Kapitel 14 - Hoffnung

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Eine ganze Woche lang sahen sich Hermine und Draco nur kurz für eine Umarmung und ab und zu einen Kuss. Ansonsten sprachen sie nicht miteinander, und der Professor klärte ab, wie es nun weitergehen würde.

Sie musste unter der Woche noch mit Ron sprechen. Sie hat Schluss gemacht, und er ist ausgerastet. Doch was soll sie schon machen? Natürlich hat sie noch Gefühle für ihn, aber die Entscheidung liegt nicht bei ihr, und mit dieser Dummheit mit Draco haben sie es sich vielleicht für immer verspielt.

Es ist Wochenende, und Hermine sitzt auf der Couch in ihrem gemeinsamen Raum und liest ein Buch über Besenarten. Draco kommt herein, und sofort legt Hermine ihr Buch weg. Sie hat sich vorgenommen, es anzusprechen. "Draco, es ist nicht allein meine Schuld, und ich finde es nicht in Ordnung, dass du mir die Schuld dafür gibst."

"Fahr zur Hölle." Noch während er es sagt, sackt er vor Schmerz auf die Knie. Er beisst sich auf die Zähne, und Hermine verschränkt nur die Arme.

Geschieht dir recht!

Sofort spürt auch sie Schmerzen und geht auf ihn zu. Widerwillig legt sie eine Hand auf seine Schultern. "Es tut mir leid, Hermine", knirscht Draco. Hermine nickt nur. Er meint es nicht, aber was hat sie schon erwartet. Draco seufzt und steht auf. Unerwartet legt er seinen Arm um ihre Taille und zieht sie in einen tiefen Kuss.

Hermine stöhnt gegen Dracos Lippen, als sie das Kribbeln in ihrem Bauch spürt. "Wir hätten noch nicht miteinander schlafen dürfen", sagt Draco an ihren Lippen.

Nickend sagt Hermine: "Ich weiss." Doch was bringt das schon im Nachhinein darüber zu streiten, wessen Schuld das war? Fakt ist, dass es jetzt so ist, und sie müssen einen Weg finden, damit zu leben. Hermine war schon immer eine Optimistin. Wie ihre Mutter jetzt gesagt hätte, man muss immer die Lichtseite des Ganzen sehen und alles hinterfragen. Niemand ist nur böse oder nur gut.

Draco, der ihre Gedanken in seinem Kopf hören kann, nickt jetzt auch. "Es ist nicht deine Schuld." Dieses Mal meint er es so. Er hebt ihren Kopf an, mit seinem Finger, sodass sie nach oben schauen muss zu ihm. Ihre Rehaugen blicken sie so unschuldig an, doch Draco weiss es besser. Sie ist nicht unschuldig. Nicht anders könnend, denkt er zurück. Hermine wird knallrot, und Draco wird klar, dass sie seine Gedanken verfolgt. Er räuspert und sorgt für etwas Abstand. "Es tut mir leid."

Hermine muss lachen, und Draco saugt jeden Ton in sich auf. Sie klingt wunderschön, findet er.

"Du weisst, dass wir das unseren Eltern sagen müssen", spricht Draco den Elefanten im Raum an. Auf einmal ändert sich Hermines Blick.

"Ich kann nicht in den Malfoy Manor." Nicht nachdem, was mit Lestrange passiert ist. Vervollständigen beide den Satz in ihrem Kopf. Darüber hatte er ja erst gerade nachgedacht.

Verständnisvoll nickt Draco. "Wir können meine Eltern in einem Restaurant treffen, oder ich erzähle es ihnen allein." Inständig hofft Draco, Hermine bietet an mitzukommen. Er will sich die Wut seines Vaters gar nicht ausdenken, und er kann nur hoffen, dass es sich an einem öffentlichen Ort mit einer fremden Person in Grenzen hält.

Langsam nickt Hermine. Das wäre möglich. Als sie Dracos hoffnungsvollen Blick begegnet, kann sie nicht anders. "In Ordnung. Treffen wir sie in einem Restaurant."

Draco atmet angestaute Luft aus und lächelt. "Danke." Er gibt ihr einen sanften Kuss. "Was ist mit deinen Eltern?"

Wieder ändert sich ihre Stimmung. "Wir müssen sie nicht informieren." Draco hätte sich niemals vorstellen können, dass Hermine es nicht gut mit ihren Eltern hat. Scheint, als kenne er sie noch nicht so gut.

"Bist du dir sicher?", fragt er nach, und prompt in diesem Moment läuft ihr eine Träne die Wange runter. Besorgt wischt er sie weg. "Was ist los? Was ist passiert?" Auf einmal bricht sie richtig in Tränen aus und schluchzt unkontrolliert. Überfordert nimmt er die zierliche Gestalt in die Arme und streicht ihr über den Kopf. "Du kannst es mir erzählen."

Einige Minuten weint sie einfach in seinen Armen. Dann beginnt sie immer noch schluchzend zu erzählen: "Als ich mit Ron und Harry aufgebrochen bin, um die Horkruxe zu suchen...", sie muss wieder stärker weinen, "dann musste ich meinen Eltern jegliche Erinnerung an mich nehmen. Ich kann den Zauber nicht aufheben. Sie haben keine Ahnung, dass ich existiere."

Schockiert sieht er in ihre roten Augen. "Du hast deine Eltern dich vergessen lassen?" Draco fühlt Hochachtung gegenüber ihr. Er wäre nicht in der Lage gewesen, das zu tun. "Mit Obliviate?", fragt er nach, und auf einmal kommt ihm ein Geistesblitz.

"Ja", sagt sie und schnieft laut.

"Ich weiß, wie wir ihnen helfen können, sich zu erinnern!", sagt Draco ganz aufgeregt. Hermines Augen werden groß. "Wirklich?", fragt sie und nimmt seine Hände. "Wirklich", antwortet er und drückt ihre Hände.

Die nächsten Tage schreibt Draco seinen Eltern für das Buch, und sie schicken es ihm. Ausserdem schreibt er ihnen einen Brief, in dem er fragt, ob sie sich in ein paar Wochen im "Zum Hexenstock" treffen können. Es ist ein schickes Restaurant in der Winkelgasse, in dem er vorhat, mit Hermine von dem Trank zu erzählen.

Als das Buch kommt, schleichen sie sich zusammen in die Vorratskammer des neuen Zaubertranklehrers und beginnen in ihrem Turm den Trank zu brauen. Sie nehmen sich jeden Tag nach dem Unterricht Zeit für ihren Trank und vernachlässigen alles andere. Sie lachen viel zusammen und küssen sich oft. Das Verlangen nach mehr ist da, aber sie haben abgemacht, sich zusammenzureissen, bis es nicht mehr ohne geht.

Hermine fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich verstanden. Sie spürt die tiefe Verbindung zwischen ihnen beiden. Das Einzige, was ihr Sorgen macht, ist das Essen, das immer näher kommt.

"Worüber denkst du nach?", fragt Draco, obwohl er es schon weiss. Hermine gibt ihm den Dein-Ernst-Blick, und Draco muss schmunzeln. "Meine Mutter wird dich lieben." Sie weiss, das sollte sie beruhigen, aber es macht sie noch nervöser. "Wusstest du, dass sie Muggel-Freunde hat?" Draco nickt und lächelt stolz und Hermine kann nicht anders, als auch zu lachen und ihn zu küssen. "Das ist ja toll", antwortet sie. Instinktiv fragt sich Draco, was diese Freundin, Stella, damals von ihm wollte. Doch dann küsst Hermine ihn wieder und sofort ist der Gedanke weg und er gibt dem unglaublichen Gefühl nach.

Dramione -VerbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt