Kapitel 8: Damien

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Verdammt. Das war seit geraumer Zeit mein einziger Gedanke.
Ich lag auf meinem Bett, eine erkaltete Tasse Tee auf meinem Nachttisch.

Nachdem ich aus Vaters geheimen Labor gekommen war, hatte ich den Rest des Tages meinen Unterricht geschwänzt und behauptete, ich wäre krank.

In gewisser Weise war das nicht gelogen. Meine Gedanken kreisten leider schon die ganze Zeit um Sebastian und sein brutales Ableben, was mich in einen Zustand ununterbrochener Übelkeit versetzte.

Auch wenn ich mich zum Glück nur noch einmal hatte übergeben müssen.

"Verdammt", sprach ich meinen Gedanken nochmal laut aus, in der Hoffnung, dass es irgendwie meinen Gedankengang, in dem sich Flüche und Gewalt zu einem Teufelskreis entwickelt hatten, zu unterbrechen.

Es klappte nicht.

"Ich weiß echt nicht, was du hast", meinte Xavier neben mir.
"Ich meine klar, es ist nicht unbedingt optimal, aber ihr habt doch einen guten Kompromiss, oder nicht?"

"Es ist wirklich rührend, wie du versuchst, mich zu beruhigen, aber NICHT GANZ OPTIMAL!? Das ist mit Abstand die Untertreibung des Jahrhunderts!", die letzte Worte schrie ich fast.

"Weil du auch schon so lange lebst?", fragte Xavier spöttisch.
Er hatte recht.
Ich war noch lange kein Jahrhundert alt.

"Wenigstens bin ich älter als du", konterte ich.

"Also erstens: Das kannst du nicht wissen. Du weißt nur wie lange ich schon bei dir bin, hast aber keine Ahnung wie lange ich davor schon gelebt habe und zweitens: So furchtbar ist deine Situation jetzt auch wieder nicht, also hör endlich auf in Selbstmitleid zu baden.

Erzähl deinem Vater einfach, dass es ihm nicht besser gehen wird. Zur Not kannst du ihm auch deine Alchemistentinkturen verabreichen, damit er krank wird.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sie auch freiwillig nehmen würde, wenn er so diesen ominösen Experimenten entgeht", fuhr Xavier fort.

Ich seufzte und setzte mich schließlich auf. "Der Hexenmeister ist nicht das Problem", erklärte ich.

Ich glaubte nicht, dass er etwas sagen würde.
Schließlich war aus seiner Sicht er derjenige, der mehr zu verlieren hatte.

"Das Problem ist, dass mein Vater jetzt anfängt mir Aufmerksamkeit zu schenken", fuhr ich fort.

Bis jetzt war ich eigentlich immer unter seinem Radar geblieben.
So hatte ich es auch immer geschafft meine Gewaltunverträglichkeit, oder was auch immer das war, vor meiner Familie geheimzuhalten.

Aber jetzt... . Ich seufzte nochmal. "Hör auf so zu seufzten", befahl Xavier krächzend.

Ich seufzte wieder.
Diesmal um ihn zu ärgern.
Ich wette, wenn Raben die Augen verdrehen könnten hätte Xavier das jetzt getan.

In dem Moment klopfte es.
Ich stöhnte genervt auf. Vermutlich meine Mutter, die wissen wollte wie es mir ging.

Aber vor der Tür stand Isabella. "Oh, hey, was ist denn los?", fragte ich sie überrascht.

"Vater wollte, dass wir uns alle in der Eingangshalle versammeln. Offensichtlich bekommen wir Besuch. Ich sollte dich holen", meinte sie.

Besuch? Darauf hatte ich jetzt echt keinen Bock.
"Aber ich fühl mich immer noch nicht so gut", log ich.

Sie zog eine Augenbraue hoch. Ihr war klar, dass ich log, doch normalerweise ließ sie mir sowas durchgehen.

"Das habe ich ihnen ja auch gesagt, aber Vater sagte, Achtung Zitat: Wenn er tatsächlich nicht in der Lage sein sollte, seinen Arsch selbst herunter zu schaffen, werde ich persöhnlich seine Krankenpflege übernehmen", antwortete sie bedauernd.

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