Kapitel 5 Lia

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Nachdem wir unsere Milchshakes ausgetrunken haben, drückte ich Jax das Geld dafür in die Hand. Fragend sah er mich an. "Ich lade dich ein. Du hast gestern meinen Abend bezahlt, schon vergessen? Aber zur Theke müsstest du, deinem Blondchen würde ich gerne aus dem Weg gehen." "Angst das sie dir die Augen auskratzt?" "Ganz ehrlich? Ja!" Er grinste mich mit einem breiten Lächeln an und ging zur Bar. Jacky tauchte auf und nahm das Geld entgegen. Ihr Gesichtsausdruck schrieb Bände. Sie sah wütend aus, doch was sie sagte konnte ich nicht verstehen. Ich sah, wie Jax über die Theke griff und ihr das Haar aus dem Gesicht streifte. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir wünschte das er mich so anfassen würde. Das ich wissen möchte wie seine Lippen wohl schmecken würden. Als er sich umdrehte und wieder auf mich zu kam, drehte ich mich schnell weg, als hätte ich nicht die ganze Zeit zugeschaut. "Wir können jetzt los." Ohne ein Wort zu sagen, lief ich zur Tür, peinlich berührt von meinen eigenen Gedanken. "Sag mal, wie kommt es das ich dich zuvor noch nie in der Bar gestern gesehen habe?" "Ich arbeite im Bobs, die Bar an der Ecke am Markt, falls die dir was sagt. Normalerweise gehen wir dort was trinken, aber gestern wollte ich einfach mal woanders hin." Ich zuckte beiläufig mit den Schultern. Jax verzog kaum sichtbar seine Miene. "Ja, das Bobs. Die Bar kenne ich." Als wir an seinem Motorrad ankamen, hielt er kurz inne. "Alles in Ordnung Jax?" "Gott, ich liebe es wie du meinen Namen sagst." Er sah weg dabei und seine Stimme war auch nur ein leises Raunen. "Was?" , ich sah ihn verwirrt an, ich war mir nicht mal sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Sein Gesicht drehte sich zurück zu mir und er machte einen großen Schritt auf mich zu, sodass er nur knapp vor mir stand. Ich sah zu ihm auf und in meinem Körper machte sich ein heftiges Kribbeln breit. Er beugte sich ein Stück zu mir runter und seine Lippen waren dicht an meinen. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich sah ihm in die Augen. Für einen kurzen Moment glaubte ich ein verlangen in ihnen zusehen, welches ich nur zu gern stillen würde. Ich neigte meinen Kopf noch ein wenig zu ihm und wünschte mir das seine Lippen nun endlich meine umschließen würden. "Ich fahre dich jetzt besser nach Hause.", hauchte er an meine Lippen und setzte sich auf sein Bike. Ohne ein Wort zu sagen, schnappte ich mir den Helm und setzte mich hinter ihn. Er hielt seine Lederjacke ein Stück hoch, damit ich um ihn rumgreifen konnte. Widerwillig und mit einem leichtem schnauben tat ich, wozu er mich aufforderte. Die ganze Fahrt über redeten wir kein Wort miteinander. Ich war zu beschämt, um auch nur ein Wort rauszubringen. Ich war so sehr davon überzeugt, dass er mich küssen würde und irgendwo habe ich mir auch genau das gewünscht. Ich weiß nicht wo dieses verlangen herkommt ihm so nah sein zu wollen oder wissen zu wollen, wie er wohl schmeckt. Das schlimme daran ist das er genau das gesehen hat, als ich ihn so nah an mich habe herantreten lassen. Ich habe zugelassen, dass er das darf. Und er hat mich abgewiesen. "Wo muss ich lang?", rief mich seine Stimme aus meinen Grübeleien und ich sah, wie wir am Attentat vorbeifuhren. "Die dritte rechts. Nummer 62.", antwortete ich knapp. Kurz bevor wir in meine Einfahrt bogen, vernahm ich ein lautes Geschrei. Ich erkannte sofort das es Linns Stimme war, welche ich dort hörte. "Fahr schneller!", rief ich Jax zu. Er tat was ich sagte und gab Gas. Als wir ankamen traute ich meinen Augen kaum. Ich sah Linn vor unserer Haustür stehen, wild am Diskutieren mit Domenik. Als das Motorrad nach einer gefühlten Ewigkeit zum Stehen kam, sprang ich ab, nahm mir den Helm vom Kopf legte ihn auf den Sitz und ging zügig auf die beiden zu. Die beiden hatten uns bereits bemerkt und es wurde kurz still. "Was ist hier los? Was willst du hier Dome?" Er würdigte mich keines Blickes und sah nur an mir vorbei auf Jax. Ich drehte mich ebenfalls zu ihm um und sah, wie er gerade seinen Helm abnahm. Als ich mich wieder zu Dome drehte, sah ich in ein wutentbranntes Gesicht. Seine Nasenflügel bebten und sein Mund formte sich zu einer schmalen ernsten Linie. "Ist das dein Ernst Lia? Du machst Schluss um die Schlampe des erst bestem Losers zu werden?" Wütend ging er einen Schritt auf mich zu. "Pass auf was du sagst." , hörte ich Jax neben mir ruhig, aber bestimmend sagen. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er bereits neben mir stand, war aber dennoch erleichtert darüber. "Was bist du eigentlich für ein verdammtes Arschloch?" Aufgebracht stieß ich ihm gegen den Brustkorb und er taumelte ein paar Schritte zurück. "Du verletzt mich und glaubst du hättest noch irgendein Recht darauf dauernd bei mir aufzutauchen?" Ich sah ihn an und wusste das, dass was ich soeben getan habe ein Fehler war. Die Schritte, die er gerade noch zurückgetaumelt war, machte er nun schnell auf mich zu. Doch, bevor ich mich versah, drängte Jax sich an mir vorbei, holte aus und schlug ihm mit ganzer Kraft ins Gesicht. Ich sah, wie Domenik zu Boden ging und hörte mich selbst erschrocken schreien. Ich sah zu Linn, welche sich nur die Hand vor den Mund hielt mit weit aufgerissenen Augen. Zuletzt sah ich Jax an. Fassungslos. Wütend. Und ohne eine Ahnung, was ich zu ihm sagen sollte. "Spinnst du!?" War das erste was aus meinem Mund kam. "Er hätte dich angegriffen, das weißt du selber." Ich wusste das er recht hatte mit dem was er sagt, trotzdem war ich sauer darüber das er direkt gewalttätig wird. Aber ich wusste auch, dass man ihn nicht anders hätte aufhalten können. Domenik regte sich am Boden und setzte sich hin. Er hielt sich den Kiefer, seine Unterlippe voller Blut. "Verschwinde! Sofort Domenik." "Fick dich Lia. Dich und deinen scheiß Freund!" Er stand auf, stieg in sein Auto ein und fuhr davon. Ich ging sofort zu Linn rüber. "Ist alles in Ordnung mit dir?" , fragte ich und nahm sie in den Arm. "Ja, alles bestens. Er ist hier aufgetaucht und wollte dich sprechen, als ich sagte du seist nicht da, ist er laut geworden." "Es tut mir so leid." , entschuldigte ich mich bei ihr. "Du kannst doch nichts dafür Süße, alles okay. Gut, dass dein Aufpasser dabei war.", sagte sie mit einem vielsagendem Blick Richtung Jax. Ich verdrehte die Augen und ging dann zu ihm. "Danke." , sagte ich knapp. "Nächstes Mal vielleicht ein bisschen weniger Gewalt." "Nächstes Mal? Wie oft möchtest du noch das ich mich für dich schlage?", fragte er mit einem schmutzigen Lächeln auf den Lippen. "Gib mir dein Handy." Verwirrt sah ich ihn an, gab es ihm aber. Er tippte etwas ein und reichte es mir. "Wenn er nochmal auftauchen sollte, ruf mich an." "Oh, ähm Danke." "Bis dann Lia.", verabschiedete er sich kurz, stieg auf sein Motorrad und fuhr davon. Ich sah ihm noch kurz hinterher und ging dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen mit Linn rein. "Okay, was war das denn?" , fragte Linn und sah mich erwartungsvoll an. "Ich, ich weiß es nicht." , antwortete ich ehrlich. Ich erzählte ihr davon wie wir uns im Attentat begegnet waren und das wir dann ins Diner gefahren sind. Ich erzählte ihr von der Ziege Jacky und an die zärtliche Berührung zwischen den beiden. Von der seltsamen Situation auf den Parkplatz als ich dachte er wollte mich küssen und wie peinlich das alles war. "Eigentlich scheint er ganz nett zu sein, bis auf seine komischen Aussetzer." "Zumindest ist er echt heiß!" , quietschte Linn aufgeregt. Ich nickte. "Ich finde du solltest ihm schreiben." Einen kurzen Moment dachte ich über ihren Vorschlag nach, entschied mich aber dagegen. "Nein, vielleicht später. Jetzt sehen wir uns erstmal ein paar Filme an."

Wir entschieden uns für 10 Dinge, die ich an dir hasse, ein lustiger Liebesfilm. Er gehört zu meinen Lieblingsfilmen aber dieses Mal schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Immer wieder dachte ich an Jax und an die Situation auf dem Parkplatz. Wieso hat er mich nicht geküsst? Und wieso wollte ich das überhaupt so sehr? Ich bin gerade erst von Domenik getrennt und möchte schon den nächsten küssen. Das bin doch nicht ich. Ja, Jax ist verdammt heiß mit seinen dunklen Haaren und seinen vielen Tattoos. Auch seine Muskeln sind nicht übel. Aber ich sollte mir von alldem nicht das Hirn vernebeln lassen. Er war heute zwar nett zu mir, aber seine Reaktion, als Domenik auf mich zukam, hat gezeigt das er auch ganz anders kann. Ich kenne ihn nicht wirklich und weiß nicht, wie ich ihn einzuschätzen habe. "Lia?" , unterbrach Linn meine Gedanken. "Ja?" "Möchtest du ihn wieder sehen?" Ich hielt einen Moment inne und dachte über ihre Frage nach. "Ich glaube schon. Er reizt mich aber auf der anderen Seite habe ich Angst das ich mir mit ihm den nächsten Domenik ans Bein binde." Linn riss die Augen auf. "Wie kommst du denn darauf?" "Glaubst du er hätte dich sonst so vor ihm verteidigt? Ich glaube er hat ohnehin schon ein Auge auf dich geworfen. Du solltest ihm schreiben." Ich wank ab. "Würde ich ihm gefallen, wäre es sicher nicht zu der peinlichen Situation zwischen uns gekommen." , erinnerte ich sie. Linn verdrehte die Augen. "Wie du meinst. Ich für meinem Teil würde Justin gerne wiedersehen. Vielleicht könntest du Jax nach seiner Nummer für mich fragen?" Verdutzt sah ich sie an. "Bitte." , sagte sie mit einem Schmollmund. "Na gut, ich schreibe ihm."

Poisen Love - Nicht mit mir.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt