Miya Atsumu - Verloren?

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Das heiße Wasser perlt an meinem verschwitzten Körper ab. Es prasselt auf meinen sowie so schon erhitzten Körper nieder und langsam entspannen sich meine Muskeln. Meine Gemüter kommen langsam zur Ruh. Somit kann ich auch nun meine Gedanken einigermaßen ordnen und die letzten Spielzüge durchgehen. Wo war der Fehler? Welcher ist falsch gewesen? Welchen hätten sie letztendlich nicht durchschauen können? Welchen hätte ich sonst spielen können?
Fuck!
Meine schon entspannten Muskel, spannen sich wieder an als ich gegen die Fliesenwand vor mir schlage. Langsam lasse ich meinen Kopf sinken und komme mit meiner Stirn an den kühlen Fliesen zu liegen. Das tut gut.

Da ich nach der Besprechung gesagt habe, dass ich zum Hotel zurücklaufen möchte, kann ich mir auch noch ruhig Zeit lassen. Die anderen waren zwar nicht begeistert von der Idee, aber willigten ein, wenn ich ihnen schreibe, dass ich losgehe, damit sie wissen wann ich ungefähr ankommen werde. Mittlerweile ist es nämlich schon dunkel und die Straßen von Tokyo sind nun mal nicht so die sichersten, wenn ein Mädchen allein loszieht.

Ich bin so in Gedanken, dass ich zusammenfahre als ein lautes Geräusch aus der Umkleide zuhören ist. Normalerweise sollte keiner mehr hier sein. Komisch.
Etwas ängstlich, aber auch neugierig, trete ich aus dem Wasserregen raus und wickel mein Handtuch um. Die Dusche lasse ich weiter laufen, damit ich die Person, die sich in der Umkleide befindet, nicht verschrecke und auf frischer Tat ertappe. Mit zögerlichen Schritten gehe ich auf den Durchgang zu, der Duschen und Umkleiden miteinander verbindet, als wieder dieses Geräusch ertönt. Da ist definitiv jemand.

Vorsichtig luke ich um die Ecke. Meine Augen weiten sich als ich auf einen sehr gut gebauten Rücken schaue. Mein Blick gleitet weiter hinab, wird aber von einer Bewegung abgelenkt. Er schlägt mit der Faust gegen einen der Spinte, was dieses seltsame Geräusch verursacht. Wenn er so weiter macht, dann verletzt er sich noch ernsthaft. Wieder zu einem Schlag ausholend, gehe ich einen Schritt nach vorn und rufe "Hey!", aber dies geht in meinen Aufschrei unter, weil ich weg rutsche und in einem hohen Bogen unsanft auf meiner Rückseite lande. "Scheiße tut das weh..." Wieso bin ich denn auch immer so tollpatschig? Stöhnend fasse ich mir an meinen Hinterkopf, der ebenfalls hart aufgekommen ist.
"Lebst du noch?" Eine tiefe raue Stimme dringt an mein Ohr. Kurz darauf spüre ich eine Hand an meiner Wange, die vom leichten Klopfen ins zarte Streicheln übergeht. "Hallo? Aufwachen!" Diesmal rief er es beinahe. Das völlige Gegenteil von der zärtlichen Berührung.
"Verdammt! Schrei nicht so! Ich bin ja wach!"
"Oh."
Nachdem ich meine Augen geöffnet habe, sehe ich in braune Iriden, die aufmerksam mit Neugier mein Gesicht mustern.
"Hör auf mich so anzustarren und hilf mir gefälligst hoch!"
Verwundert über meinen genervten Ton bewegt er sich nicht bis ich versuche mich aufzurichten und vor Schmerzen aufstöhne. Mein ganzer Rücken tut weh. Am aller meisten schmerzt aber mein Kopf. Kurzerhand werde ich hochgehoben und auf die Bank in der Mitte der Umkleide gesetzt.
"Lass mich deinen Rücken und seinen Kopf ansehen...", murmelt der Junge. Ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten legt er mein nasses Haar nach vorn über meine Schulter und berührt sachte meine Schulterblätter. Seine Fingerspitzen sind rau, aber trotzdem überzieht eine Gänsehaut meinen Körper. Ein raues, tiefes leises Lachen ertönt, was mich erzittern ließ. "Vielleicht wirst du einige Blutergüsse davontragen und eine kleine Beule am Kopf, aber glücklicherweise sind keine Schürfwunden zu sehen."
"Und was ist mit deiner Hand?" Diesmal warte ich nicht auf seine Antwort. Ich drehe mich zu ihm und greife nach seiner rechten Hand und betrachte sie genauer. Seine Knöchel sind einwenig aufgeschürft. "Du musst das säubern und eincremen. Warum hast du das eigentlich gemacht?" Ich schaue zu ihm auf und blicke in ein düsteres, starres Gesicht, was mir ein wenig Angst macht. Also stehe ich auf und geh einen Schritt zurück. Er sagt immer noch nichts, mustert mich aber wieder. Diesmal von oben bis unten, woraufhin sich tatsächlich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legt und ich automatisch mein Handtuch enger um mich ziehe. "Was machst du eigentlich hier? Das hier ist die Frauenumkleide."
"Das Spiel unserer Mädchen Mannschaft ist schon Stunden her. Was machst du dann noch hier?" Unserer Mädchen Mannschaft? Ist er auf unserer Schule?
"Du gehst auch auf die Inarizaki? Ich hab dich dort noch nie gesehen." Jetzt schaut er mich verwundert an, nickt aber.
"Miya Atsumu. Zuspieler.", stellt er sich vor. Wieso habe ich noch nie was von ihm gehört? Aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich nicht gerade wirklich erkundigt habe, wer in der Jungen-Mannschaft ist. Den letzten Monat, den ich neu an der Inarizaki bin, habe ich mich auch eher aufs Training konzentriert als auf alles andere, damit ich bei den Nationalmeisterschaften als Stammspieler dabei sein kann und es hat sich ausgezahlt. Trotzdem sind wir in der dritten Runde rausgeflogen.
"Und du bist bestimmt (N/N) (Y/N)." Es ist keine Frage. Ich ziehe meine Stirn kraus. Das ist mir gerade nicht geheuer. Woher kennt er mich? Vorsichtig trete ich noch einen Schritt zurück.
"Ich möchte, dass du gehst. Sofort!" Er hat wohl meine leichte Angst bemerkt, denn er geht auf Abstand und hebt beschwichtigend die Hände. "Das klang seltsam. Entschuldige, nur es spricht sich rum, wenn jemand neues so schnell zum Stammspieler wird. Da wird man neugierig."
"Neugierig?" Skeptisch mustere ich nun ihn von oben bis unten. Seinen Blondschopf. Seine sanften Gesichtszüge, die mich entschuldigend anschauen. Die breiten Schultern. Seine durchtrainierten Arme. Seine muskulöse Brust. Die definierten Bauchmuskeln. Er trägt noch seine Shorts, wofür ich im Moment unendlich dankbar bin. Aber bei seinem Anblick wird mein Hals ganz trocken und ich fahre kurz über meine Lippen, um sie zu befeuchten und um anschließend auf meine Unterlippe zu beißen. Ein leichtes ziehen in meinem Unterleib signalisiert mir, dass mein Körper sich gerade danach sehnte von seinen Armen umschlossen zu werden. Allein sein Anblick bringt mich dazu schwach zu werden, obwohl ich ihn zum ersten mal sehe und persönlich überhaupt nicht kenne. Als sich meine Augen wieder zu seinem Gesicht bewegen, fällt mir auf, dass sein Blick sich auch geändert hat. Er kann wahrscheinlich an meinem Blick ablesen, woran ich gerade denke, denn er schaut nun aus wie ein Raubtier, das seine Beute entdeckt hat. So gern ich auch will, aber ich muss das unterbinden.
Keine Mitschüler. Das habe ich mir geschworen. "Ich dusche noch zu Ende. Dann kannst du, wenn du willst rein. Und wehe du kommst mir nach." Mehr sage ich nicht und gehe wieder in den Duschraum, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Nochmal könnte ich seinem Anblick nicht widerstehen.

Haikyuu!! - OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt