Kapitel 2: Damien

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Die Sonne war schon untergegangen und der Wind frischte auf. Ich stand dicht neben meinem Bruder Grayson an die Mauer des Clubs gelehnt da.

Der Eingang dieses Clubs der neuen Generation war direkt neben uns und dementsprechend viele Magische tummelten sich um uns herum.

Aber den Tarnzauber meines Bruders konnten nicht einmal die mächtigsten unter ihnen durchschauen.

Kein Wunder. Die Macht von keinem kam auch nur ansatzweise an die eines Dämons heran.

"Warum müssen wir das überhaupt machen", beschwerte ich mich, auch wenn ich wusste, dass es keinen Zweck hatte.

Mein großer Bruder schaute spöttisch zu mir herab, "Was ist, hast du etwa Angst?"

"Nein, ich befolge einfach nur nicht gerne blind Vaters Befehle",wiedersprach ich.

Das war nicht gelogen.
Zumindest der zweite Teil nicht.
Angst hatte ich schon. Aber nicht wegen dem ach so mächtigen Hexenmeister, den wir schon seit geraumer Zeit beim rumknutschen mit einer Vampirin beobachteten.

Mir widerstrebte lediglich jede Art von Gewalt. Mir wurde schon übel, wenn ich nur dabei zusah und nicht selten musste ich mich auch übergeben.

Und selbst Gewalt auszuführen, daran wollte ich noch nicht einmal denken. Schon mehr als einmal hatte ich darüber nachgedacht, wie die gewaltfreie Entführung eines mächtigen Hexenmeisters von statten gehen sollte.

Seit mein Vater meinem Bruder und mir diesen Auftrag gegeben hatte war mir quasi durchgängig schlecht gewesen und meine Nächte hatte ich abwechselnd über eine Lösung nachdenkend und über der Kloschüssel hängend verbracht.

Ich war quasi sowas wie ein Dämon mit Gewaltallergie.

Bei dem Gedanken daran musste ich schon fast lachen. Die meisten Leute, eigentlich alle, die ich kannte, hätten das als Oxymeron bezeichnet.

Natürlich wusste meine Familie nichts von meiner starken Abneigung gegen Gewalt.

Ich wollte mir auch gar nicht vorstellen, wie der Tag ablaufen würde, an dem sie es erführen.

Das wäre ungefähr so, wie wenn homophobe Eltern erfahren, dass ihr Sohn schwul ist.

"Da kommt er!", riss Grayson mich plötzlich aus meinen Gedanken. Ich folgte seinem Blick und entdeckte, dass der große, schlanke Mann mit den intensiv violetten Augen nun auf uns zu torkelte.

Sein Aussehen hätte von der Attraktivität her locker mit dem eines Engels mithalten können.

Aber auch wirklich nur sein Aussehen. Er war sturzbetrunken, taumelte als befände er sich auf einem Schiff in einem schlimmen Sturm.

Er schwankte auf uns zu und kurz fürchtete ich, er könnte uns entdeckt haben, aber kurz vor uns brach er zusammen und erbrach sich direkt vor unsere Füße.

"Das ist also Nathaniel Darius, der berühmt berüchtigte Hexenmeister und einer der mächtigsten unserer Zeit", bemerkte mein Bruder spöttisch.

Ich glaube es ist ihm gar nicht möglich nicht spöttisch oder herablassend zu klingen, aber in diesem Fall musste ich ihm wirklich zustimmen.

Der Kerl, der sich nun vor uns wieder aufrappelte und mit einem Fingerschnippsen sein Erbrochenes unsichtbar machte, war alles andere als beeindruckend. Eher erbärmlich.

Aber auch, wenn ich jetzt schon eine tiefe Abneigung gegen diesen Typen hegte, hatte ich das Gefühl mich jeden Augenblick selbst übergeben zu müssen, bei dem Gedanken daran ihn zu entführen.

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