Hajime Iwaizumi - Gruselhaus

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Misakis Sicht

"Steh endlich auf, du Gör!" Mit roher Gewalt wird mir die Decke weggezogen, die ich schützend über den Kopf gestülpt hatte. Mit zusammengekniffenen Augen warte ich nur auf den Hieb, oder dass ich grob aus dem Bett gezogen werde, aber nichts dergleichen passiert. Vorsichtig öffne ich die Augen und schaue in das Wut verzerrte Gesicht meiner Mutter. "Du hast Besuch. Er wartet unten." Daraufhin verlässt sie mein Zimmer. Mit schmerzenden Gliedern steige ich aus dem Bett und ziehe mich an. Eine Leggings und einen viel zu großen Hoodie, damit dieser meinen Hintern bedeckt.
Mutter mag meinen Kleidungsstil nicht, aber das ist mir vollkommen egal. Ich provoziere sie schon immer gern, auch wenn ich die Konsequenzen dafür jedes Mal tragen muss. Die Konsequenzen sind aber auch nicht anders als das alltägliche Brot, welches sie mir immer zu spüren gibt, auch wenn ich das anzog, was sie von mir verlangte.
Mit schweren Schritten begebe ich mich ins Bad. Auf dem Weg dorthin höre ich die zuckersüße Stimme meiner Mutter, die sich gerade mit dem Besuch unterhält.
Das kotzt mich an! Diese Frau tut immer so auf lieb und nett, dabei ist sie eine ekelhafte Furie, die jede Chance dazu nutzt, mich zu demütigen und mich zu verletzen, wenn wir allein sind. Im Spiegel mustere ich mein Gesicht. Blass. Dunkle Augenringe. Diese bilden einen starken Kontrast zu meinen eisblauen Augen und rabenschwarzen Haaren.

Seufzend gehe ich die Treppe runter. Jeder Schritt schmerzt. Als ich ins Wohnzimmer komme, sitzt meine Mutter in dem Sessel und ihr gegenüber der Besuch, der zu mir will. "Oh, Liebling! Da bist du ja endlich." Ihr Getue geht mir gegen den Strich, aber ich muss mich zurückhalten, sonst wird es heute Abend nur noch schlimmer. Dass unangekündigt Besuch für mich gekommen ist, ist für sie schon eine Straftat. Die Person auf dem Sofa dreht sich zu mir um und ein breites Lächeln strahlt mir entgegen. "Oh, hallo Matsukawa. Was verschafft mir die Ehre?" Mit dem besten Lächeln, das ich gerade aufsetzen kann, setze ich mich zu ihm aufs Sofa. "Ich wollte dich abholen. Heute geht es doch in den Freizeitpark." Etwas erschrocken, dass dieser Tag heute ist, schaue ich meinen Mitschüler an, den ich seit der ersten Klasse kenne. Aber erschrockener bin ich darüber, dass meine Mutter darüber jetzt Bescheid weiß, obwohl ich es vor ihr verheimlichen wollte. Die Betonung liegt auf WOLLTE. Matsukawa konnte dies ja nicht wissen. Also versuche ich ruhig zu bleiben. "Stimmt. Das ist heute. Ich hole eben meine Tasche und dann können wir los." Schnell renne ich die Treppe hoch, nehme meinen kleinen Rucksack und gehe wieder runter, ehe meine Mutter mir folgen konnte. Matsukawa steht bereits im Eingangsbereich, wo ich schnell in meine Sneaker schlüpfe. Keine Sekunde später ziehe ich Matsukawa hinter mir her durch unseren Vorgarten und bleibe erst notgedrungen stehen als Matsukawa mich an meiner Hand zog, da ich immer noch seine halte.
"Misaki!"
"Was?"
"Wo willst du hin?"
"Wir treffen uns doch am Bahnhof."
"Dafür ist es doch noch viel zu früh." Ich bin verwirrt. Ein kleines Lächeln huscht ihm über das Gesicht. "Ich habe dich abgeholt, weil wir Drittklässler aus dem Team noch zusammen frühstücken wollen."
"Und was habe ich dann dort zu suchen? Bitte nimm es mir nicht übel, aber ich gehöre doch nicht zum Team."
"Und ob du dazu gehörst!" Er sagt das so mit Nachdruck, dass ich mich gar nicht traue zu widersprechen.
"Komm. Die anderen warten bestimmt schon und ich bin am Verhungern. Du bestimmt auch, Schlafmütze." Somit zieht er mich mit einem verschmitzten Lächeln zu sich und legt einen Arm um meine Schultern. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich solch einen Kontakt mit einem Menschen hatte.

Geschwister habe ich keine. Mein Vater ist abgehauen als ich zwei war. Eine Freundin habe ich auch nicht wirklich, weil bisher jede sich als hinterlistig entpuppt hatte, nur weil sie an Oikawa heran wollten. Oikawa tut es auch sehr leid deswegen, aber ich habe ihm versichert, dass er sich nicht schuldig fühlen braucht. Ich habe lieber ihn als Freund als falsche Freundinnen. Auch wenn Oikawa manchmal nervt, ist er doch eine treue und liebenswürdige Seele.

Gemeinsam gehen wir zum Cafe, wo wir uns in den letzten drei Jahren schon häufiger getroffen haben. Als wir ankommen sitzen die drei bereits draußen vor dem Cafe an einem Tisch und unterhalten sich ausgelassen. Matsus Arm liegt immer noch lässig über meinen Schultern als wir vor dem Tisch ankommen. Hanamaki wackelt mit den Augenbrauen und hat ein vielsagendes Grinsen im Gesicht. Oikawa lächelt sanft zur Begrüßung und Iwaizumi... Dieser schaut etwas grimmig drein und brummt nur ein 'Guten Morgen'. Er muss wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden sein, trotzdem setze ich mich neben ihn.

Haikyuu!! - OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt