Kapitel 2 - Der Trank

588 15 0
                                    

Gespannt steht Draco neben der Gryffindor und der Medihexe, die gerade Hermine fertig getestet hat. Spöttisch hatte er mitbekommen, dass wohl jemand der Besserwisserin einen Liebestrank gegeben hatte. Vielleicht keine allzu schlechte Idee, so verklemmt wie die ist.

Als er jedoch das bleiche und angsterfüllte Gesicht von Ms Pomfrey sieht, wird er ernst. "Das sieht gar nicht gut aus. Ich melde das besser Minerva", sagt sie und zittert sogar ein wenig. Jetzt wurde auch Draco interessiert.

"Was ist denn jetzt, Ms Pomfrey?", fragt Hermine nach und kann nicht verhindern selbst etwas Panik zu kriegen.

"Haben Sie schon einmal von dem Seelenverschmelzer-Trank gehört?"

Während Hermine den Kopf schüttelt, erbleicht Draco ebenfalls hinter ihr. "Ihr meint doch nicht, dass-?", setzt Draco an, doch die Hexe unterbricht ihn mit einem Nicken.

"Was ist das denn jetzt?", fragt Hermine verwirrt und dreht sich von dem Slytherinschüler zu der älteren Dame um.

"Sie erklären Miss Granger, was dieser Trank ist und ich hole die Schulleiterin." Schnell verschwindet sie und lässt Draco mit Hermine zurück.

"Was ist das für ein Trank?", fragt Hermine direkt an ihn gerichtet.

"Vielleicht setzt du dich lieber", schlägt Draco vor.

"Sag es, Malfoy!", sagt Hermine, mit etwas Aggressivität in ihrer Stimme. Draco hasst es die Arschkarte zu ziehen und das hier ist die Arschkarte. Hermine wird ausser sich sein, wenn sie erfährt, was das ist und es ist nur jemand hier um ihre Wut auszulassen.

"Also", beginnt Draco und atmet tief durch, "der Seelenverschmelzer-Trank wurde ursprünglich in Kriegen oder in gezwungenen Hochzeiten benutzt." Draco sieht bereits jetzt das riesige Fragezeichen über Hermines Kopf.

"Aber was hat das-"

"Lass mich ausreden, Granger! So wie der Trank schon heisst, werden zwei Seelen miteinander verschmolzen. Das bedeutet, die zwei betroffenen Personen sind in der Seele eins. Sie verstehen einander ohne Worte, was im Krieg von Nutzen war, wenn sie nicht wollten, dass der Gegner ihre Strategie kennt. Doch dieser Trank hat starke und unumgehbare Nebenwirkungen. Das körperliche und geistige Verlangen zu der anderen Person steigert sich ins Unermessliche. Anfangs recht ein Blick, dann ist es vielleicht eine Umarmung, danach ein Kuss und irgendwann hälts du es nicht mehr aus. Du brauchst mehr. Damit wurde bei Zwangshochzeiten gesorgt, dass die Ehe kinderreich wurde."

Hermine braucht eine Weile, um zu begreifen, was Draco ihr soeben gesagt hat. Der geschockte Ausdruck auf dem Gesicht des Malfoy-Erben weicht und er grinst hämisch. Dann fügt er noch hinzu: "Und das für den Rest ihres Lebens."

Das war zu viel für Hermine. Sie stolperte einige Schritte zurück und setzt sich auf einer der Ligen.

"Aber es gibt ein Gegenmittel?", fragt Hermine flehend.

Draco grinst jetzt noch breiter. Zuerst war er geschockt über Hermines Schicksal, aber sie hat es ja irgendwo verdient. Immerhin ist sie ein Schlammblut. "Nein", grinst er. Unwillkürlich fragt er sich aber, wer der Unglückliche ist, der an die Streberin gebunden wurde. Auf einmal wurde Draco ein wenig schlecht und er wäre fast umgekippt, doch als er Hermine einen Blick zuwirft um zu sehen, ob sie es bemerkt hat, ist es schon wieder weg.

Hermine atmet tief durch. Das ist unmöglich. Draco veräppelt sie nur, ganz bestimmt. Sie wird bestimmt nicht für den Rest ihres Lebens an irgendjemanden, den sie vielleicht nicht einmal mag, gebunden sein. "Du lügst", versucht Hermine ihr Gewissen zu retten. Doch das Lächeln auf Dracos Gesicht sagt ihr, dass es ganz und gar ernst gemeint ist.

In diesem Moment öffnet sich die Türe und eine hektische McGonagall stürzt herein, gleich in Begleitung von Ms Pomfrey, die ein Buch unter ihren Arm geklemmt hat.

"Miss Granger, Mister Malfoy", grüsst sie beide und stellt sich an Hermines Seite. "Zeigen Sie bitte ihr Mal."

Hermine hebt erneuert ihre Bluse und der Baum kommt wieder zu Sicht. Die Schulleiterin sieht einen Moment lang darauf und erhebt sich dann wieder. "Ich nehme an, Mister Malfoy hat Ihnen erzählt, was das ist." Hermine nickt bestätigend und wirft Draco einen Seitenblick zu. Dracos Blick ist auf Hermines bleiche Haut am Bauch gerichtet und ihm wird kurz heiss, weshalb er schnell seinen Blick abwendet.

"Es gibt kein Gegenmittel?", fragt Hermine noch einmal nach. Das kann nicht sein. Es gibt doch für jeden Zaubertrank ein Gegenmittel.

McGonagall atmet durch, als wäre es eine schreckliche Nachricht, die sie jetzt überbringen muss. "Der Zauber wurde oft für Zwangshochzeiten von reinblütigen Zauberer genutzt, die ihre Linien rein halten wollten. Da die Verkuppelten nicht immer einverstanden waren damit, gibt es kein öffentliches Gegenmittel. Das muss nicht heissen, dass nicht vielleicht irgendein Zauberer ein Mittel gefunden hat. Doch das Problem dabei ist, der Trank wurde verboten." Ein wenig Hoffnung geht in Hermine auf. Also konnte sie vielleicht geheilt werden. Gerade wollte Hermine sich bedanken für ihre Hilfe, da redet die Schulleiterin weiter: "Doch zuerst müssen wir herausfinden, wer ihnen den Trank gegeben hatte und wer mit ihnen verbunden ist."

Hermine nickt und sagt sofort: "Ich habe da schon eine Vermutung, der ich nachgehen werde." Tatsächlich hatte Hermine an Ginny gedacht. Sie würde sie morgen zur Rede stellen.

"Das ist gut, doch ich würde ihnen beiden vorschlagen, jetzt schlafen zu gehen. Ich werde mich noch besser darüber informieren und eventuell das Ministerium informieren. Ruhen Sie sich aus."

Die beiden Schüler nicken, doch bevor sie gehen, fragt Draco noch: "Professor, wie kann man herausfinden, wer die andere Person ist?"

"Das ist ganz leicht. Er oder sie hat an der genau gleichen Stelle dasselbe Mal, eine Linde." Dann drehen die beiden sich endgültig um und gehen in ihre jeweiligen Schlafsäle.

Lange noch liegt Hermine wach. Sie findet einfach keine Ruhe, was nicht verwunderlich ist bei dem, was ihr passiert ist. Die ganze Zeit fragt sie sich, mit wem sie wohl verbunden wurde. Hoffentlich irgendjemand, den sie nicht allzu sehr hasst. Sofort wandern ihre Gedanken zu Ron. Sie würde ihm vorerst nichts sagen, das ist besser. Vielleicht gibt es doch ein Gegenmittel und das ganze Drama ist umsonst. Doch sie war auch wütend auf Ginny. Sie weiss zwar nicht, ob es wirklich sie gewesen war, aber sie geht stark davon aus.

Das komische Verhalten im Gemeinschaftsraum hat sie verraten. Sie ist sich fast sicher, dass Ginny darin verwickelt ist.

Irgendwann dämmert Hermine dann doch noch weg und entschwindet in das Reich der Träume, in dem sie sich die verschiedenen Szenarien vorstellt. Sie träumte sogar kurz, dass sie mit Draco verbunden wäre. Doch zum Glück war es nur ein Traum.

Dramione -VerbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt