d r e i z e h n

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Rafaels Wohnung steht in keinem Vergleich zu meiner. Hinter der Fassade des Mehrfamilienwohnhauses das seinen Eltern gehört, vermutet man kaum eine stilvolle Einrichtung, Marmorelemente und futuristische Gemälde an den Wänden.

Ich hieve die Kiste mit Zutaten über die Schwelle und trete in den Eingangsbereich der Wohnung. Sofort klappt mir die Kinnlade nach unten. Dieser Bereich, von dem mehrere Türen in andere Räume und sogar eine Etage höher führen, erstrahlt in roten Akzenten, die deutlich zwischen der schwarzen Möblierung hervorstechen. Die Kommoden, die neben dem Eingang stehen, sind aus aus Holz und schwarz gestrichen. Sie ergeben einen perfekten Kontrast zu den hellen Wänden, die vereinzelt mit Bildern gesäumt sind.

Mit dem Ellbogen schließt Rafael die Wohnungstür hinter mir, ehe er sich umständlich daran macht, die Schuhe auszuziehen. Die beiden Tüten in seinen Händen machen es ihm Zusehens schwer.

„Du kannst die Schuhe anlassen. Ich habe leider keine Bodenheizung", er schüttelt langsam den Kopf, als wäre es ein Verbrechen, dass seine Wohnung dieses Extra nicht besitzt. Ich bringe nur ein Nicken zustande und widme mich wieder der Betrachtung des Flures, das als eigenes Zimmer durchgehen könnte.

Leider gibt er mir nicht die Zeit, die Möbel und die kleinen Dekoelemente genauer zu betrachten, denn er steuert eine der offenen Türen an und ich fühle mich beinahe verpflichtet, ihm zu folgen.

Seit wir meinen Laden verlassen haben, sind fast zwei Stunden ins Land gezogen. Wir haben auf Brie gewartet, sind danach in meine Wohnung, um mein Portemonnaie zu holen, und haben uns anschließend auf den Weg zu einem Supermarkt gemacht. Letztendlich musste ich, wenn ich backen wollte, auch dafür sorgen, dass ich die nötigen Zutaten zur Hand hatte.

Eigentlich war geplant gewesen, dass ich mich gestern um den Einkauf kümmere. Aber ich habe es aufgeschoben und die Gedanken daran einfach aus meinem Kopf verbannt. Ich hatte gewusst, dass ich mich irgendwann der Tatsache stellen, und mit Leah sprechen musste. Die Enttäuschung war dann doch zu groß gewesen, als dass ich den Mut aufgebracht hätte, um sie von mir aus anzurufen. Im Endeffekt hatte uns das wahrscheinlich beide gerettet. Durch ihren Anruf vor wenigen Stunden und die zufällige Anwesenheit von Rafael bin ich nun in der Lage, den Auftrag zu erfüllen.

Rafael führt mich wortlos in die Küche und den damit verbundenen Wohnbereich. Ich verlangsame meine Schritte, um die Ästhetik wahrzunehmen und die ruhigen Sekunden auszukosten.

Seine Küche besteht aus weißen Schränken und einem Tresen aus Marmor. Auch an der Wand findet man Teile dieser Struktur wieder. Der Bereich wird vom Wohnzimmer durch den Tresen, an dem ich auf der anderen Seite zwei schwarze Hocker erkennen kann, räumlich abgeteilt.

Die Flächen sind weitgehend ungenutzt. Neben der Spüle stehen zwei umgedrehte Tassen, und ich kann Rosmarin, Basilikum und Schnittlauch ausmachen. Die Töpfe stehen jeweils auf einem kleinen Teller neben der dunklen Herdplatte.

Ich räuspere mich leise und trete neben Rafael, um meinen Korb auf dem Tresen abzustellen. Er hat bereits angefangen, die Tüten zu leeren und die Zutaten nebeneinander aufzureihen. Ich tue es ihm gleich, komme dabei jedoch weitaus langsamer voran als er. Mit halben Auge bin ich damit beschäftigt, den Essbereich hinter uns zu mustern.

Schwarze Stühle stehen verteilt um einen Tisch mit hölzernen Beinen. Die Platte auf diesen ist schneeweiß. Entweder ist Rafael ein Putzfanatiker, oder er sitzt nicht besonders oft an dem Tisch. Ich tippe auf letzteres.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt