Kapitel 11 - die heilige Schpalette

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Pov. Paluten

Ich klingele. Nichts passiert. Ich schaue auf die Uhr, es ist 10:05 Uhr, eigentlich die Zeit, die ich mit Manu ausgemacht hatte. Ich krame in den Taschen meiner Hose nach meinem Handy um zu schauen ob Manu etwas geschrieben hat. Hat er nicht. Merkwürdig.

Plötzlich ertönt dann doch noch der Türsummer, und ich erschrecke mich ein bisschen. Manu wohnt im dritten Stock, also betrete ich schnell das Treppenhaus und laufe die Treppe hoch. Schon fast atemlos komme ich tatsächlich vor einer offenen Tür an. Niemand zu sehen, nur ein paar Kartons stapeln sich im Flur.

"Manu? Bist du da?" rufe ich und hadere auf der Türschwelle.

"Hier unten, Palette." krächzt es auf einmal. Ich zucke zusammen und schaue an den Kartons vorbei zur Quelle des Gesagten. Manu lächelt mich an und wirkt dabei etwas erschöpft.

"Was ist denn mit dir? Ist alles okay?" Manu lacht leise und legt dann den Kopf in die Hände. "Ist mir irgendwie peinlich", sagt er: "aber ich habe wegen der Aufregung als du geklingelt hast einen Asthmaanfall bekommen". Er hält sein blaues Asthmaspray in meine Richtung. "Oh, sorry" erwidere ich und kann mir ein Kichern nicht verkneifen. "Soll ich dir hoch helfen?" Manu schaut mich an und hebt mir dann die Hände entgegen, ich ergreife sie und ziehe ihn hoch. "Hi erstmal", grinst er. "Ich wusste gar nicht das du so einen Respekt vor der heiligen Schpalette hast, hättest du doch mal sagen können." necke ich. "Ach hör doch auf!" Manu schlägt mir gespielt auf den Unterarm und deutet dann auf die Kisten: "Das darf die heilige Schpalette jetzt alles runtertragen, da kann sie mal beweisen was sie drauf hat." "Pff, das wirst du schon sehen", entgegne ich vorlaut und schnappe mir die erste Kiste.

12 Kisten und 15 Minuten später sitze ich mit Manu erschöpft auf dem Treppenabsatz. "Oof," ich seufze, "bin doch nicht so stark wie die Allightypowermachine." Manu lacht: "Das waren noch Zeiten, alter." dann atmet er durch. "Wir müssen nur noch die Kommode, den Schreibtisch und den Kleiderschrank runterbringen, meinst du das schaffst du noch?"

Eine Kommode, Schreibtisch, und Kleiderschrank sowie ein paar neue blaue Flecken aufgrund von Zusammenstößen später stehen Manu und ich nebeneinander in seiner leeren Wohnung. Ich werfe einen Seitenblick auf ihn. Ob er es bereut, zu mir zu ziehen?

Meine Gedanken werden unterbrochen. "Ach ja, lol, hatte dir ganz vergessen zu sagen dass Peter schon hier war und die restlichen Sachen geholt hat." "Junge, heißt das das waren nicht mal alle Sachen von dir gerade?" entgegne ich. "Häh natürlich nicht. Die Hälfte davon waren Kabel und Technik Sachen." "Als ob. Aber das heißt wir fahren nicht nochmal bei deinem Bruder vorbei?" "Ne. Aber wir müssen nochmal ins Stadtzentrum, muss meinen Wohnungsschlüssel noch abgeben."

Wir drehen uns um und Manu schließt zum letzten Mal für eine längere Zeit seine Wohnungstür ab. "Ja, ach. Ist grad ein komisches Gefühl. Ich mein, das Haus müsste wirklich mal auf neu gemacht werden." Trotzdem wirkt Manu immer noch ein bisschen wehmütig. Wieder frage ich mich, ob das beim Ausziehen normal ist oder ob er seine Entscheidung bereut.

Renovierungsarbeiten mit Liebe || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt