Die nächste Woche arbeitet ich durch und trotzdem schaffte ich es nicht bis zur Hälfte. Mr. Prince schickte mir so viele Details die man ausbauen konnte. Nun war Montag und ich sass schon am frühen Morgen auf meiner Coach und schrieb. Auf dem kleinen Tisch davor, stand eine Kaffeetasse aus der ich immer mal wieder einen Schluck nahm.
Mr. Prince nannte keine Uhrzeit, weshalb ich ihm in einer kurzen Schreibpause eine E-Mail schickte. In der Zeit, in der ich auf eine Antwort wartete, trug ich die leere Tasse in die Küche, welche ziemlich klein war. Aber sie genügte mir. Mehr als einen Tisch mit zwei Stühlen, einen Kühlschrank, eine kleine Gefriertruhe und was sonst noch zu einer Küche gehörte brauchte ich nichts. Schliesslich kam höchstens mal Liora vorbei.
Als ich wieder zurück in mein Wohnzimmer trat, welches ebenfalls nicht das grösste war, sah ich das er geantwortet hatte. Er sei schon an meinem Arbeitsplatz und warte seit einer langen Zeit und ich solle mich beeilen. Toll, nicht meine Schuld wenn er keine Zeit genannt hatte und sich nicht meldete. Aber gut.Ich packte meine Sachen zusammen und verliess schon kurz danach meine Wohnung. Aus irgendeinem Grund war heute ungewöhnlich viel los. Autos rauschten an mir vorbei und wirbelten meine roten Haare herum. Leute liefen bei jeder Abzweigung beinahe in mich hinein. Ich musste mich immer mehr darauf konzentrieren, dass ich da wieder lebendig raus kam. Manchmal fühlte es sich schon fast so an, als ob mich alles und jeden aufhalten wollte an mein Ziel zu gelangen. Und ein Stück weit gelangte es ihnen wohl auch. 10 Minuten, ich brauchte zwei mal so lang wie normal. Das erste mal also war ich froh in den Lift einsteigen zu können. Hier war niemand der mich anrempelte wodurch meine Tasche runterfiel und niemand mir half alles wieder zusammen zu sammeln, so wie es gerade passiert war. Doch schon bald darauf wünschte ich mir wieder in dieser Masse von Menschen fest zu stecken, denn nichts war schlimmer als dieses Monstrum namens Lift. Wenn ich diese Worte aussprechen würde, würde ich wohl das letzte Wort abfällig ausspucken. Lifte waren wirklich grässlich.
Heilfroh war ich, als ein kleines und leises klingeln ertönte und sich die Türen vor mir zum dritten Stock öffneten. Ich stolperte heraus und eilte zu meinem Arbeitszimmer. Ich achtete nicht wirklich auf die grellen Lampen im Gang, die mich sonst immer blendeten und aufregten. Denn obwohl ich der Meinung war, dass er selbst Schuld war dass er war warten musste, wusste ich dennoch wie unangenehm dieses Gefühl sein konnte. Zu warten und zu warten und man hatte keine Ahnung wann und ob die andere Person schliesslich auftauchen würde.
Seufzend betrat ich also mein gewohntes Arbeitszimmer. Obwohl, so gewohnt war es nun auch wieder nicht. Ich hatte mich immer noch nicht an die Lampen gewöhnt. Und da sass Mr. Prince auch schon hinter dem Tisch. Er hatte sein rechtes Bein über sein linkes geschlagen, hatte sich ihm Stuhl zurück gelehnt mit den Händen über seinem Bauch zusammen gefaltet und starrte zur Tür und nun auf mich. Sein Blick machte mir regelrecht Angst. Er wirkte abwesend und leer und doch so finster. „Sie haben sich ja Zeit gelassen." Es war schon beinahe ein fauchen. Ich hätte darum gewettet, dass er sich so benahm, weil ich seine Einladung nicht annehmen wollte. Aber ein Date? Wie kam er überhaupt auf diese Idee? In solchen Momenten fände ich es nur zu schön Gedanken lesen zu können.
Ich schloss behutsam die Tür hinter mir und stellte mich dann mit verschränkten Armen vor den Schreibtisch, mein Blick sicher auf ihn gerichtet. „Sie haben keine Zeit genannt und Sie haben sich nicht bei mir gemeldet. Zudem waren die Leute draussen wohl verrückt geworden. Haben Sie gesehen was draussen los ist?"
Doch er reagierte weder auf meine Frage noch auf meine Erklärung. Stattdessen setzte er sich richtig auf und legte seine ineinander gefalteten Hände auf den Tisch. „Haben Sie wenigsten die Geschichte bis zur Hälfte geschrieben?"Ich seufzte in mich hinein und setzte mich auf den Stuhl, der eigentlich für Besucher gedacht war. Doch ich wollte nicht noch mehr Konflikte auslösen, weshalb ich nicht darauf beharrte auf meinen Arbeitsstuhl sitzen zu wollen. Normalerweise hätte ich das wohl getan, denn der war viel bequemer und es war meiner. Ich spürte Mr. Prince ungeduldiger Blick auf mir liegen, doch ich nahm mir dennoch Zeit meine Tasche auf meinen Schoss zu heben, meinen LapTop herauszuholen und ihn aufzustarren. Dann räusperte ich mich und sah zu ihm. „Nun, nein. Aber ich habe sehr viel geschrieben und teilweise auch meine Arbeitszeit überzogen. Vielleicht würden Sie aber mal rein lesen. Ich schmücke alles mit kleinen Details aus und das braucht nun mal Zeit. Dafür wird es wirklich gut."
Mein Gegenüber knurrte und erhob sich. Ich kassierte währenddessen einen abfälligen Blick. „Ich habe gesagt bis Montag soll das Buch bis zur Hälfte geschrieben sein. Was haben Sie an diesen Worten nicht verstanden? Ich werde Mr. Harper berichten, dass sie Ihren Auftrag nicht richtig erledigt haben." Ein leises: „Hoffentlich werden Sie gefeuert", folgten seinen Worten. Ich wusste nicht ob ich es hören sollte oder nicht, doch ich tat es.
Gerade wollte er die Tür öffnen und in den Gang verschwinden, doch ich war ausnahmsweise mal schneller, erhob mich und drehte mich blitzartig um. „Was fällt Ihnen eigentlich ein?! Langsam hab ich ihr Getue echt Satt. Sie haben sich meine Arbeit ja nicht mal angeschaut und wissen Sie eigentlich wie viel Zeit so ein Buch braucht und wie viel Aufwand darin steckt? Haben Sie überhaupt schon mal ein Buch geschrieben? Sie behandeln mich so weil ich ihre Einladung nicht angenommen habe, hab ich nicht recht?"
Seine Hand verharrte auf dem Türgriff. Sein Blick war nach unten gerichtete, er blieb stumm und drehte sich nicht um. Eine Zeit lang herrschte Stille. Er musste wohl spüren, dass ich wütend war, doch anders als erwartet strahlte er diese Wut überhaupt nicht aus. Er strahlte eine Aura aus, die ich nicht einordnen konnte. Wieso musste er sich denn auch so verwirrend benehmen? Konnte er nicht einfach normal zu mir sein?
„Wissen Sie was ich denke? Ich vermute, dass Sie so ein Typ Mann sind, der nur darauf aus ist die Herzen der Frauen zu erobern und möglichst viele abzukriegen. Und ich glaube, dass meine Abweisung an ihrem Ego gekratzt hat. Sie sind wütend weil ich die erste bin, die Ihnen nicht nach rennt wie ein gehorsames Flitchen." Und im selben Moment bereute ich meine Worte. Verdammt ich arbeitete mit ihm zusammen und ich hatte keine Ahnung wie er wirklich war, wie kam ich dazu ihm solche Dinge an den Kopf zu werfen? Wieso war ich bei ihm nur so? Normalerweise behielt ich meine Gedanken für mich und war nicht einmal annähernd so impulsiv, aber irgendwas an ihm liess meinen Geduldsfaden viel zu schnell reissen.
Mr. Prince sagte nichts mehr. Er öffnete nur wortlos die Tür und verliess das Zimmer. Verdammt, sollte ich ihm nachrennen und mich entschuldigen? Ihm erklären, dass ich das alles gar nicht so gemeint hatte? Aber das wäre dann gelogen und ich wollte ihn nicht anlügen, nur weil sich langsam ein Mitleidsgefühl in mir breit machte. Man durfte schliesslich ja auch nicht vergessen, was er alles so erlebt hatte.
Seufzend schloss ich die Tür, lief zu meinem Schreibtisch und liess mich auf meinen Stuhl sinken. Er war angenehm kühl. Aber Moment mal, müsste er nicht warm sein? Mr. Prince sass doch gerade noch darauf. Doch im selben Moment erinnerte ich mich an seine kalte Hand und an seinen kalten Atem, der mir in dieser Nacht Gänsehaut bescherte. Ich stellte mir vor wie er damals hinter mir gestanden hatte und schloss meine Augen. Sein kalter Atem löste in mir ein Kribbeln aus. Eine Gänsehaut die meinen gesamten Körper überzog. Und ich erinnerte mich an seine dunklen Augen. So im Nachhinein hatte ich das Gefühl, als ob sie direkt in mich hinein gesehen hätten. Ich gab es nicht gerne zu, doch an diesem Tag stellte ich fest, dass mich irgendwas an ihm faszinierte. Ob das seine kalte Haut war, seine dunklen Augen oder doch seine mysteriöse Art die ich einfach nicht verstehen konnte, irgendwas daran wollte mich einfach nicht los lassen, so sehr ich es auch wollte...
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Unknown Love *Pausiert*
RomanceWie ich befürchtet hatte, begann es schon bald zu regnen. Am Anfang waren es kleine Regentropfen die auf meine roten Haare niederprasselten, doch mit der Zeit begann es immer heftiger zu regnen. Ich spürte wie meine Schuhe die Nässe hindurch liessen...