𝕊𝕚𝕖𝕓𝕖𝕟

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||18. August||

Der Umhang steht mir besser als gedacht, und auch die Maske ist gar nicht so klein, wie sie im ersten Moment gewirkt hat. Ich bin sogar relativ zufrieden mit meinem Aussehen. Klar, ist es ein komisches Gefühl, diese Sachen zu tragen und wäre Lou's und mein Date nicht auf einem Maskenball, würde ich das auch ganz bestimmt nicht tuen, jedoch ist es nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte.

Trotzdem schafft es mein Outfit nicht, mir die Anspannung zu nehmen. Denn, wenn ich so richtig über alles nachdenke, war es doch ziemlich voreilig mich sofort mit Lou zu verabreden. Ich meine, ich kenne ihn doch überhaupt nicht.

Und auch die Tatsache, dass ich ihn im Englischkurs diese Woche nicht gesehen habe, trägt nicht gerade dazu bei mein Ungutesgefühl zu unterdrücken. Ganz im Gegenteil.

Aber einen Rückzieher will auch nicht machen. Dafür ist es jetzt erstens, schon zu spät und zweitens, sagt mir mein Herz, dass ich es versuchen soll.

Ich schüttele kurz den Kopf um die Vorstellung, dass mein Herz mit mir spricht, aus meinem Gedanken zu vertreiben und entferne mein Handy, von dem Ladekabel, dass neben mir auf dem Tisch liegt.

Ein kurzer Blick auf meinen Bildschirm zeigt mir, dass Lou bereits knapp zehn Minuten zu spät ist und ich muss leider sagen, dass ihn das in meinen Augen noch sympathischer macht.

Ich komme selber oft zu spät und kann mich deshalb nicht beschweren, trotzdem ist das Gefühl hier in meiner Wohnung zu stehen und zu warten alles andere als schön.

Was, wenn er nicht kommt? Was, wenn er eigentlich gar nichts von mir will? Was, wenn er mich nur verarscht hat?

Doch meine Bedenken sind unbegründet, denn keine zwei Sekunden später klingelt es an der Tür.

Ich beiße mir vor freudiger Erwartung auf die Unterlippe, ehe ich mein Handy in die hinter Hosentasche meiner schwarzen Jeans, die ich unter dem Umgang anhabe, schiebe und fast schon zur Tür renne.

Ich muss dazu sagen, es ist wirklich etwas länger her, dass ich mich mit einem Jungen auf diese Art verabredet habe und ich bin deshalb etwas nervöser als sonst.

Außerdem, wirkt Lou wirklich nett und nicht, wie einer dieser Typen, mit denen man eine Nacht verbringt und, dann nie wieder sieht.

Ich schlüpfe in meine Schuhe, öffne die Wohnungstür und lasse sie mit einem, wahrscheinlich für meine Nachbarn zu lauten, Knall ins Schloss fallen, ehe ich die Treppe nach unten hasste.

Mein Herz klopft wie wild gegen meine Brust und ich lasse beinah die Maske fallen so aufgeregt bin ich.

Jedoch zögere ich noch kurz, als ich vor der Haustür stehe. Mein Griff um die goldene Schnabelmaske, die ich in der Hand halte wird fester und ich atme noch einmal zitterig ein, bevor ich die Tür öffne und zu Lou nach draußen drehte.

Er steht ein paar Schritte von der Tür entfernt auf dem Kiesweg und lächelt mir strahlend entgegen.

Er sieht einfach wunderschön aus und als ich meinen Blick einmal über ihn schweifen lasse, fällt mir das erste mal auf, wie klein er im Gegensatz zu mir ist. Süß.

Anders als ich, trägt Lou seine Maske schon jetzt. Dazu hat er einen dunkelblauen Anzug an, der ihm einfach fantastischen steht. Fast noch besser als der Jogginganzug.

Ich schmunzle leicht, als ich die Maske genauer betrachte. Sie ist dunkelgrau und  ziemlich klein. Sie bedeckt gerade mal so seine Augen, doch erinnert mich an die Masken, die Diebe in Filmen oft tragen.

„Oh wow Harry du... du siehst toll aus." erfängt mich Lou und lässt seinen Blick ebenfalls einmal über mich gleiten. Ich werde leicht nervös und bin froh, dass er es nach ein paar Sekunden damit aufhört und stattdessen mit einer einladenden Bewegung auf einer schwarzes Auto deutet, dass am Straßenrand steht.

Jedoch, werde ich, durch seine Worte, fast augenblicklich rot und senke den Blick. „Danke." nuschele ich verlegen. „Du auch." sage ich noch und er lacht leise. „Das muss man in so einer Situation sagen stimmt's?"

Ich grinse, doch dann schüttele ich den Kopf. „Ich meine, dass aber ernst."

Lou grinst ebenfalls, grammt seinen Autoschlüssel aus der hinteren Anzughosentasche und drückt auf einen Knopf um das Auto zu öffne. „Dann will ich dir mal glauben Hmm?..."

Lou's Auto wirkt, wie seine Uhr, ziemlich teuer und langsam frag ich mich wirklich, ob seine Eltern Anwälte oder sowas in der Art sind.

„Aber ist es nicht ein bisschen warm in dem Umhang?" fügt Lou hinzu und hält mir ganz Gentlemenlike die Autotür auf.

Ich schenke ihm ein leichtes Lächeln und lasse mich auf dem bequemen Beifahrersitz nieder.

Ich warte, bis er um das Auto herum gegangen ist und sich auf den Fahrersitz fallen gelassen hat, bevor wieder das Wort ergreife.

„Wenn ich diese Sachen trage, wird es ja vielleicht schneller Winter." antworte ich ironisch und zerre ein bisschen an dem Gurt bis er schließlich nachgibt und ich mich mit einem leisen seufzen anschnallen kann.

„Du magst den Sommer nicht?" erwidert Lou ungläubig und dreht, mit einem kurzen prüfendem Blick zu mir, den Schlüssel um, um das Auto zu starten.

„Ich mag die Wärme nicht." korrigiere ich ihn und lehne meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe des Autos, während er langsam aus der Parklücke rollt.

„Darf ich fragen, warum das so ist?" fragt Lou zögerlich und innerlich stöhne ich auf. Es war klar, dass diese Frage kommt. Aber verübeln kann ich es ihm nicht. Jeder normale Mensch würde jetzt nachfragen.

„Oh das willst du nicht wissen, glaub mir." sage ich schließlich leicht nervös und beginne meine Hände in meinen Schoß zu kneten.

„Wenn du es nicht erzählen willst, ist das vollkommen in Ordnung, aber interessiert bin ich jetzt auf jeden Fall." meint Lou und wirft mir einen Flüchtigen Blick zu ehe er den Blinker setzt und nach links abbiegt.

Ich habe absolut keine Ahnung, wo der Maskenball stattfindet, aber fragen möchte ich nicht. Ich freue mich eigentlich darauf, von Lou überrascht zu werden.

Ich knappere nervös auf meiner Unterlippe herum und sage langezeit garnichts. Bis die Worte, die ich wahrscheinlich schon viel zulange mit mir herum trage, ziemlich unüberlegt, einfach aus mir herausplatzen.

„Wenn es warm ist, ist man gezwungen kurze Sachen anzuziehen. Man ist gezwungen, raus zugehen und Sachen zu tragen, die deinen Körper, wenn es gut läuft, nur halb verdecken... I-ich war mein halbes Leben lang übergewichtig und, es hat etwas deprimierendes, wenn du jeden Sommer deinen Freunden dabei zusiehst, wie sie schwimmengehen und du dich nicht traust, deinen Körper zu zeigen... Ich wurde wegen meinem Gewicht, zum Glück, nie wirklich gemobbt, aber habe mich selber so sehr damit belastet, das ich jetzt Jahre später, immer noch Probleme habe, was... naja was meinen Körper betrifft und das obwohl mein Gewicht jetzt total normal ist und....Gott... das klingt total komisch und ich weiß nicht, warum ich dir das alles überhaupt erzähle..." murmle ich zum Ende hin immer leiser, kralle meine Finger in das Polster über der Autotür und warte angespannt auf Lou's Reaktion.

Normalerweise, bin ich wirklich nicht so. Normalerweise erzähle ich Leuten das nicht. Vor allem nicht Leuten, die ich seit fünf Tagen kennen und mit ihnen auf ein Date gehen.

Aber was zum Teufel ist schon Normal?

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(Wörter: 1193)

[08.04.21]

Xx

Be honest |L. S.|  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt