Kapitel 2

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„Du hast ihr nicht gesagt, was er dir gesagt hat, oder." Ich schüttelte den Kopf, während ich Adam meine Zigarettenschachtel hin hielt. „Er hat mir ja auch nichts gesagt, er hat nur gemeint, dass er weg muss. Dass er das alles nicht mehr sehen will. Dass er mich nicht mehr sehen will." Adam legte seinen Arm um mich, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte. Er wusste, dass Jace und ich in der letzten Schulwoche einen Streit hatten und er mich aus seinem Leben streichen wollte, doch das würde ich seiner Mutter niemals erzählen. Er strich mir mit seiner Hand über den Kopf und wir starrten von seinem Dach hinab auf die Straße. In den letzten Wochen hatten wir uns öfter auf dem Dach des Hauses seiner Eltern getroffen und waren wirklich enge Freunde geworden. Auch wenn Adam mir damals mein Leben zur Hölle gemacht hatte, habe ich begriffen, dass Kinder manchmal einfach grausam sind und es einfach nicht besser wissen. Wir waren beide 15 Jahre alt und haben uns verändert. Adam hat seinen Fehler eingesehen und seitdem keinen mehr gemacht. Ich sehe es als meine Stärke, dass ich ihm verzeihen konnte. Sonst hätte ich in ihm nie einen solchen guten Freund gefunden.
„Er ist einfach ein Schisser, der sich seine Gefühle nicht eingestehen will. Du kannst nichts dafür, dass er so beschränkt ist." Ich kicherte leise, weil er irgendwo recht hatte. Ich hatte nichts falsch gemacht, habe ihm seinen Freiraum gelassen und bis auf, dass ich seiner Freundin auf der Party auf die Schuhe gekotzt hatte, habe ich auch ihr nichts getan. Ich stand der Beziehung der beiden nicht im Weg und doch gab er mir die Schuld für alles. „Ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Aber es tut verdammt weh, dass er es sich selbst einreden will."

„Weißt du, wie bescheuert ich mir vorkam? Als ich ihr die vollgekotzten Schuhe vor allen sauber machen musste?" Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als wir im Schulflur standen und Jace mir eine Standpauke halten wollte. „Hör auf dich darüber lustig zu machen! Nur weil dein Ego verletzt ist, musst du dich nicht wie ein Kind benehmen!" „Achso. Ich verhalte mich wie ein Kind, ist klar." Ich schnaufte und trat leise gegen die Wand neben mir. Wie konnte er nur sowas sagen? „Nur weil du deine Eifersucht nicht in den Griff bekommst, musst du nicht meine Beziehung kaputt machen. Weißt du, ich bin richtig froh, dass ich nächste Woche weg bin. Da muss ich dein dämliches Gesicht nicht mehr sehen." Ok, das hatte gesessen. Jace hatte noch nie solche Worte zu mir gesagt und auch wennschon es mir nicht anmerken ließ, tat es verdammt weh. Jace hatte mir innerhalb von ein paar Monaten mein Herz gestohlen und herausgerissen. Und das war diesmal noch viel schmerzhafter, als bei Adam, weil ich ihn wirklich über alles geliebt hatte.

„Hör auf daran zu denken, er ist es nicht wert. Du findest jemanden besseres, dafür werde ich persönlich sorgen. Ich wette an der Uni findet sich jemand für dich." „Ich geh nicht zur Uni." schnaufte ich genervt. Er lag mir damit genau so in den Ohren wie meine Mutter, da er wollte, dass ich ihn begleite. „Du bekommst mich aber besuchen, das wird schon."
Wir saßen noch einige Stunden nachdem die Sonne untergegangen war und genossen unsere letzten Stunden als Kinder, bevor Adam am nächsten Tag erwachsen wurde und an die Uni ging. Wir umarmten uns sehr lang und vielleicht verdrückte ich sogar ein paar Tränen, da ich nun nur noch Mills und Jess hatte, die mit ihrem Baby mehr als genug zu tun hatten. Mit wem sollte ich jetzt auf Partys gehen?
Adam drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich in das Auto meiner Eltern stieg und nach Hause fuhr. Jeder ging seinen Weg, nur ich blieb hier in dem Kaff stecken, weil ich selbst nicht weiß, wo ich hin will. Es war beschissen.

Little HamiltonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt