Kapitel 31: Loriana

42 7 22
                                    

Schmerz schoss durch meine Adern, heißer, als alles, was ich je gespürt hatte, heißer als alles, was ich mir je vorzustellen gewagt hatte.

Es entriss mich dem Nichts, der Leere, die mich bis eben noch umschlungen hielt, ohne, dass ich es realisiert hatte.

Erst jetzt, wo etwas diese unendliche Leere ausfüllte wurde sie mir bewusst. Pures Feuer durchströmte mich und unter normalen Umständen hätte ich gemeint von innen verbrennen zu müssen, aber jetzt war es das schönste Gefühl das ich jemals gehabt hatte.

Es war nicht nur Feuer, es war das reine Leben, das mich überflutete, dem friedlichen Nichts brutal entriss und einen Moment lang spürte ich nichts außer das. Ich hatte keinen Körper, keine Gedanken, ich bestand einfach nur aus reiner Energie und hätte ich in dem Moment ein Herz gehabt wäre es mit allergrößter Sicherheit stehengeblieben.

Man konnte nicht beschreiben, wie sich das anfühlte. Es war mehr, als die Macht über Leben und Tod, es war pure, reine Energie und es war für diesen Moment das einzige, was existierte.

Dann spürte ich es. Langsam konnte ich einen Körper fühlen. Einen aus Fleisch und Blut, in den mich diese unglaubliche Energie sanft entließ. Auf einmal war sie nicht mehr in mir, nur um mich herum und ich fühlte mich zerbrechlich und klein.

'Komm zurück', ich wusste nicht, ob ich es ausprach oder nur in Gedanken danach rief, aber sie folgte meinem Ruf und füllte mich wieder aus. Diesmal jedoch blieb ich in meinem Körper, kontrollierte die Energie, konnte sie spüren, sie beherrschen, wenn ich nur wollte. Aber ich konnte sie auch einfach aus mir herausbrechen lassen.

Sie floss immer weiter in mich hinein, sodass ich keine Luft mehr bekam, es keinen Platz mehr für mich zu geben schien. 'Stop!' Ich wollte es schreien, aber ich war mir ziemlich sicher, dass kein Wort meinen Mund verließ und die Energie hörte nicht auf mich.

Panik erfasste mich, die Gefühle kehrten in meinen Kopf zurück, überfluteten mich, gingen fast in den Unmengen an Energie unter.

Ich schrie, aber ein lautes Tosen übertönte mich, von dem ich nicht wusste, wann es angefangen hatte. Es war auf einmal da, tat mir in den Ohren weh und Wind zerrte an meinen Kleidern und Haaren.

Mir war heiß und kalt zugleich und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich geweint, aber der Wind bließ alle Tränen fort, die sich ihren Weg aus meinen Augen bahnen wollten.

Ich wollte nichts weiter, als die Energie aus mir ausbrechen zu lassen, wieder klein und zerbrechlich zu werden, um nicht von innen gesprengt zu werden von dieser unglaublichen Macht, die mich erfüllte.

Aber etwas hielt mich zurück, half mir, meine Mauern oben zu behalten, die Energie tief in mir wegzusperren und immer mehr platz für neue zu schaffen, egal, wie sehr es wehtat.

Dann war es plötzlich vorbei.
Es war einfach still. Der Schmerz war verstummt, die Flammen erloschen nur die unendliche Energie brodelte gefährlich hinter meinen Mauern.

Ich spürte harten Boden unter mir, verkohltes Gras, dass unter meinen Fingern zu Staub zerbröselte. Andere Schmerzen machten sich bemerkbar. In meinem Kopf kamen Gedanken an Personen hoch, die ich lange vergessen hatte.

Ein Junge, mit tiefschwarzem Haar und Augen aus flüssigem Gold, ein Rabe auf seiner Schulter, eine Frau mit grünen Augen die nach Geborgenheit duftete, mich weinend in ihre Arme schloss.

Ich öffnete meinen Augen, sah die Welt und obwohl alles um mich herum verbrannt war, schien sie in den hellsten Farben zu leuchten. Ich realisierte langsam, dass ich nicht mehr auf dem Boden lag sondern tatsächlich in den Armen der weinenden Frau.

Fallen Angel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt