Der Schwan ist nur eine Metapher II

437 93 49
                                    

alterade hat die 100-Days-of-Crew gefragt, wer wir außerhalb der Schublade sind, in der wir uns befinden. Und dazu ein cooles Kapitel (»Wer ich wirklich bin«) in ihrem Buch »100 Days of China« veröffentlicht. Ich musste dabei ein bisschen an »Der Schwan ist nur eine Metapher« denken, den Text, der einem Gedichtband von mir seinen Namen gegeben hat. Deshalb dachte ich, ich mache das auch wieder so, als eine Art zweiten Teil (an dieser Stelle kurz Eigenwerbung für besagtes Buch, hehe).

#mehralseinklischee

Im Grunde weiß ich nicht zu hundert Prozent, wer ich eigentlich bin, aber ich glaube, mit 21 ist das noch okay. Vielleicht ändert sich sowas auch nie.

Manche sagen, ich laufe wie ein Huhn. Und um ehrlich zu sein, haben sie damit leider gar nicht so unrecht.

Ich esse die leckeren Sachen immer zuerst, weil es ja sein könnte, dass die Welt untergeht (oder weniger dramatisch: dass ich beim Essen unterbrochen werde und später aus irgendeinem Grund nicht weiteressen kann) und dann wäre es ja blöd, wenn ich nur das gegessen habe, was mir weniger schmeckt.

Ich zerbreche mir über unwichtige Dinge den Kopf und denke zu wenig über Sachen nach, über die ich eigentlich nachdenken möchte oder sollte.

Ich sammle CDs und Platten. Inzwischen sind es über 500.

Meistens höre ich ein Album zwei Wochen in Dauerschleife, weil ich zu faul bin, die CD zu wechseln.

Jetzt gerade ist es »If You Leave« von Daughter.

Seit dem Grundschulalter träume ich mindestens alle zwei bis vier Wochen von Dinos. Das sind immer gute Träume, weil ich fast ausschließlich luzide träume und mich im Laufe der Jahre mit ihnen »angefreundet« habe. Ich möchte mir deshalb irgendwann einen einen Dinoschädel tätowieren lassen.

Ich habe schon oft mit einem Schwan gekämpft und schwere Narben davon getragen. Irgendwie haben es die Viecher auf mich abgesehen.

Ich spreche nur zwei Sprachen, Deutsch und Englisch. Aber seit ein paar Monaten lerne ich Isländisch. Da möchte ich nämlich mal hin. Vielleicht auch für länger. Irgendwann mal.

Ich mag neue Leute grundsätzlich, es sei denn, sie geben mir einen Grund, es nicht zu tun.

Ich kann wirklich überhaupt nicht singen, aber ich tue es trotzdem ständig. Oft auch nur, um meine Mitbewohnerinnen zu nerven.

Früher habe ich Bücher förmlich inhaliert, heute lese ich kaum noch. Ich nehme es mir ständig vor, aber irgendetwas anderes ist dann immer interessanter.

Ich liebe Weltraum-Dokumentationen. Auch, wenn mir die Unendlichkeit manchmal Angst macht.

Ich stehe auf Kreuzworträtsel und Puzzles, EXIT-Spiele, Sherlock Holmes und True Crime.

Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit.

Ich möchte immer noch Regisseurin werden. Das ist der größte und langwierigste Traum, den ich in meinem Leben jemals hatte.

Dieser Traum hat im letzten Jahr mein Leben gerettet.

Bald fängt meine Ausbildung als Mediengestalterin Bild und Ton bei einem sehr, sehr tollen, öffentlich-rechtlichen Sender an und ich grinse jedes Mal wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich nur daran denke.

Wenn ich Gedichte schreibe, brauche ich für die Formatierung länger als für das Gedicht selbst.

Und ja, ich habe eine Schlafkrankheit, bin chronisch krank, psychisch krank, neurodivers und behindert. Und queer. Aber eben auch mehr als das.

Der Schwan ist nur eine Metapher.

100 Days of HypersomniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt