fast vergaß, dass ich stinksauer auf ihn war. Als mir das wieder einfiel trat ich sofort einen Schritt von ihm weg, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte. „Könnte ich mir Hermine kurz ausleihen, Wiesel?", fragte Draco nun zuckersüß und betonte meinen Vornamen dabei ganz besonders. Ron sah aus, als würde er gleich wütend auf den Boden stampfen. „Nein, Frettchen, wir sind mitten in einer Unterhaltung! Außerdem wieso sollte Hermine mit dir reden wollen?", antwortete Ron wütend. Im Stillen fragte ich mich was wohl besser wäre, Ron doch noch antworten zu müssen oder ein weiteres Mal von Draco um den Finger gewickelt zu werden? Doch ein weiteres Mal an diesem Tag hatte ich keine Zeit eine eigene Entscheidung zu treffen, denn Harry gesellte sich zu uns und unterbrach das feinselige Gespräch zwischen Draco und Ron indem er sagte: „Hermine, Ron, wir müssen weitermachen". Na toll, nicht mal für einen Kaffee hatte man Zeit. „Ich gehe dann besser", meldete sich Draco zu Wort und auf Rons Gesicht breitete sich ein siegessicheres Grinsen aus. Doch so einfach ließ Draco ihn nicht gewinnen. Er beugte sich zu mir herunter und drückte mir zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. „Bis dann, Süße", setzte er hinterher und entfernte sich mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen. Er war so ein Idiot. Harry sah mich mit einem fragenden Blick an, doch ich schüttelte nur den Kopf und signalisierte ihm damit, dass alles nicht so war, wie es ausgesehen hatte. Er ließ sich damit vorerst zufriedenstellen. Zu dritt begaben wir uns wieder zurück in die Büros der Auroren. Ich war absolut nicht mehr bei der Sache. Ich musste ständig wieder an Draco denken und überlegte, ob ich nun noch saurer auf ihn war oder ob ich ihm dankbar war, dass er mich vor Ron gerettet hatte. Verdammt, wieso konnte mein Leben nicht einfach so sein, wie es noch vor einer Woche gewesen war? Warum war alles immer so kompliziert? Ich schüttelte meinen Kopf, um all meine Gedanken zu vertreiben und mich auf den Fall zu konzentrieren, doch so richtig wollte das nicht gelingen. Ich beschloss später zu Ginny zu gehen, um mit ihr über alles zu sprechen. Doch vorher hatte ich noch einige Stunden totzuschlagen. Seufzend widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Harry, Ron und den mutmaßlich korrupten Kobold.

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Hey ihr, es tut mir mega leid, dass das Kapitel einen Tag zu spät kommt! Ich habe es gestern in dem ganzen Osterstress einfach vergessen... Ich hoffe ihr hattet ein den Umständen entsprechend schönes Osterfest! xoxo

Die Nacht - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt