d r e i u n d z w a n z i g

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Der heiße Tee beruhigt meine Nerven und schenkt mir ein wenig Frieden in dieser stressigen Zeit. Morgen ist Heiligabend und eigentlich sollte ich voller Vorfreude den kommenden Stunden entgegenblicken. Aber die Kunden rennen mir seit dem Morgen das Café ein und ich kann mir nicht gestatten, die Konzentration auch nur für wenige Sekunden auf die Feiertage zu richten, vorher steht noch zu viel Arbeit an.

Ich stelle die Tasse zur Seite, binde die Schürze neu und drücke eilig die nötigen Knöpfe auf der Kaffeemaschine. Braune Flüssigkeit mischt sich mit Milch und köstlich duftenden Aromen, die mich wünschen lassen, dass ich diese Tassen für mich zubereite.

Mittlerweile ist ein wenig Ruhe eingekehrt. In einer halben Stunde werden Leah, Brianna und ich das Café für diesen Tag schließen und das merkt man dem Betrieb an. Die Leute werden ruhiger und die meisten sind gekommen, um den stressigen Nachmittag bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen ausklingen zu lassen. Nur wenige kommen noch, um Plätzchen und Gebäck für den Verzehr zu Hause zu besorgen. Dafür weiß ich, dass sich die Kunden morgen vor der Ladentheke tummeln werden, wie Bienen um ihren Stock.

Ich nehme die dampfenden Tassen und stelle sie auf ein Tablett. Leah kommt zu mir, nimmt den kleinen Zettel von dem Tablett, überfliegt ihn und steckt ihn dann zu den anderen. Ein Lächeln zupft an ihren Lippen, als sie mir einen Blick zuwirft und dann die Getränke zu dem richtigen Tisch bringt.

Derweil wische ich mit eine feuchten Lappen die Vitrine aus, ordne Kekse neu an und entferne gelehrte Platten, damit ich sie in die Backstube bringen kann.

Ich bin mehr als erleichtert darüber, an den letzten Abenden bis Mitternacht in der Stube gestanden und vorbereitet zu haben. So fehlen an diesem Abend nur noch wenige Rezepte, um morgen mit gutem Gewissen öffnen zu können.

„Sind die Nussecken fertig? Es ist gerade ein Platz frei geworden und ich würde sie gerne einräumen. Dann müssen wir uns später nicht mehr darum kümmern." Ich lege die schmutzigen Platten in die Spüle und klopfe mir die Hände an der Schürze ab, bevor ich mich zu Brie drehe.

Seit geraumer Zeit steht sie in der Backstube und verfeinert die Köstlichkeiten, die ich in den letzten Tagen gebacken habe. Gerade lässt sie einen Löffel in eine Schüssel gleiten, an deren Seiten dunkle Schokolade haftet.

„Ich bin gerade fertig geworden. Meinst du nicht, wir müssten sie noch ein wenig kalt stellen? Die Schokolade ist teilweise noch nicht fest." Sie legt die Stirn in Falten und betrachtet ihre Arbeit skeptisch.

Ich gehe zu ihr, werfe einen Blick auf die Nussecken und schüttle dann den Kopf. „Das macht nichts. Wir können sie gerne schon ausstellen. Ich denke nicht, dass sie heute Abend noch jemand kaufen wird, und bis morgen wird sie fest sein", versichere ich ihr. Sie nickt schweigend und hilft mir, die Ecken auf ein sauberes Blech zu laden.

Wir sind darauf bedacht, die Ecken nicht zu nah aneinander zu legen. Kritisch betrachte ich die kleinen Leckereien und merke dabei nicht, dass Brianna aufgehört hat, die Nussecken anzuordnen. Statt sich ihnen zuzuwenden sieht sie mich an.

Als es mir merkwürdig vorkommt, ihre Hände nicht mehr in meinem Blickfeld zu haben, hebe ich vorsichtig den Blick an. Sie hat die Arme locker vor der Brust verschränkt und lehnt mit der Hüfte am Tresen. Ich bin gewillt, eine Grimasse zu ziehen und sie zu fragen, was ihr Problem ist, aber der ernste Schleier auf ihrem Gesicht hindert mich daran. Es wirkt nicht so, als wäre sie zu Scherzen aufgelegt und ich möchte verhindern, Öl in ein Feuer zu gießen, selbst wenn ich nicht weiß, was sie plagt.

Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt