Renovierungsarbeiten mit Liebe || Kürbistumor

Kapitel 22 - Schleepy II

Manus Sicht

"So, das ist das letzte Blech." Mit einem dieser gummiartigen Spachtel kratze ich den letzten Teig in eine der kleinen Muffinsilikonförmchen. Ich stelle die Schüssel zur Seite und schaue Patrick an, welcher auf der Kücheninsel gegenüber sitzt und sichtlich gelangweilt auf seinem Handy scrollt. Um ihn und in der ganzen Küche stapelt sich das Chaos aus dreckigen Schüsseln, Brettchen, Messern und halb aufgebrauchten Zutaten. Mit einem lustlosen 'yay' versichert er mir seine Begeisterung und schaut nicht einmal hoch.

"Was ein Fettsack-" murmle ich mehr zu mir selbst als zu ihm, und drehe mich um, damit ich das Blech in den Ofen schieben kann.

"Eyy, das hab ich gehört, du-"-kurze Denkpause seinerseits- "Dummkopf."

"Du konntest auch schonmal besser kontern. Magst du mir aufräumen helfen?"

Patrick tritt neben mich und tut so als würde er sich Ärmel hochkrempeln, obwohl er ein T-shirt anhatt. "Ich bin bereit, Sir!" Er salutiert und ich kichere.

"Räum du erstmal die ganzen Zutaten und den Handrührer weg."

Ich lasse heißes Wasser ins Spülbecken einlaufen. In den letzten drei Stunden haben wir Sandwiches, Bratlinge und Muffins für das Picknick morgen vorbereitet. Nebenbei haben wir uns zwei Tiefkühlpizzen (ich hab langsam das Gefühl, das Patrick bevor ich hier eingezogen bin, nichts anderes gegessen hat) zum Abendbrot genehmigt. Als ich das Spülmittel ins Becken hinzugebe und kurz auf die Uhr am Ofen schiele, ist es schon 21:14 Uhr, und während ich abwasche und Patrick in der Küche aufräumt ist es bis auf das Geschirrklappern und Schränkeöffnen still.

Als wir fertig sind, drehe ich mich noch einmal um und betrachte die nun glänzende Küche. Auf der Arbeitsfläche stapeln sich die Tupperbüchsen, deren Inhalt nicht über Nacht in den Kühlschrank müssen. Während Patrick schon im anliegenden Wohnzimmer den Fernsehen anschaltet, kann ich meinen Blick immer noch nicht von der Küche lösen. Vor meinen Augen ist einer der vielen Beweise, das wir zusammen Zeit verbracht haben, und das hier ist so viel persönlicher als die Youtubevideos die wir hochladen. Das alles wird nicht mehr existieren, wenn ich ausziehe ohne ihm gestanden zu haben, was ich fühle-

"Manu, willst du mitschauen?"

"Gerne"

Ich lasse mich neben Palle aufs Sofa nieder und gähne.

"Müde?" fragt Patrick grinsend.

"Bisschen." Antworte ich und muss erneut gähnen.

Nach einer Weile muss ich kämpfen meine Augen offen zu halten. Ich rücke etwas näher zu Patrick und wage einen sehnsüchtigen Seitenblick, denn seine Schulter ist die perfekte Höhe zum Anlehnen. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich und Patrick eng verschlungen kuscheln, und werde sofort rot. Ich angle in meiner Hosentasche nach meinem Handy und versuche mich mit Twitter abzulenken.

Leider hat Twitter andere Ideen und der dritte Post der mir empfohlen wird ist ein romantisches Fanart von Palle und mir. Ich werde noch röter und schaue aus dem Augenwinkel nach Palle. Panisch schließe ich dabei Twitter, nur um dann festzustellen, dass ich ja immernoch ein Foto von Palle als Hintergrund eingestellt habe, also schmeiße ich mein Handy vor mich auf die Couch und kauere mich zusammen.

Palle, der von all dem nichts mitbekommen hat, kichert über einen Witz in der Serie, streckt sich und legt seinen Arm auf der Couchlehne um mich. Ich atme so fest ein, dass ich mich fast an der Luft verschlucke und mir die Tränen kommen, doch ich rühre mich nicht und hoffe das ich den heutigen Abend überlebe.

Nach 5 Minuten habe ich mich wieder genug entspannt um es zu wagen, mich an Patrick anzulehnen. Er reagiert kaum, und mit immer noch feste klopfendem Herzen schließe ich meine Augen und versuche an nichts zu denken.