Seufzend ließ sie sich wieder in ihr Bett sinken und schloss ihre Augen. Was ein seltsamer Traum. Sie könnte schwören gerade mit Iwaizumi und jemand anderem telefoniert zu haben. Aber wer würde schon mitten in der Nacht rumkommen?
„Mmmh...."
Erschrocken fuhr Miharu auf und tastete blind neben sich nach ihrem Handy. Das grelle Licht blendete sie und sie kniff die Augen zusammen, bevor sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Sie hatte nicht geträumt, sie hatte wirklich mit ihm telefoniert. Was hatte sie geritten ihn so völlig besoffen, um so eine Uhrzeit einzuladen?
Stöhnend erhob sie sich aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Dunkle Augenringe und ein bleiches Gesicht sahen ihr entgegen. Ihre dunkelblauen Augen waren von Müdigkeit gekennzeichnet.
Sie griff verschlafen nach ihre Zahnbürste und machte sich ein wenig frisch, wenn auch nur das nötigste. So wie er geklungen hatte, wäre er nicht gerade aufnahmefähig. Also was erwartete sie sich eigentlich hiervon?Eine halbe Stunde später saß sie schweigend zusammen mit Iwaizumi auf ihrem Sofa. Sein Freund hatte ihn einfach bei ihr abgeliefert und hatte sich sofort auch verabschiedet. Irgendwie war er ihr bekannt vorgekommen, doch die späte Uhrzeit ließ keine weiteren Überlegungen zu. Miharu hatte schon alle Hände voll zu tun, zu realisieren, dass das hier gerade wirklich passierte.
„Möchtest du vielleicht einen Tee trinken?", fragte sie und wartete seine Antwort ab. Er sah ihr in die Augen und kniff seine zusammen, schwieg aber. Seufzend erhob Miharu sich. Wie betrunken war er denn bitte?
„Ich verschwinde kurz im Bad, dann versuchen wir mal dich zum reden zu bringen."
Sie drehte ihm den Rücken zu und schüttelte den Kopf. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Als wenn jetzt ein vernünftiges Wort aus ihm herauszubekommen war. Vielleicht sollte sie sich einfach einen Kaffee machen und ihn versuchen irgendwie auszunüchtern. Es war ja nicht so, dass nicht genug dafür hier hätte.
Nachdenklich wollte sie ihre Küche betreten, nachdem sie sich erleichtert hatte, erstarrte aber an der Schwelle. Ungläubig rieb sie sich ihre Augen, nur um zu begreifen, dass das wirklich wahr war.
Ein halbnackter Iwaizumi, er trug nur noch seine enge schwarze Hose, wo Socken und Hemd geblieben waren konnte sie nur vermuten, stand vor ihrem offenen Kühlschrank und summte etwas vor sich hin. Miahru wusste nicht, ob sie lachen oder nur frustriert den Kopf schütteln sollte. „Hajime, was wird das hier?", fragte sie scharf nach, bekam aber jedoch keine Antwort. Sie trat näher an ihn heran und zögerte kurz. Sollte sie?
Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen nackten Rücken und wiederholte ihre Frage. „Was machst du da, Hajime?"
Erschrocken zuckte er zusammen und drehte sich mit geweiteten Augen zu ihr um.
„Was machst du hier in meiner Wohnung?"
Sie stöhnte laut auf und schlug sich vor die Stirn. Wie konnte man sich nur so volllaufen lassen?
„Hajime, du bist in meiner Wohnung, nicht umgekehrt", versuchte sie ihm möglichst gelassen zu erklären. Sie konnte nichts gegen ihren abschweifenden Blick unternehmen, der seinen entblößten Oberkörper musterte. Er war so durchtrainiert, dass sie erst einmal schlucken musste. Sie musste sich auf das wesentliche konzentrieren.
„Mmh...achso. Aber ich hab Hunger", bemerkte er trocken und lehnte sich mit dem Rücken an ihre Theke, während er trotzig die Arme vor der Brust kreuzte. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie nah sie sich gerade waren. Betrunken hin oder her, er übte eine große Anziehungskraft auf sie aus, dass es ihr wirklich schwerfiel, ihn nicht zu küssen. Alles wirkte so surreal. Nachdem ihr der Fehler aufgefallen war und sie ihn nicht mehr erreicht hatte, war sie sich sicher gewesen ihn nie wiederzusehen. Doch jetzt stand er halbnackt in ihrer Küche und sie müsste nur einen Schritt nach vorne gehen und konnte sich an seine muskulöse Brust schmiegen.
„Warum hast du mich angerufen, Hajime?", flüsterte sie leise und ließ ihren Kopf sinken. Sie wollte eine Antwort.
„Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst."
Überrascht hob sie ihren Kopf und sah ihn an. Er sah verlegen zur Seite und kratze sich am Kopf. „Ich weiß es auch nicht, und es klingt so verrückt, weil eigentlich war ja nichts zwischen uns, aber als Shittikawa mir von dem Anderem erzählt hat, war ich so wütend."
Einen so langen Monolog hatte sie ihm gar nicht in seinem jetzigen Zustand zugetraut, aber sie blieb ruhig und hörte ihm weiter zu. Unsicher ging sie einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hand auf seiner Brust ab, was ihn dazu bewegte innezuhalten und ihr in die Augen zu sehen. War das jetzt wirklich der richtige Moment?
Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Seine Hand wanderte in ihre braunen Haare und er küsste sie stürmisch. Für einen kleinen Moment war Miharu wie erstarrt, ehe sie sich seinen Berührungen hingab. Sie wollte sich nicht weiter dagegen wehren, so falsch der Moment auch war.
Der Kuss wurde immer inniger und sie drängten ihre Körper aneinander. Ihre Hände erkundeten wie von alleine seinen Oberkörper und sie beide keuchten wohlig auf, als sich ihre Zungen fanden.
Würden sie es morgen bereuen?
Bestimmt packte er ihre Hüfte und drehte sie beide, ehe er sie anhob und auf der Theke absetzte. Er löste sich von ihren Lippen und legte seine Stirn an ihre, während seine Hände ihr Gesicht festhielten.
„Ich will nicht mehr warten, Miahru." Wieder fanden sich ihre Lippen und fordernd griff er ihr dabei an die Brüste. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab und sie stöhnte leise.
„Dann lass uns das im Schlafzimmer fortführen", raunte sie erregt und rutschte von der Theke runter. Sie wandte ihm den Rücken zu und mit einem leichten Knurren, schlug er ihr auf den Hintern. Erschrocken sah sie ihn an und er grinste nur.
Ihre Beine fingen an vor Vorfreude zu zittern und sie zog ihn an der Hand hinter sich her.
Kaum waren sie ihn ihrem Schlafzimmer angekommen, wurden ihre Küsse immer leidenschaftlicher und alles um sie herum war vergessen. Es gab nur noch sie beide und ihre aufgeheizten Körper. Eilig entledigten sie sich beide ihrer restlichen Kleidung und küssten sich verlangender. Noch währenddessen dirigierte sie ihn zu ihrem Bett und schubste ihn unsanft drauf. Keuchend landete er in ihren Kissen und sah sie hungrig an, während er sich über die Lippen leckte. Er sah so verdammt heiß aus.
„Ich hole eben die Kondome", keuchte sie und er nickte nur.
So schnell sie konnte verließ sie ihr Zimmer wieder und ging ins Bad. Hier müssten sie eigentlich sein. Sie sollte die Schachtel unbedingt wo anderes deponieren, wenn das jetzt was werden sollte. Nach kurzer Suche wurde sie fündig und nahm gleich die ganze Packung mit. Man konnte ja nie wissen.
In ihrer Schlafzimmertür hielt sie inne. Trotz der Enttäuschung musste sie lächeln. Ihr Gast lag friedlich schlafend in ihrem Bett und schnarchte leise vor sich hin. Miharu schritt auf ihn zu und deckte ihn zu, damit er sich nicht erkältete. Wie würde er wohl morgen reagieren, wenn er nackt in einem fremden Bett neben ihr aufwachen würde?
Leise schlüpfte sie mit in ihr Bett und legte sich auf die Seite. Das Feuer in ihr war bei weitem nicht gestillt. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild und ihr Atem ging abgehakt, doch kam sie langsam wieder zu Sinnen. Es war besser so. Sie wollte nicht, dass einer von ihnen nachher etwas bereuen würde. Das würde wohl alles andere als eine ruhige Nacht werden.
DU LIEST GERADE
Veni, vidi, amavi
FanfictionEin völlig unverhoffter Patient mitten in der Nacht in der Notfallambulanz, wirft das sonst so arbeitsreiche Leben der jungen Ärztin Hoshida Miharu völlig um.