Die Wahrheit

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Ich bin in den letzten Tagen Bucky und auch Sam, so gut es eben ging, aus dem Weg gegangen. Was mir bei Bucky ziemlich schwer fiel. Außer heimliche Blicke und leichtes Streichen über seine Hände beim vorbeigehen, ist nichts passiert. Peinlich genau habe ich darauf geachtet, niemals allein mit ihm in einem Raum zu sein.
Ich weiß nicht, ob ich mich unter Kontrolle hätte, wenn es dazu gekommen wäre.
Nicht nur, dass ich immer wieder im Kopf zusammenfasse, was ich Steve sage, ich habe auch verboten-heiße Tagträume von Bucky.
Gestern habe ich es mir in der Dusche nicht verkneifen können und habe mich zum Gedanken an ihn, selbst berührt.
Wie so vieles, was mit Bucky zu tun hat, hat es sich frei angefühlt. Komisch eigentlich, dass mir dieses Gefühl das ganze Jahr nicht gefehlt hat. Es tut einfach so gut.
Da ich keine genaue Angabe habe, wann Steve von der Mission mit Nat zurückkommt, fühle ich mich jede einzelne Sekunde, als würde ich auf heißen Kohlen sitzen.
Ich will es endlich hinter mich bringen. Alle Karten auf den Tische legen.
Schließlich ist es Donnerstag-Abend, als ich Steves Stimme durch den Flur schallen höre.
Ich bin gerade dabei, eine Sahnesoße für die Nudeln herzustellen, als Nat gefolgt von Steve über die Türschwelle der Küche tritt.
Auch wenn ich mich die letzten Tage darauf vorbereitet habe, springt mir mein Herz fast aus der Brust, da er mich liebevoll anlächelt.
Verhalten drehe ich mich zu Wanda um, die gerade die Nudeln umgerührt hat.
"Bekommst du den Rest hin? Ich muss mit Steve sprechen."
Mit ausdrucksloser Miene laufe ich auf Steve zu, welcher sich gerade zu mir herunterbeugen will, um mich zu küssen.
Galant drehe ich mich weg, greife nach seinem Handgelenk und ziehe ihn aus dem Raum hinaus in den Flur. Gleichdarauf folgt er mir in mein Zimmer.
"Hast du mich so sehr vermisst?", höre ich ihn sagen, ich habe ihm meinen Rücken zugedreht und starre auf mein Bett.
Ich nehme mir einige Sekunden, um mich zu sammeln und drehe mich dann, die Hände zu Fäusten geballt, zu ihm herum.
Sofort schließe ich meinen Mund wieder und sehe auf Steves nackte Brust.
Mit einem anzüglichen Lächeln, verringert er den Abstand zwischen uns mit ein paar Schritten. Als er sich wieder zu mir herunterbeugen will, lege ich meine Hände auf seine Brust und drücke ihn von mir weg.
"Steve, wir müssen reden."
Ich versuche, es so ernst wie nur möglich zu sagen. Nicht, dass er denkt, dass ich das ironisch meine.
Er lässt seine Arme fallen, die er nach mir ausgestreckt hat und sieht mich eindringlich an.
"Okay."
Schnell greift er sich seinen dunkelblauen Sweater, welchen er vor kurzem auf die Couchlehne geworfen hat.
Wieder voll bekleidet, setzt er sich zu mir auf die Couch und sieht mich erwartungsvoll an.
"Ich habe mir die ganze Woche überlegt, wie ich dir das sage. Und ich will, dass du weißt, dass mir das überhaupt nicht leicht fällt."
Ich mache eine kurze Pause und sehe ihm in die Augen. Er nickt, damit ich weitermache.
"Ich will die Beziehung zu dir beenden."
Wieder warte ich, bevor ich weiterspreche. Steve hat mittlerweile den Blick abgewendet und sieht starr gerade aus.
"Ich weiß, dass das jetzt plötzlich kommt, aber mir ist aufgefallen, dass ich Gefühle für einen anderen habe, stärkere Gefühle. Außerdem bin ich nicht zufrieden mit meinem Leben. Das ist der erste Schritt, um die Kurve zu kriegen. Ich hoffe du verstehst das und wir bleiben Freunde."
Meine Worte sind nicht ganz so, wie ich sie mir vorher zusammengesetzt habe. Das kommt daher, dass mein Herz so laut schlägt, dass selbst Steves es hören könnte.
Außerdem kamen sie mir schnell und hektisch heraus, nicht sachlich und ruhig.
Es macht mir plötzlich mehr aus, die Beziehung zu beenden, als ich gedacht hatte.
"Wer."
Es hört sich nicht wie eine Frage an, eher wie eine Aussage. Er sieht mich immer noch nicht an, aber ich sehe eine Ader an seiner Schläfe pochen.
"Das tut nichts zur Sache."
Ich will die Schuld nicht auf einen anderen schieben, vor allem nicht auf Bucky. Er kann nichts dafür. Ich trage die alleinige Verantwortung für meine Entscheidungen.
Endlich wieder.
Jetzt sieht Steve auf, in seinem Gesicht liegt ein Mix aus Wut und Unverständnis.
"Doch, tut es. Für mich tut es das, Katherine."
"Ich werde keinen Namen nennen, Steve."
Ich sehe ihm mit erhobenem Kinn in die Augen.
In seinen Gesichtszügen sehe ich, dass er nicht erwartet hat, dass ich mich ihm entgegenstelle.
"Und du denkst, das geht jetzt alles so einfach? Was sagt Bryce dazu? Oder die Marketing-Leute von S.H.I.E.L.D.?"
Es verwundert mich ein wenig, dass er sich darüber Gedanken macht. Anscheinend hat er sich schonmal damit befasst, was passieren würde, würden wir uns trennen.
"Nein, habe ich nicht. Aber auch das liegt nicht im Vordergrund. Wichtig ist erstmal, dass wir das klären, oder nicht?"
Damit hat er mich wirklich aus der Reserve gelockt. Meine Fingernägel graben sich tief in die weiche Haut meiner Handflächen.
"So einfach ist es nicht, Katherine.", seine Stimme ist ruhig.
"Liebst du mich überhaupt?"
Mein Mund wird ganz trocken, als er nicht direkt antwortet.
"Katherine, ich..."
Eigentlich sollte es mich nicht verwundern, immerhin liebe ich ihn auch nicht. Trotzdem fühlt es sich an, als würde er mir mit einem Dolch mitten ins Herz stechen.
"Warum bist du dann noch mit mir zusammen?"
Die Fingernägel graben sich von Minute zu Minute tiefer.
Auch dieses Mal lässt er sich viel Zeit zum Nachdenken.
"Es war eine gute Verbindung. Jeder hat davon profitiert."
Wow. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Blonde vs. Black (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt