3 5 | i m s t i c h g e l a s s e n

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ICH SPÜRTE HANNAHS Blick auf mir, während ich die Plexiglasscheibe anstarrte, als würde sie sich alleine durch mein Starren plötzlich in Luft auflösen.

Ich ignorierte sie getrost, insbesondere, weil ihre verurteilenden Augen mich nicht weniger hätten interessieren können. Meine gesamte Aufmerksamkeit war auf das kleine, beinahe selbstständig atmende Wesen gerichtet, das im Inkubator vor mir wartete.

Ab und zu öffnete er die Augen, starrte in Richtung der Decke oder bewegte die Fäustchen. Wann immer er auch nur die kleinste Regung zeigte, wurde es für mich das spannendste der Welt.

Seit meiner Entlassung waren ein paar Tage vergangen, aber eines hatte sich nicht verändert: ich verbrachte noch immer jede freie Sekunde auf der Neugeborenen-Intensivstation. Einzig und alleine die Tatsache, dass Scott nachmittags vorbeikam, mir und Tommy eine Weile Gesellschaft leistete und mich dann schließlich nach Hause brachte, hatte sich verändert.

Gerade streckte Tommy sein Bein besonders lange, da erkannte ich eine andere Gestalt in meinem Augenwinkel, die sich auf dem Stuhl neben mir niederließ.

Mein Blick zuckte zu Helena, deren Augen von ihm zu mir wanderten, bevor sie zur Begrüßung sanft meine Schulter drückte.

"Hey", meinte sie, ihre Stimme so beruhigend und ruhig wie immer. Es war mir zuvor nie aufgefallen, doch der Rest der Welt schien im Gegensatz zur Neugeborenen-Station beinahe harsch und hektisch. In diesen vier Wänden wurde nur geflüstert oder leise gesprochen, um die winzigen Überlebenskämpfer nicht beim Wachsen zu stören. "Wie geht es dir?"

Ich hatte keine ehrliche Antwort auf diese Frage. Weil ich mich innerlich leer fühlte und gleichzeitig alles viel zu intensiv wahrnahm. Weil ich zwar todmüde war, nachts aber kein Auge zu bekam. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlte.

"Mir geht es gut", meinte ich und zuckte mit den Schultern, ohne den Blick von der Plexiglasscheibe zu nehmen, die Tommys Welt noch immer einzugrenzen schien. "Ich hatte heute Morgen eine Nachsorgeuntersuchung. Soweit sieht alles in Ordnung aus."

"Das ist gut", kommentierte Helena, doch ich hörte an ihrem Tonfall bereits, dass das nicht alles war, was sie zu sagen hatte. "Aber das ist nicht das, was ich wissen wollte."

Ich schloss die Augen, rieb mir mit den Fingern über die pochenden Schläfen und musste mir ein Seufzen verkneifen. Weil ich wusste, was sie wissen wollte, und ich mich doch fühlte, als wäre ich irgendwo ganz woanders an einem Ort, und eine Brücke zu ihr zu schlagen wäre viel zu anstrengend. Also zwang ich mich zu einem minimalen Lächeln. "Mit mir ist alles in Ordnung. Wirklich."

Helena wandte sich auf ihrem Stuhl zu mir um, ihr Blick lag tonnenschwer auf mir. "Scott macht sich Sorgen."

Es überraschte mich schon lange nicht mehr, dass Scott mit Helena über mich zu reden schien. Spätestens nach unserem Autounfall war das Eis zwischen ihnen schließlich völlig gebrochen, was nicht nur Will unter all seinem selbstbewussten Gehabe mehr als glücklich machte, sondern mich auch enorm erleichterte. Denn Helena war mittlerweile ganz offiziell zu meiner besten Freundin geworden. Und Scott, der nur schwer Leute an sich heran ließ, hatte sie wohl als würdig empfunden, sich ihr ein Stück weit zu öffnen.

In diesem Moment hielt mein Enthusiasmus sich jedoch in Grenzen. "Scott macht sich immer Sorgen."

Lennie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihr Blick wanderte über meine Züge. "Er sagt, du isst nicht. Und dass du morgens noch vor ihm aufstehst, um in die Klinik zu fahren." Sie musterte mich noch immer. "Und du siehst wirklich müde aus."

"Es ist eine stressige Zeit", gab ich zurück. "Das ist eben so, wenn man ein Kind hat."

Helenas Hand wanderte über meine Schulter meinen Arm entlang. Sie griff nach meinen Fingern und drückte sie leicht. "Du bist nicht nur übermüdet, Nat. Ich weiß, dass du allen vorzuspielen versuchst, dass es dir gut geht. Aber für mich sieht es so aus, als könntest du dich nicht mehr sonderlich lange auf den Beinen halten."

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