Miya Osamu - süßer Reis

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"Auf die Braut!"
Ich hebe das kleine Gläschen in meiner Hand und der Rest tut es mir gleich. Wir prosten uns zu und schnell rinnt die durchsichtige Flüssigkeit meine Kehle hinunter. Es brennt ein wenig und augenblicklich breitet sich ein warmes wohliges Gefühl von Innen heraus aus.

Ich bin so froh, dass heute alles geklappt hat. Die Überraschung ist gelungen. (BF/N) hatte überhaupt nichts geahnt bis wir alle auf einmal bei mir im Esszimmer standen und ihr quasi mitgeteilt haben, dass heute ihr Junggesellinen Abschied ist. Eher gesagt hat J. sie beinahe mit Konfetti und Luftschlangen beschossen, aber es ist lustig gewesen. Vor Freude hatte (BF/N) sogar Pipi in den Augen, weil sie überhaupt nicht damit gerechnet hat. Es war schon süß. Nachdem gemeinsamen Frühstück ist es dann losgegangen. Fotoshooting. Chaire Dance. Essen. Kneipen. Zwischendurch ist natürlich auch genügend Alkohol schon geflossen.
Nun sitzen wir hier in einem Schnuckligen kleinen Onigiri Laden, weil wir nochmal Hunger bekommen haben.

Glücklicherweise gibt es auch hier Schnaps. Unserer ist uns nämlich auf dem Weg ausgegangen. Alle essen genüsslich ihre kleine Speisen und immer wieder fließt Schnaps. Es ist wirklich amüsant.
Irgendwann stubst (BF/N) mich an und deutet Richtung Theke. "Der Ladenbesitzer schaut immer wieder hierher zu dir, (Y/N)."
"Ach, das bildest du dir nur ein. Als ob der mich ansieht. Viele am Tisch sind wesentlich hübscher als ich.", erwidere ich nur und widme mich den Mädels, die irgendein Trinkspiel spielen wollen.
"Wenn ich du wäre.... Jeder kennt es?" Allgemeines nicken. "Wer es verweigert muss einen Trinken." Und so spielen wir das Spiel. Die erste halbe Stunde bin ich unsichtbar gewesen bis (BF/N) dran ist. Diese grinst schon so hinterlistig. "Wenn ich du wäre, würde ich den Ladenbesitzer küssen." Ich richte mich kerzengerade auf und schaue meine beste Freundin, die gleichzeitig die Baut ist, an. "Nein. Ich mag den Laden und möchte gern noch ein wenig hier bleiben." "Dann trinkst du einen doppelten, Schätzeken." Ich rolle mit Augen und kippe zwei herunter.

Nach einer Weile bin ich sogar noch betrunkener als sonst, weil es irgendwie ein Gag wurde, mir immer wieder dieselbe Aufgabe zu stellen, woraufhin ich aus unergründlichen Gründen einen doppelten trinken musste, weil ich es immer wieder verweigerte. Irgendwann muss ich auf die Toilette, aber ich finde sie nicht. Ich bin tatsächlich so betrunken, dass ich die Toiletten nicht finde und das nur, weil die sich alle so einen Spaß daraus gemacht haben. So eine Scheiße auch! Bockig lehne ich mich an die Wand. Ich habe keine Lust mehr.

"Kann ich dir irgendwie helfen?", höre ich eine tiefe, raue Stimme direkt neben mir. Erschrocken fährt mein Kopf nach rechts. Dort steht ein junger Mann mit braunen Haaren und wirklich schönen grauen Augen. Diese mustern mich von oben bis unten, aber seinem eher neutralen Gesichtsausdruck kann ich rein gar nichts entnehmen. Der Ladenbesitzer. Schöne Scheiße auch... Ich versuche nicht allzu sehr betrunken zu wirken, was mir auch recht gut gelingt. "Ich finde die Toiletten nicht."
Der neutrale Gesichtsausdruck wandelt sich zu einem Schmunzeln und ich muss sagen, dass es wirklich süß aussieht. Er kommt einen Schritt auf mich zu, hebt seine Hand.

Was hat er vor?

Mein Herz beginnt zu rasen. Er kommt immer näher und näher. Ich drücke mich so gut es geht an die Wand hinter mir, während ich den Atem anhalte. Sein warmer Atem prallt an meiner Wange ab als ich ein Klick höre und daraufhin Scharniere quietschen. "Du hast sie doch schon längst gefunden.", wispert er und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Diese Spannung ist kaum noch auszuhalten. "Musst du  nicht mehr zur Toilette?", fragt er, den Kopf schief gelegt.

Hab ich ihn etwa zu lang angestarrt? Ach, drauf geschissen. Jetzt ist es eh schon komisch genug.

Ich kralle meine rechte Hand in seinen Pullover, ziehe ihn zu mir runter und drücke kurz meine Lippen auf seine. "Sorry, sonst komme ich heute Abend nicht lebend nach Hause.", sage ich zum etwas erschrocken dreinblickenden, sehr gut aussehenden jungen Mann, der sich wegen meiner Aktion an der Wand abgestützt hat. "Wenn du das wusstest, warum hast du dann nicht früher nachgegeben?" Ein angenehmer Schauer geht über meine Haut.

Wie soll ich ihm das nun kurz und knapp erklären?

"Weil du verdammt gut aussiehst.", nuschel ich. "Das ist doch kein Grund und auch kein Hindernis." Und er kommt mit seinem Körper noch näher. Augenblicklich legt er seine Lippen auf meine und drückt mich fester gegen die Wand, löst unsere Münder aber wieder voneinander. Nun bin ich diejenige, die erschrocken schaut. "Du siehst auch gut aus. Das ist kein Grund es nicht zu tun." Perplex schaue ich ihn an. Ich bin definitiv zu betrunken und gerade extremst überfordert mit dieser Situation. "Ich sollte jetzt wohl... Toilette.", flüstere ich peinlich berührt und schiebe ihn vorsichtig von mir, um dann durch die Tür links von mir zu gehen.

Himmelheergott nochmal. Auch wenn es nur kurze Küsse waren, will ich jetzt schon mehr. Seine Stimme - ein Traum. Sein Körper - Perfekt. Diese Brustmuskeln sind gefühlt so hart wie Stahl. Seine Augen - wie der Nebel in der Morgendämmerung. Eine undurchdringliche und ruhige Tiefe. Seine Lippen - sanft. Sie schmecken nach süßem Reis und ich will am Liebsten mehr davon kosten.

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Das kleine Restaurant hat bestimmt schon vor Stunden zu gemacht, aber trotzdem sitzen wir noch hier in dieser kleinen Runde, die von sieben Frauen auf drei geschrumpft ist.

(BF/N) steht irgendwann auf. "Vielen lieben Dank für diesen wunderschönen Abend, Mädels, aber ich muss langsam. Morgen ist noch so viel zu tun..." Sie holt gerade ihr Portemonnaie raus als ich sie stoppe. "Du bist die Braut. Du bezahlst heute nichts. Du bezahlst schon genug für die Hochzeit." "Ich bring sie nach Hause.", sagt Yuna und legt der zukünftigen Ehefrau eine Hand um die Taille, damit diese nicht zu sehr schwankt. "Danke. Ihr könnt schon mal gehen. Ich bezahle für euch mit und muss eh ein Taxi nehmen." Ich krame meine Geldbörse raus und gehe damit zur Theke, wo der Grauäugige schon auf mich wartet.
"Du scheinst den Abend doch überlebt zu haben.", schmunzelt er leicht und kommt um die Theke herum. "Kann schon sein." Ich bin wesentlich nüchterner als vor wenigen Stunden, trotzdem wird mir beim Gedanken an den Kuss wieder schwummrig. Er lehnt sich locker mir gegenüber an die Theke und mustert mich intensiv. Gebannt schaue ich auf seine Lippen.

Ob sie wohl immer noch nach süßem Reis schmecken?

"Koste doch mal.", flüstert er verführerisch, während er die kleine Distanz zwischen uns überbrückt, seine Hand an meine Wange legt und mein Gesicht etwas zu ihm hochzieht.
In meinem Bauch fliegt nun ein Schwarm Schmetterlinge umher, die wild durcheinander flattern.

Tatsache. Sie schmecken immer noch so süßlich nach Reis.

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1117 Wörter

Haikyuu!! - OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt