Veni - ich kam

354 19 2
                                    


Herzlich Willkommen zu meiner neuen FF:)
Was ursprünglich als eine Idee für einen anfing und sich zu einem entwickelt hat, ist jetzt eine ganze FF geworden :D
Die beiden verlinkten OS dienen als Vorlage, bzw als die beiden ersten Kapitel. Wundert euch also nicht, wenn es euch bekannt vor kommt :)
Ich hoffe ihr habt Spaß mit dieser kleinen Geschichte. Rückmeldungen jeglicher Art sind gewünscht :)

glg Yuriako

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Bist du jetzt böse auf mich, Iwaizumi-san?"
Böse. Wütend. Tödlich genervt. Das alles beschrieb nicht mal annähernd seinen schlechten Gemütszustand. Iwaizumi hatte nie im Leben damit gerechnet, dass jemand ihn mehr Nerven kosten konnte, als Oikawa zu seinen besten Zeiten. Warum hatte er gedacht, dass dieser Job Spaß machen würde?
Er atmete scharf aus und überlegte sich seine Worte genau. Er war einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und sah sich die drei besoffenen Vollidioten auf dem Rücksitz seines Autos an. Miya saß rechts von Shoyo und Bokuto links und beide waren in Fürsorge für ihren verletzten Freund nicht zu überbieten. „Hier müssen wir gleich rechts." Verwirrt sah er auf den Beifahrersitz und bedachte Kageyama mit einem eindringlichen Blick. „Wenn du rechts sagst, dann zeig nicht nach links", murrte er. „Oh."
Kageyma tippte wild auf seinem Handy rum, ehe er erneut aufsah. „Links ist richtig....also da wo wir gerade dran vorbeigefahren sind."
Der Geduldsfaden wurde immer dünner und er war kurz davor laut aufzuschreien. Dennoch schaffte er es sich irgendwie zu beherrschen. „Kann mir einer von euch denn jetzt wenigstens erklären, wer auf die hirnrissige Idee gekommen ist?", knurrte er und konzentrierte sich auf die dunkle Straße.
Im Hintergrund hörte er Shoyo um den heißen Brei herumreden. Die vier hatten wohl gewettet, wer am höchsten die Straßenlaterne hochklettern konnte. Es kam wie es kommen musste. Gerade als Iwaizumi die Bar verlassen hatte, hatte er nur noch einen Schrei unter den grölenden Anfeuerungsrufen gehört. Er hatte mit angesehen, wie Shoyo, beinah oben angekommen, ausrutschte und fiel. Iwaizumi hatte nicht mehr nachgedacht und war nur noch nach vorne gesprintet und hatte versucht ihn aufzufangen. Zum Glück war das mehr oder weniger gut gegangen. Leider hatte sich der Nationalspieler am Kopf verletzt und es hörte nicht auf zu bluten. Also hatte er sich die Idioten geschnappt und fuhr mit ihnen Samstag mitten in der Nacht ins Krankenhaus. Die Tatsache, dass er sich bei der Rettungsaktion, selbst den Arm aufgekratzt hatte, ignorierte er vorerst völlig. Er würde die Jungs beim nächsten Training so durch die gegen scheuchen.

Er wusste nicht ob er froh war, dass sie Höllenfahrt vorbei war oder ob jetzt erst der schlimme Teil kommen würde. Mittlerweile saßen die fünf schon seit zwei Stunden in der völlig überfüllten Notaufnahme und warteten darauf, dass Shoyo endlich aufgerufen wurde. „Ich geh nie wieder mit euch raus, wenn das immer so im Chaos endet", warf Iwaizumi gereizt ein, nachdem er wieder irgendeinen dummen Zwist zwischen den Jungs geschlichtet hatte. Wenn es so weiter ging konnten die vier gleich alle hierbleiben. Er musste sich wirklich zusammen reißen seine Kameraden nicht hier auf der Stelle umzubringen. Oikawa würde ihm nie im Leben glauben, dass er noch wem anderes gegenüber solche Mordgelüste entwickeln konnte. „Hinata Shoyo!"
Der quirlige Volleyballspieler sprang voller Elan auf und verlor prompt wieder das Gleichgewicht. Zähne knirschend fing Iwaizumi ihn auf und zerrte ihn zum Empfang. „Und ihr bleibt hier sitzen und baut einmal in eurem Leben keinen Mist, ja? Wenn doch dann könnt ihr euch auf was gefasst machen." Die Drohung in seinen Worten war nicht zu überhören und die übrigen drei Idioten setzten sich kerzengerade hin und nickten im Einklang. Mit einem mulmigen Gefühl wandte er ihnen den Rücken zu und versuchte für die Krankenschwester ein Lächeln aufzusetzen. „Wo dürfen wir hin?"
Mitleidig sah sie ihn an und lächelte, während sie ihm den Weg beschrieb. „Danke", antwortete er knapp und zog den Verletzten weiter.
Im Untersuchungsraum herrschte eine angenehme Stille, mit der er diese Nacht nicht mehr gerechnet hatte. Während Shoyo sich auf die Untersuchungsliege setzte und weiterhin schwieg, nahm Iwaizumi mit verschränkten Armen breitbeinig auf einem Stuhl an der Wand platz.
Er legte den Kopf in den Nacken und schloss seine Augen. Gezielt versuchte er seine Atmung zu beruhigen, damit auch er endlich zur Ruhe kam.
„Schläfst du etwa, Iwaizumi-san?" Da war es schon wieder diese nervige Gequake. „Wie soll ich das bitte, wenn du immer quatscht?", erwiderte er genervt und öffnete nur ein Auge um ihn böse anzusehen. Shoyo redete munter weiter vor sich hin. Er hörte wüste Beschimpfungen auf Kageyama und Lobeshymne auf Bokuto raus, versuchte es aber zu ignorieren. Warum dauerte das alles auch nur so lange?
Er blendete weiterhin alles aus, bis es auf einmal dunkler wurde. In der Erwartung, dass Shoyo um ihn herum tanzte um zu schauen, dass er wirklich nicht schlief, legte er sich schon etwas bissiges zurecht. Doch als er die Augen öffnete, sah er in das hübsche Gesicht einer Fremden.
„Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Schwester wir-" „Nein, nein alles gut habe nur versu-" „Er hat geschlafen Frau Doktor!" Stolz grinste Shoyo sie beide an. Iwaizumi ballte seine Hand zu einer Faust, dieser Bengel würde noch beim nächsten gemeinsames Training sein wahres Wunder erleben. Er räusperte sich und setzte sich ordentlich hin. Die Ärztin warf ihm ein kleines Lächeln zu und drehte sich zu Shoyo um. „Mein Name ist Hoshida, ich bin die zuständige Ärztin. Würden Siemir bitte erzählen was passiert ist?", fragte sie und wartete geduldig ab. Natürlich kam er nicht sofort zum Punkt und holte weit aus. Iwaizumi riss der Geduldsfaden, er wollte doch nur noch nach Hause und weg von diesen nervenden Menschen! Er holte tief Luft und wollte einschreiten, als ein herzhaftes Lachen ertönte. Verwundert hielt er inne und sah die junge Ärztin an, die sich vor Lachen den Bauch hielt. „Tu-Tut mir leid, ich weiß, dass es nicht professionell ist, aber..." Sie kicherte munter vor sich hin und versuchte sich zu beruhigen. Shoyo indessen grinste weiter dümmlich vor sich hin und Iwaizumi wusste nicht, was er von der ganze Sache halten sollte. Er sah sie sich etwas genauer an. Verwundert bemerkte er, dass sie etwa in seinem Alter sein sollte. Die Haare waren ordentlich zusammen gesteckt und unter dem weißen Kittel blitze ein weinroter Kasack hervor. Eilig wischte sie sich mit einem Tuch die Tränen aus dem Augenwinkel und räusperte sich. „In Ordnung, dann weiß ich jetzt Bescheid. Zeigen Sie mir doch mal bitte die Stelle, damit ich mir das genauer ansehen kann."
Iwaizumi war wirklich überrascht, wie schnell sie wieder ernst geworden war und gewissenhaft ihrer Arbeit nach ging. Jeder Handgriff saß und es dauerte keine fünf Minuten, da war alles fertig.
„So das wars dann auch schon. Bitte die nächsten drei Tage die Stelle trocken halten und diese Woche erst einmal auf Anstrengungen verzichten." Jegliche Proteste des Patienten vernichtete Iwaizumi mit einem zornigen Blick. Er erhob sich und streckte sich kurz. Iwaizumi hörte schon sein Bett nach ihm rufen. Shoyo verabschiedete sich von der freundlichen Ärztin und er wollte es ihr gleich tun, als er plötzlich von ihr am Ärmel festgehalten wurde. „Halt", murmelte sie nachdenklich und kam ihm näher, um in einer Bewegung seinen Ärmel hochzuschieben. Jetzt erst fiel ihm auf, dass der Ärmel zerrissen und voller Blut war.
Überrascht und etwas überfordert beobachtet er ihr Treiben und wurde sich jetzt erst seiner Wunde am Arm bewusst. Sie sah tiefer aus, als er gedacht hatte.„Das müssen wir auch versorgen." Ernst sah sie ihm in die Augen.
Ihm fehlten die Worte. Ihr blumiger Duft, der ein wenig mit dem Geruch von Kaffee und Schweiß vermischt war, trieb ihm in die Nase und der Blick aus ihren Augen war wirklich intensiv. Er war machtlos gegen die leichte Röte in seinem Gesicht, als sie ihm so nah wahr. „Setzten Sie sich bitte. Haben sie sonst noch Verletzungen? Immerhin haben sie den jungen Mann aufgefangen", fragte sie nach und wühlte in den Schränken, während er auf der Liege platz nahm. „Iwaizumi-san...", setzte Shoyo an. „Gehen Sie bitte wieder in den Wartebereich? Das wird nicht lange dauern", wies Hoshida ihn an und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf ihren neuen Patienten. Schon waren die beiden alleine und Iwaizumi fühlte sich komisch.
„Aua", rief er verwundert aus und zuckte leicht zurück, als sie anfing auf seinem Arm zu drücken. „Mmh." Abwartend sah er sie weiter an, während sie ihn untersuchte. „Sind Sie hängen geblieben?", fragte sie nach und begann die Wunde zu desinfizieren. Auch wenn es brannte, bemühte er sich nicht mehr zurückzuzucken oder irgendwelche Laute von sich zu geben. „Es war aber auch sehr leichtsinnig von Ihnen ihren Freund aufzufangen", belehrte sie ihn und sah wieder auf in seine Augen. Was sollte er darauf erwidern?
„Ich weiß, aber was hätte ich tun sollen? Ich habe im Impuls gehandelt. Ich bin es einfach gewohnt für sie Baby zusitten", antwortete er wahrheitsgemäß. Müde lächelte sie ihn an und nickte. „Kann ich verstehen. Haben sie öfter Ärger mit ihm?"
Versuchte sie da gerade mit ihm ins Gespräch zu kommen? Er war überrascht über ihre offene Art, aber es hatte auch etwas Erfrischendes seit langem Mal wieder ein Gespräch mit einem Erwachsenen zu führen. Mit einem Auflachen fing er an ein wenig was zu erzählen. Keineswegs entgingen ihm dabei ihre geschickten Hände, die ihn versorgten. Hatte er nur den Eindruck oder ließ sie sich wirklich Zeit?
Wenn es nach ihm ging, konnte es auch ruhig so weiter gehen. Sie untersuchte ihn weiter und fing selbst an ein wenig zu plaudern und die beiden lachten etwas zusammen.
Dennoch war sie viel zu schnell fertig und Iwaizumi wollte noch nicht gehen. Diese Frau hatte wirklich sein Interesse geweckt. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber er konnte es nicht leugnen. „So das war es jetzt aber." Grinsend klatschte sie in die Hände und sah ihn wieder an. Erneut war er überrascht über den Ausdruck in ihren Augen. Auch wenn es mitten in der Nacht war und er bestimmt der fünfundachtzigste Idiot mit irgendeiner dämlichen Verletzung war, wirkte ihr Blick wach und aufmerksam. „Da-Danke", stotterte er und ärgerte sich über sich selbst. Er konnte nichts dagegen tun, wenn die Frau ihn wirklich interessierte, kam immer seine schüchterne Seite etwas zum Vorschein. Er wünschte noch einen ruhigen Dienst und wollte den Behandlungsraum gerade wehmütig verlassen, da fiel ihm ein wer da auf ihn wartete. Gequält verzog er das Gesicht, als sie ihn erneut festhielt. „Hier noch der Bericht für ihren Freund."
Eilig drückte sie ihm noch zwei Blätter in die Hand und verabschiedete sich mit einem süßen Lächeln von ihm. Verpeilt sah er ihr hinterher und verließ endlich den Raum.

„Oh, oh, oh, das hat aber lange gedauert! Was habt ihr denn da noch so getrieben die hübsche Ärztin und du?", neckte ihn sofort Miya, als er zu der seltsamen Gruppe stieß. Sofort war die Entspannung vorbei und er war einfach nur genervt. „Sie hat meinen Arm versorgt, der wegen euch verletzt war", zischte er zurück und gab ihnen das Zeichen zum Aufbruch. Er musste nur noch diese Volldeppen nach Hause bringen, dann hatte er endlich Ruhe. Schnell drückte er Shoyo noch den Bericht in die Hand und stapfte voran. „Woahah! Da steht ja eine Handynummer unter dem Namen der Ärztin!", rief Shoyo begeistert auf. Jetzt wurde er auch hellhörig und drehte sich um. „Achja? Zeig mal her." Schon griff er nach den Papieren, war dennoch zu langsam. Mit einem strahlenden Grinsen wedelte Shoyo vor seinen Augen damit rum. Da sie sich noch im Gebäude befanden, atmete er tief durch, drehte sich wieder um und ging nach draußen. Er konnte seine Wut einfach nicht vor den Augen der anderen rauslassen. Hatte sie Shoyo oder ihm die Nummer hinterlassen fragte er sich selbst frustriert.
Endlich trat das Grüppchen an die frische Luft. Stolz tänzelte Shoyo voraus und sang irgendwas vor sich hin. Alles was Iwaizumi wollte, war doch nur einen kurzen Blick auf die Papiere in seiner Hand zu werfen. Er ignorierte die dummen Kommentare der anderen und fixierte seine Beute. Wenn es nach ihm ging, hatten sie zwar jetzt alle eine gehörige Tracht Prügel verdient, doch war das andere ihm gerade wichtiger. „Schau mal Boke, da steht doch noch was drunter", bemerkte Kageyama und steckte mit dem Angesprochenem die Köpfe zusammen. „Ach ja?"
Miya trat zu ihnen und warf mit einen Blick darauf. „Für...für den Babysitter?", las er irritiert laut vor.
Iwaizumi wurde wieder aufmerksam und gesellte sich unauffällig zu ihnen, während sie überlegten, was das zu bedeuten hatte. Genervt schaffte er es endlich Shoyo den Bericht aus der Hand zu nehmen und eilig ein Foto von der Nummer zu machen. Also hatte sie ihm die Nummer hinterlassen!
Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen und die anderen sahen ihn an. „Oh da-"
Schon hatte Miya eine hängen. Warum musste er jetzt ausgerechnet so schnell von Begriff sein?
„Ein Wort noch von irgendeinem von euch und ich sehe wirklich Rot für euer nächstes Training! Und jetzt ab zum Auto, ich will endlich nach Hause!", schnauzte er scharf und sah jeden böse in die Augen. Bedächtiges Nicken war nur die Antwort und sie trotten ihm im Entenmarsch hinterher.
Sie würden alle so leiden müssen das stand fest.

Veni, vidi, amaviWo Geschichten leben. Entdecke jetzt