Kapitel 12 Lia

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte und an den gestrigen Abend zurück dachte, überkam mich ein wohliges aber dennoch auch ein.. komisches und bedrückendes Gefühl. Ich war aufgeregt und trotzdem verspürte ich eine Art von Angst, die ich noch nicht kannte. Vor und nach Domenik, hatte ich nie einen anderen Mann an mich rangelassen, nie hat ein anderer Mann meine Lippen berührt. Bis jetzt. Jax hat mich überrumpelt und nie hätte ich gedacht, dass es so bald schon zu einem Kuss kommt. Nicht das ich mich beschweren wollen würde.

Doch die Angst in meinem Hinterkopf meldet sich auch schon wieder. Was will er überhaupt von mir? Ja, wir verstehen uns gut, hatten ein schönes Treffen, aber meint er es ernst mit mir? Möchte er vielleicht einfach nur etwas Lockeres? Was ist das mit dieser Jacky? Und warum hat mein Chef einen solchen Groll auf ihn?

Während ich mir all diese Fragen stellte, öffnete sich meine Zimmertür und Linn streckte den Kopf durch den kleinen Spalt.

"Guten Morgen. Wollte mal sehen, ob du schon wach bist." Sie machte die Tür ein Stück weiter auf als sie mich sah und setzte sich zu mir aufs Bett. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. "Und? Erzähl schon! Wie war dein Date?"

Ich überlegte wie viel ich ihr erzählen sollte, entschloss mich aber dazu ehrlich zu ihr zu sein. Ich erzählte ihr von unserem Treffen außerhalb der Stadt, wie er mich peinlich berührt, danach einfach hat stehen lassen. Wie er zu meiner Arbeit kam, um sich zu entschuldigen und schließlich auch von unserem Kuss. Einzig und allein den Vorfall zwischen ihm und Bob ließ ich außenvor, da wollte ich selbst erstmal rausfinden was da los war.

"Ich glaub es nicht!", presste Linn zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. "Ich freue mich so für dich! Und wird er sich melden?"

"Ich weiß es nicht.", gab ich offen zu. "Er sagte er würde es tun. Bis jetzt kam da aber noch nichts und wenn er so zuverlässig ist wie sonst, dann kann ich wohl auch echt nichts erwarten."

"Ach, warte doch erstmal ab. Es ist noch früh.", versuchte sie mich aufzubauen. Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. "Was machst du überhaupt noch hier? Musst du nicht arbeiten?"

"Eine Kundin hat abgesagt, Alexis hat angerufen und gemeint ich kann etwas später kommen, ich muss jetzt aber auch gleich los." Sie beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Mach dir nicht zu viele Gedanken Süße!", rief sie mir noch zu als sie mein Zimmer verließ.

Ich nahm es mir auch wirklich fest vor, doch als ich um 14 Uhr noch immer nichts von ihm gehört hatte, machte sich Enttäuschung in mir breit. Obwohl mir noch bereits gestern klar gewesen ist, dass er sich nicht nochmal melden würde, hatte ich doch die Hoffnung das er es tun würde. Ich kannte ihn noch gar nicht lange genug, um wirklich verletzt zu sein, doch er hatte etwas an sich, was mir gefiel. Etwas was mich gut fühlen ließ, wenn ich bei ihm war. Ob es seine lockere Art war oder sein bestimmendes Auftreten. Mir gefiel dieser düstere Mann. Und deswegen tat die Erkenntnis, dass er scheinbar doch nichts von mir wissen wollte, trotzdem irgendwie weh.

Am Abend machte ich mich wieder auf den Weg in die Bar, um Bob abzulösen. Von Jax nach wie vor keine Nachricht, doch mein Handy steckte ich trotzdem voller Hoffnung in meine Hosentasche, um mitzubekommen, falls er doch noch schreibt.

Die Bar war ziemlich leer, nur die üblichen Leute waren da. Um die Zeit rumzukriegen, putze ich den ein oder anderen Tisch und wischte die Regale aus, als es plötzlich in meiner Hosentasche vibrierte. Schnell lies ich den Putzlappen fallen und griff nach meinem Handy. Ich las die Nachricht und bemerkte wie mir Tränen in die Augen schossen.

"Mäuschen, machst du uns noch eine Runde?", fragte Thomas der jetzt vor der Theke stand ohne, dass ich ihn bemerkt hatte. Als ich ihn ansah, stockte er. "Was ist los? Alles in Ordnung?" , fragte er besorgt. Nein, gar nichts ist in Ordnung, dachte ich. Brachte es aber nicht über die Lippen. "Klar, euer Bier kommt sofort, einen Moment bitte, ich bringe es gleich an den Tisch.", stotterte ich und hetzte auf die Toilette, um kurz runterzukommen. Traurig las ich die Nachricht nochmal.

Hey Lia,

das mit gestern tut mir leid. Es war ein Fehler. Ich hätte dich niemals küssen dürfen. Ich hoffe es ist trotzdem alles cool zwischen uns. Vielleicht sieht man sich ja mal.

Jax

Eine einzige Träne kullerte über meine Wange, als ich den Text zum dritten Mal begann zu lesen. "Arschloch. Arschloch, Arschloch, Arschloch!", rief ich in den Spiegel vor mir. Es war so klar, trotzdem tat es weh in meinen Gedanken bestätigt zu werden. Ich wischte mir die Träne weg und atmete noch einmal tief durch, bevor ich wieder rausging. Ich machte 5 Bier und brachte sie den Männern zum Tisch. Ich war froh als sie kurz danach bezahlten und aufbrachen. Thomas drehte sich ein letztes Mal zu mir um. "Kopf hoch, Kleine.", sagte er mit einem schwachen Lächeln und ging dann durch die Tür.

Als ich zu Hause ankam, ging ich geradewegs auf Linns Zimmer zu, öffnete die Tür und warf ihr, ohne ein Wort zu sagen, mein Handy mit der entsprechenden Nachricht aufs Bett. Sie las sie und verzog das Gesicht. "Das tut mir leid Süße. Er hat dich gar nicht verdient, wenn er dich nicht zu schätzen weiß."

Traurig zuckte ich mit den Schultern.

"Weißt du was? Wir gehen morgen ins Attentat, etwas trinken. Er wird sehen was er verpasst!", baute Linn mich auf. Ich sagte ihr zu, war mir aber nicht sicher, ob es eine gute Idee war. Ich fand es immer erbärmlich, wenn andere Mädchen mit Absicht dort hingegangen sind, wo sie wussten, dort turnt der Typ rum den sie gut finden. Es hatte etwas von Stalking oder? Dennoch mochte ich auch den Gedanken, das er sieht was ihm entgeht.

"Danke", sagte ich zu Linn und ging ins Bett.

Poisen Love - Nicht mit mir.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt