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Rafael füllt gebrauchte Behälter mit Wasser und dreht sich anschließend zu mir um. Das Lächeln auf seinen Lippen ist verblasst und mein Herz macht einen Satz nach unten. Es tut mir leid, ihn enttäuschen zu müssen, aber ich kann nicht anders handeln. Erst vor wenigen Tagen hat das Café wieder geöffnet. Ich brauche die kommenden Einnahmen, die zufriedenen Kunden. Und ohne das Gebäck und die Torten kann ich das nicht erreichen.
„Wir haben die letzten Tage entweder bei mir, oder bei dir gegessen. Ich wollte, dass wir uns mal bedienen lassen können. Die Pizzeria ist unglaublich schön und sehr elegant. Ich würde dich gerne dorthin ausführen." Er hat die Stimme gesenkt und ich lege das Rührgerät beiseite. Ein Schatten legt sich über sein Gesicht und das Lächeln auf meinen Lippen verschwindet.
„Glaub mir, ich würde wirklich gerne mit dir gehen. Aber ich habe Verpflichtungen. Ich kann das Café morgen nicht eröffnen und Brie sagen, dass sie sich um die Gäste kümmern soll, wenn sie nichts hat, was sie anbieten kann." Unruhig spielen meine Finger miteinander und für den Moment bin ich froh, dass ein wenig Distanz zwischen uns liegt. Mir fällt es schon nicht leicht, ihm in die Augen zu sehen, wenn ich weiß, dass sich die Enttäuschung in ihnen widerspiegelt. Da bin ich froh, dass mein Körper nicht durch mögliche Berührungen noch mehr unter Strom gesetzt wird.
„Ich bin durch den Verkaufsraum in die Backstube, Cinny. Er ist voll mit Keksen und weiterem Zeug, das ich nicht benennen kann. Und ich wette, dass der Kühlschrank weiteres Essen beinhaltet. Ich glaube, du hast genug vorbereitet, meinst du nicht?" Er senkt den Kopf und sieht mich durch die dichten Wimpern an. Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, kommt er auf mich zu.
Ganz selbstverständlich legen sich seine Hände auf meine Hüfte, aber im Gegensatz zu unserer Begrüßung hebe ich die Arme nicht an. Sie hängen mir schlaff am Körper herunter, meine Finger beschäftigen sich zaghaft mit meiner Schürze.
Nicht nur einmal ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, dass ich in seiner Gegenwart dazu neige, einfach loszulassen oder mich auf Dinge einzulassen, die ich ohne ihn so nicht entschieden hätte. Aber in diesem Fall kann ich nicht nachgeben. Es geht nicht nur um ein Essen, oder um den Wein. Es geht um alles, was ich mir aufgebaut habe. Und allen voran um mein Gewissen. Mein Gewissen und das Versprechen an meine Großmutter, das ich ihr an ihrem Grab gegeben habe. Ich habe ihr versichert, mich um ihren Traum zu bemühen.
„Ich habe eine Karte und eine Website, auf der man einsehen kann, welche Plätzchen und Kuchen ich anbiete. Wenn diese Dinge morgen nicht da sind, wird man sich beschweren", starte ich einen neuen Versuch.
Vorsichtig hebe ich den Kopf an und bringe mich dazu, ihn anzusehen. Seine blauen Augen strahlen mir entgegen und er wirkt vollkommen ruhig. In mir keimt die Hoffnung auf, dass er mich verstehen, mir vielleicht sogar helfen wird und wir den Abend in meiner Wohnung verbringen. Deswegen erlaube ich mir, durchzuatmen.
„Karten und Websiten kann man ändern", flüstert er. Ein kleines Lächeln verzieht seine Lippen und zerschlägt damit die Hoffnung, die in mir aufgekommen ist. Ich fahre mir mit der Hand über das Gesicht und den Nacken, den ich hilflos massiere.
„Wenn ich mich beeile dann schaffe ich es vielleicht noch, alles fertig zu stellen. Aufräumen kann ich morgen, aber backen nicht mehr." Ich nicke leicht und hoffe, ihn mit diesem Vorschlag überzeugen zu können. „Kannst du anrufen und fragen, ob wir auch eine halbe Stunde später kommen können?", frage ich und will mich von ihm lösen. In meinem Kopf gehe ich bereits die nächsten Schritte durch und überlege, welche ich zusammenpacken könnte, um möglichst schnell an mein Ziel zu gelangen.
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Zimtherzen ₂₀₂₁ | ✓
RomanceAᴅᴠᴇɴᴛsᴋᴀʟᴇɴᴅᴇʀ ₂₀₂₁ Neben misslungenen Plätzchen und enttäuschten Kunden gibt es für Corinn nichts schlimmeres, als von jemandem abhängig zu sein. Dabei macht es für sie keinen Unterschied, ob es Freunde oder Verwandte sind, oder ein vollkommen Fre...