Kapitel 8 - Wahrheit

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Der Abend der Wahrheit rückt näher. Draco hat den restlichen Tag geschwänzt, nachdem er Hermine stehen gelassen hat und starrt auf das Pergament vor sich. Seit 2 Stunden steht darauf:

Vater und Mutter,

Wie soll er seinem Vater erklären, dass all seine Bemühungen um seine Verlobte und all seine Pläne für seine Zukunft umsonst waren? Er würde ausser sich vor Wut sein und es ist niemand anderes da, um eben diese Wut abzufangen, also würde seine Mutter dafür hinhalten müssen und das wollte er möglichst vermeiden. Seine Mutter hat das nicht verdient, sie hat ihn nicht verdient.

Sie kommen!

Er hat keine Ahnung, ob Hermine das extra getan hat oder nicht, aber trotzdem erhebt er sich und geht langsam zur Tür. Er hat sich nicht umgezogen, das heisst, er hat noch immer seine schwarze Hose an und die weisse Bluse etwas geöffnet, mit der gelockerten Slytherinkrawatte drumherum.

Potter und sein rothaariges Anhängsel sitzen auf den Sofas in ihrem Raum und Hermine hat sich schon daneben auf einen Sessel niedergelassen. Sie sieht wunderschön aus, mit ihrem wilden offenen Haar und der vor Nervosität herumschauenden Augen. Ein leichtes Lächeln huscht über ihre Lippen und sie sieht zu ihm hoch. Augenblicklich fragt er sich, ob sie seine Gedanken gehört hat.

Doch Draco hat keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, denn schon lässt das Wiesel etwas aus seinem ekligen Mund heraus: "Was hat das Frettchen damit zu tun, Mine?"

Draco muss sich zwingen nicht zu Lächeln, weil es ihn so freut seine Beziehung zu zerstören.

"Das erklären wir euch jetzt." Sag nichts. Es verwirrt Draco ihre Stimme gleichzeitig zu hören, aber er versteht und lässt sich auf das grüne Sofa nieder.

Während Hermine also erzählt, was vorgefallen ist und was das für ein Trank ist, kann Draco mit Genugtuung beobachten, wie Ron immer röter wird vor Wut.

"Das war deine Idee, hab ich recht Frettchen? Du willst sie mir nur wegnehmen! Ich habe sein fieses Grinsen ganz genau gesehen! Hermine, wir können das nicht zulassen!" Aus Wut ist er aufgestanden und schreit jetzt im Raum herum.

"Ron lass e-", versucht Hermine zu sagen, aber bei Draco brennt gerade alles durch.

"Dass es deine Freundin ist, die ich ficken darf, ist tatsächlich ein glücklicher Zufall!"

Nun passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Ron versucht sich auf den Slytherin zu schmeissen, Harry hält ihn mit aller Kraft zurück und Draco fällt stöhnend zu Boden und hält sich den Bauch vor Schmerzen.

"Lass es Ron", redet Harry auf ihn ein, während Hermine ihm hilft aufzustehen. Ihre Berührungen machen die Schmerzen besser, doch er würde sie später umarmen müssen.

"Tut mir leid, ich weiss nicht was los war", entschuldigt er sich bei Hermine leise und blickt in ihre erstaunten Augen.

"Schon in Ordnung und was dich betrifft Ron, wir haben uns das nicht ausgesucht und wollen es ganz bestimmt beide nicht. Wenn du auf jemanden böse sein willst, dann auf deine Schwester. Ausserdem versuchen wir alles, wir haben die Schulleitung und das Ministerium eingeschaltet." Noch immer ist Ron ausser sich vor Wut, doch Harry hält ihn zurück.

"Am besten schlafen wir alle eine Nacht darüber und sprechen morgen noch einmal darüber." Wie ein tropfender Hund bringt Harry Ron heraus, sodass sie nun alleine zurückbleiben.

Kurz war es still. Sie sehen beide die Türe an, aus der die beiden Jungs gerade verschwunden sind.

"Hast du deinen Eltern schon geschrieben?", fragt Hermine, um die Stille zu durchbrechen.

"Ich habe mich entschieden, ihnen noch nicht zu schreiben. Falls es sich bis dahin nicht geklärt hat, sage ich es ihnen in den nächsten Ferien." Hermine nickt und sie blicken sich in die Augen, ihre bezaubernden Augen.

"Ich möchte nicht in den Manor, du müsstest alleine reisen und dann treffen wir irgendwo anders."

Draco möchte ihr nicht sagen, dass sie sowieso nicht eingeladen wäre. Er hat auch so genug schlechtes Gewissen. Wie ein Feigling stand er daneben, als seine verrückte Tante ihr das antat. Draco fühlt das Verlangen sich zu entschuldigen, schon zum zweiten Mal heute, doch damit würde er zugeben, dass er Schuld hat an dem was passierte und das hat er nicht. Nicht direkt zumindest.

Er nimmt ihre Hand und schaut sie nach Erlaubnis bittend an. Sie nickt zögerlich und er schiebt den Pullover über den Unterarm. Die Narbe ist noch immer gut zu sehen und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Vorsichtig fährt er über die Buchstaben und schliesst für einen kurzen Moment die Augen. Er kann sich vorstellen, wie schlimm es sein muss.
Langsam schiebt er seinen eigenen Ärmel auch hoch und offenbart ihr damit das dunkle Mal. Es ist immer noch da, es wird langsam blasser, aber es ist noch immer da.

Als er aufschaut, kann er die Träne entdecken, die sich aus Hermines Auge gelöst hat und jetzt langsam die Wange herunterrollt. Instinktiv legt er beschützend seine Arme um sie und zieht sie in eine feste Umarmung. So nah war er ihr noch nie, so intim waren sie noch nie und irgendwie fühlt es sich schön an. Sie können sich nicht vormachen, dass jemand sie versteht, aber es zu teilen macht es besser. Es ist, als könnte er zum ersten Mal seit langem wieder aufatmen.

Lange stehen sie so da und er spürt wie ihr Puls langsamer wird und ihre Körper einander aufheizen. Er ist sich sicher, dass sie sein Genital spüren muss, das sich ebenso erhitzte, doch sie sagt oder tut nichts. Ihre Brust ist weich an seiner und auf einmal wird ihm bewusst was hier passiert. Sie öffnen einander und das bis vor kurzem ohne sexuelle Hintergedanken. Dieser Trank, er simuliert nur sexuelle Anziehung, das würde bedeuten, das ist echt.

Es jagt ihm einen kalten Schauer den Rücken herunter, sich jemanden ganz zu öffnen und dann noch dieser kleinen Hexe.

Vorsichtig stösst er sie ein wenig weg und bemerkt dann, dass sie eingeschlafen ist. Vorsicht und mit der Situation überfordert, hebt er sie hoch und trägt sie in ihr Zimmer.

Er legt sie in das weiche Bett und deckt sie ein wenig zu.

Dann schaut er ihr zu, wie sie schläft. Sie ist so ruhig und friedlich, dass er den Blick nicht abwenden kann. Draco fühlt das Verlangen, ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen und ihr einen Kuss auf ihre weiche Wange zu geben, aber er hält sich zurück.

Nach etwa fünf Minuten geht er in sein eigenes Zimmer zurück und schaut noch bis tief in die Nacht auf die Decke. Er darf nicht zulassen, dass dieser Trank seine Gedanken bestimmen. Er darf keine aufrichtige Zuneigung zu ihr fühlen, denn dann wäre diese selbst dann noch da, wenn die Wirkung des Trankes aufgehoben wird.

Er soll eigentlich die jüngere Schwester von Daphne heiraten. Sie sei eine vorteilhafte Partie, wie es sein Vater ausdrückt. Sie ist zwar hübsch, aber hat nicht viel im Kopf. Draco kann nichts mit ihr anfangen, er braucht eine richtige Frau, eine, die nicht nur kochen und Wäsche machen kann. Er will sich mit ihr über die Arbeit unterhalten können, über aktuelle Themen diskutieren, ja sogar streiten und dafür dann den besten Versöhnungssex haben, den es nur gibt.

Diese beiden Hexen halten ihn die halbe Nacht wach und trotzdem ist er kein Stück weiter gekommen.

Dramione -VerbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt