Kapitel 4: Kassadya

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Meine Flügelschläge wirbelten das trockene Laub auf der Fensterbank auf, als ich auf Miriams Balkon landete.

Ich hatte neben all den Blumentöpfen und Pflanzen kaum einen Platz zum Landem gefunden.

Ob es Absicht war, um Engel und andere flugbegabte Magische abzuhalten oder ob Miriam in den letzten achtzehn Jahren einfach ihren grünen Daumen entdeckt hatte, wusste ich nicht.

Letzteres war, nach dem perfekten Zustand der Pflanzen zu urteilen gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Ich ließ mir nochmal für einen kurzen Moment die Rede durch den Kopf gehen, die ich mir auf dem Herflug vorbereitet hatte, auch wenn ich wusste, dass die Erinnerungen, die bei Miriams Anblick in mir hochkommen würden, alles andere aus meinem Kopf vertreiben würden.

Nicht nur meine Vergangenheit mir Miriam selbst, sie sah einfach ihr zu ähnlich.

Ich holte noch einmal tief Luft und Klopfte dann an die Balkontür.

Nichts passierte.

Kein Wunder. Ich würde auch nicht gleich aufstehen, wenn ich mitten in der Nacht ein Klopfen von irgendwoher hören würde.

Schon gar nicht, wenn es vom Balkon kommt, denn ich kann mit Sicherheit sagen, dass alle Wesen die von außen auf Miriams Balkon im fünften Stock kommen, keine gebetenen Gäste bei ihr sind.

Aber ich hatte mich innerlich sowieso aufs Warten eingestellt.

Nach einer gefühlten Stunde Dauerklopfen erschien endlich eine Silhouette in der Wonung.
Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte entdeckte sie mich.

Natürlich öffnete sie nicht die Tür zum Balkon, sondern das kleine Fenster daneben.

Aber es war nicht Miriam.
Es war ein junges Mädchen, vielleicht Sechzehn, Siebzehn Jahre alt.

Ihr Haar war etwas heller als Miriams fast Schwarzes und ihre Augen waren nicht intensiv grün sondern braun, aber das schmale Gesicht und der zierliche Körper zeichneten sie ganz klar als ihre Tochter aus.

Der Grund, warum sie vor achtzehn Jahren der magischen Welt den Rücken gekehrt hatte. Der Phönix.

"Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ist Miriam zufälligerweise da?", fragte ich so höflich, wir möglich.

"Da Sie der Creep auf unserem Balkon sind würde ich vorschlagen, dass ich die Fragen stelle", antwortete sie unberührt.

Jap, definitiv Miriams Tochter.

"Wenn es dir so besser gefällt, bitte", erwiderte ich immer noch freundlich.
Wenn sie tatsächlich so Miriam war, und so schien es bis jetzt, hatte es eh keinen Sinn mit ihr zu diskutieren.

"Okay, also erstens mal, wer zum Teufel sind Sie und was wollen Sie hier?"

"Mein Name ist Kassadya und ich müsste wirklich dringend mit deiner Mutter sprechen", erklärte ich.

"Woher kennen Sie meine Mutter? Und woher wissen Sie, dass ich ihre Tochter bin?", fragte sie misstrauisch.

"Wir sind alte Bekannte und du siehst ihr unglaublich ähnlich", erwiderte ich.

Zum Glück nicht ähnlich genug, um mich an sie zu erinnern.

"Und was willst du von ihr?"

Jetzt die große Frage: Wusste Miriams Tochter von Magie oder nicht?

"Ein guter Freund von mir ist verschwunden und deine Mutter ist die einzige, die mir helfen kann, ihn zu finden", antwortete ich.

"Und wie genau soll ich dir da behilflich sein?", fragte plötzlich eine Stimme weiter hinten im Zimmer schneidend.
Miriam.

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