Kapitel 65

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Drei Tage zogen vorbei, ohne dass etwas passierte. Aleks war mehr wie ein Zombie. Auch wenn er vor Zack den Starken mimte, so fühlte er sich leer.

Zack erzählte von seinen Schatzsuchen, um ihn abzulenken, doch er hörte nur mit halbem Ohr zu. Appetit hatte er kaum und schlafen konnte er nicht. Es fehlte seine zweite Hälfte, der Kontakt, die Wärme, einfach nur seine verdammte Stimme. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand das Herz herausgerissen.

Mit Trainingseinheiten, die ihn bis ans Limit brachten, versuchte er, sich abzulenken. Doch die Wohnung, die vorher sein Zuhause gewesen war, war nun kahl und leer. Nein, es war nie mein Zuhause. Ich habe nur ein Zuhause. Nach fünfundzwanzig Jahren hatte er es endlich gefunden. Er war immer allein gewesen.

Jede Nacht wachte Aleks schreiend auf. Schweiß überzog seine Haut und er atmete heftig. Zack schlief neben ihm und nahm ihn in den Arm.

Tacina", sagte er traurig, „Ich bin hier. Ich bin bei dir, du bist sicher." Zacks Berührung machte es zwar besser, aber sie war nicht die, die Aleks wollte.

Und wieder begannen die Tränen. So viel wie er weinte, müsste sein Körper bereits ausgetrocknet sein. Aber anscheinend schien der Strom an Tränen für seinen Gefährten nicht enden zu wollen.

Er war von Belial schon für ein oder zwei Tage getrennt gewesen. Es war kein Problem gewesen, denn er wusste, dass er wieder zu ihm zurückkehren würde. Das hier war etwas anderes. Er hatte die Trennung bewusst herbeigeführt und sein Kopf hatte Angst, seinen Gefährten verloren zu haben. Es war völlig irrational, doch die physische sowie mentale Trennung war, als wäre Belial wirklich für immer verschwunden. Deshalb reagierte sein Körper entsprechend.

Wenn Belial starb, würde er dann dasselbe fühlen? Kein Wunder, dass Gefährten zusammen sterben. Er würde keine Stunde überleben. Er würde ihm sofort folgen. Ist er gestorben? Hat er mich allein gelassen? Soll ich ihm folgen? Diese Gedanken geisterten durch seinen Kopf.

Er träumte von Belial, der von Rukias Schwert durchstoßen wurde, und in seinen Armen starb. Dann wachte er schreiend auf. Wieder und wieder riss es ihn aus dem Schlaf. Jedes Mal war Zack an seiner Seite, beruhigte ihn. Aleks wollte nicht schlafen, aber er musste. Er kam nicht ohne Schlaf aus. Alles was er wollte war, dass diese grauenvollen Albträume aufhörten.

„Schlaf, Kindlein, schlaf. der Vater hüt't die Schaf'. Die Mutter schüttelt's Bäumelein, es fällt herab ein Träumelein. Schlaf, Kindlein, schlaf", sang sein Bruder. Das war das Wiegenlied, das ihre Großmutter für Zack gesungen hatte, als sie auf ihn aufgepasst hatte. Es beruhigte ihn und er glitt erneut in den Schlaf. Doch in seinem Kopf spielte eine ganz andere Melodie.

Machine Gun Kelly sang mit emotionaler Stimme:

„Lonely, lonely, even when the room is full
I'd trade it, trade it, I would trade it all for you
Lonely, lonely, even when the room is full
I'm lonely, lonely, lonely without you."

Wieso passte es wie die Faust aufs Auge? Belial hatte keine Schwester – oder? – und er hatte keinen Dad, aber der Rest passte einfach. Du Teufel, du hast mich in deine Arme gelockt und nun hast du mich einfach in einem leeren Raum allein gelassen. Seine Augen schlossen sich und seine Atmung wurde gleichmäßig.

Zack machte sich zunehmend Sorgen, dass Aleks kollabierte. Er hatte ihm sein Blut angeboten, doch dieser hatte abgelehnt. „Aleks. Du solltest zurück. Je länger du dich von ihm fernhältst, desto schlimmer wird es." Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es für ihn war.

Aleks schaute ihn an und schüttelte den Kopf. „Zack, wenn ich nachgebe, werde ich mein Leben lang in einem goldenen Käfig leben. Solange er mich nicht als ebenbürtig anerkennt, wird das keine Beziehung, in der ich leben möchte. Auch wenn es mich zerreißt, er muss zu mir kommen", sagte er zu seinem großen Bruder. Er ballte die Faust. Bel, wo bleibst du?

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt