Kapitel 6 Lia

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Linn und ich bestellten uns noch etwas zu essen und sahen uns noch einen zweiten Film an, während wir auf die Pizza warteten. Als es nach einer Dreiviertelstunde endlich schellte, erschrak ich trotzdem für einen kurzen Moment. Was wenn es Domenik ist, der da wieder vor der Tür steht? "Keine Sorge, das wird die Pizza sein." , las Linn meine Gedanken und ging zur Tür. Zwei Minuten später stand sie mit zwei Pizzakartons in der Hand wieder im Wohnzimmer. "Siehst du? Alles in Ordnung." Ein leichtes Lächeln kam über meine Lippen. "Gut, ich hole eben Besteck." Ja, ich bin eine der Personen, die eine Pizza mit Messer und Gabel isst und ich fing mir deswegen auch immer wieder einen amüsierten Blick von Linn ein. Wir sind nun schon so lange befreundet, dass sie dazu nichts mehr sagte und nur noch darüber schmunzelte.

Nachdem Essen sah ich auf die Uhr, es war schon halb Neun. "Ich gehe langsam ins Bett." "Schon?" , fragte Linn erstaunt. "Ja, es war ein langer Tag, ich bin müde." "Na gut, gute Nacht Lia." Ich stand auf und ging die Treppen hinauf in mein Zimmer. Ich ging auf mein Bett zu, schmiss die Decke zurück und griff, nach dem Pyjama, der darunter lag. Ich zog mich um und kuschelte mich in mein Bett. Ich war nicht müde. Ich wollte nur etwas Zeit für mich. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit nur um Jax. Ich wollte wissen wer er war. Wissen, wieso er sich so um mich sorgte, obwohl er mich kaum kannte. Ich griff nach meinem Handy und suchte nach seinem Namen. Auf seinem Chat hielt ich kurz inne. Was sollte ich ihm schreiben? Ich wollte auf keinen Fall aufdringlich sein.

*Hey. Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken für vorhin. *

Ich drückte auf Senden und steckte mein Handy blitzschnell unter mein Kissen. Scheiße. Hätte ich ihm wirklich schreiben sollen? Die Aufregung packte mich und ich wurde nervös. Ich zog mein Handy hervor, um zu sehen, ob er geantwortet hat. Und in diesem Moment vibrierte es.

*Keine Ursache, für dich gerne. *

Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln, welches sich nicht mehr unter Kontrolle bringen ließ.

*Ich hätte da noch eine Frage Es geht um Linn. Ein Freund von dir hat sie wohl von der Bar aus nach Hause gebracht, sie würde ihn gerne wieder sehen. Könntest du mir seine Nummer geben? *

Ich wartete gefühlt eine Ewigkeit, bis die Antwort kam.

*Justin Ich werde mit ihm reden. Wie steht es denn bei dir? Möchtest du mich auch wiedersehen? *

Schon wieder grinste ich von einem Ohr zum anderen, bevor ich meine Antwort eintippen konnte.

*Ich glaube schon. *

*Du glaubst? Ich hole dich Mittwoch um 15:00 Uhr ab und werde dich überzeugen. Schlaf gut, Lia. *

Ich lass die Nachricht zweimal durch. Und ja, ich hatte tatsächlich eine Verabredung mit Jax. Ich wusste nicht, ob ich die Art, wie er "fragte" mochte. Es hörte sich an wie ein Befehl und es fühlte sich auch so an als hätte ich keine Chance ihm zu widersprechen. Aber mir wurde klar, dass ich das auch gar nicht wollte. Ich schloss mein Handy ans Ladekabel an und legte es an die Seite. Noch 3 Tage, dann würde ich ihn wiedersehen. Und ich wusste jetzt schon nicht, wie ich das aushalten sollte. Ich war nervös.

Trotz meiner Nervosität habe ich es nach einiger Zeit geschafft einzuschlafen. Ich wälzte mich im Bett hin und her, dachte über unser bevorstehendes Treffen nach. Was er wohl vor hat? Sollte ich ihn fragen oder mich einfach überraschen lassen? Ich würde schrecklich gerne wissen, was wir am Mittwoch machen, aber ich wollte ihm auch nicht nochmal schreiben, nachdem er mir schon eine gute Nacht gewünscht hatte.

Als ich am morgen gegen 10 Uhr wach geworden war, ging ich nach unten in die Küche. Linn war schon gar nicht mehr da, ihre Schichten beginnen meistens schon früh morgens. Sie macht eine Ausbildung zur Kosmetikerin, was auch super zu ihr passt. Sie ist wirklich gut in ihrem Job, was wirklich praktisch ist, denn sie schminkt mich oft, wenn wir feiern gehen. Meine Schichten beginnen meistens abends. Deswegen sehen Linn und ich uns in der Woche gar nicht so häufig, wie man meint, wenn man zusammenwohnt. Um 20 Uhr beginnt meine Schicht im Bobs, vorher essen wir meistens noch was zusammen. An den Wochenenden, an denen ich arbeiten muss, was jedes Zweite ist, kommt sie meistens mit und setzt sich an die Theke.

Als ich einen Blick auf die Kaffeemaschine warf, sah ich das der Kaffee bereits gekocht ist. Ich liebe sie, dachte ich. Ich schenkte mir eine Tasse ein und setzte mich auf die Couch. Ohne eine Tasse Kaffee am Morgen, kann mein Tag nicht richtig starten. Nachdem ich ausgetrunken hatte, suchte ich die schmutzige Wäsche zusammen, die sich angehäuft hatte, sortierte sie und machte noch schnell eine Maschine an. Danach schnappte ich mir den Staubsauger und saugte nochmal durch die Wohnung. Als ich fertig war mit meinen Aufgaben suchte ich mir mein heutiges Outfit zusammen und sprang unter die Dusche. Linn und ich haben festgelegte Aufgaben in der Wohnung. Sie könnte zum Beispiel niemals, dass Badezimmer putzen, dafür hasste ich es zu wischen. So ergab sich dann mit der Zeit, wer was im Haushalt macht. Als ich aus der Dusche kam, warf ich einen Blick in den Spiegel. Mein Veilchen, war jetzt ein kräftiges Lila geworden. Ich holte mein Handy und rief Linn an. Nachdem dritten schellen ging sie ran. "Hey Lia, was gibts?", meldete sie sich fröhlich. "Hey, sag mal bist du heute Abend zu Hause? Ich bräuchte Hilfe dabei meinen blauen Fleck zu überschminken." Irgendwie schämte ich mich sie zu fragen, auch wenn ich weiß, dass ich das nicht bräuchte. "Na klar! Das kriegen wir auf jeden Fall hin.Ich muss jetzt aber auflegen, eine Kundin kommt gerade rein. Bis später!" Und dann legte sie auf. Ich war erleichtert darüber, dass sie mir helfen würde, auch wenn ich von ihr nichts anderes erwartet hätte. Mein Chef wäre sicher nicht sehr begeistert darüber, wenn ich so die Kunden bedienen würde. Generell lag er viel Wert auf das Aussehen der Mitarbeiterinnen. Gerne geschminkt, aber nicht zu viel. Gut anliegende Kleidung, ein dezenter Ausschnitt sollte auch nie fehlen. Er möchte das wir gut aussehen, dennoch nicht billig. Er meinte es würde den männlichen Kunden gefallen, eine schöne Bedienung zu haben. Oft habe ich mich darüber schon beschwert, aber das Geld stimmt einfach. Bob ist im Großen und Ganzen auch ein netter Kerl, wenn man weiß, wie man ihn handhaben muss und solange er mir nicht blöd kommt ist mir das auch egal. Zur Arbeit trage ich also meistens eine enganliegende schwarze Jeans und ein dunkles Top mit einem kleinen Ausschnitt, welches ich auch jetzt schon anzog, da ich mich nicht nochmal umziehen wollte. Als ich soweit mit allem fertig war, ging ich zurück ins Wohnzimmer, setzte mich auf die Couch und holte mein Handy raus. Aus irgendeinem Grund bin ich wie von selbst auf seinem Chat gelandet. Ich sah mir sein Bild an. Jax saß Oberkörperfrei auf seinem Motorrad. Er hatte noch viel mehr Tattoos als man bisher gesehen hatte. Sein ganzer Oberkörper war mit einzelnen Tattoos überseht, mit Schlangen, dunklen Rosen und verschiedenen Zeichen, die ich nicht genau erkennen konnte. Jedes davon stand für sich selbst und trotzdem sah es nach einem großen schönen Kunstwerk aus. Sein muskulöser Körper in Kombination mit diesen Bildern, war perfekt. Auf dem Bild trug er seinen Motorradhelm, man konnte sein Gesicht also nicht erkennen. Trotzdem war das Foto von ihm heiß und ich konnte meinen Blick nur schwer von ihm abwenden. Je länger ich sein Bild ansah, desto mehr drängte sich mir die Frage auf. Was möchte dieser wunderschöne Mann, welcher sicherlich auch jede andere haben könnte, ausgerechnet von mir?

Poisen Love - Nicht mit mir.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt