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Heute würde zum ersten Mal der Geschwistertag nicht stattfinden.
Ich liebte meinen Bruder aber der Preis den ich zahlen sollte um ihn nicht zu verlieren war zu hoch.

Ich spatzierte alleine die Elbe entlang, genoss die abendlichen Sonnenstrahlen und seufzte schwer auf. Pascal fehlte mir aber ich konnte und wollte nicht über meinen Schatten springen.

Während ich am Ufer saß und meine Beine in das kalte Wasser hielt dachte ich über so vieles nach.
Über mein letztes Date das einfach schrecklich gewesen war, über Pascal der mir quasi das Messer auf die Brust gesetzt hatte und auch über Mama und Papa. Meine Zukunft war nicht vorhersehbar. Ich hatte keine Ahnung wie es weitergehen sollte und zu allem Übel fühlte ich mich einsam.

"Wie viel Zeit verschwendest du eigentlich mit deinen Träumen?" fragte mich eine mir mittlerweile nur all zu bekannte Stimme. Ich sah zu ihm auf und hielt mir die Hand ein wenig vors Gesicht da mich die Sonne blendete.
"Keine... Es ist keine Zeitverschwendung. Zumindest fühlt es sich nicht so an." seufzte ich und legte meinen Kopf schief.

"Du hast Stress mit Pascal hab ich gehört?" fragte er nach einigen Minuten.
"Nein, stress ist wenn man Streit hat. Wir haben keinen Streit. Er hat sich dazu entschieden keinen Kontakt mehr zu mir haben zu wollen." wehrte ich Martens frage ab.
"Er sagt genau das selbe." stellte Marten klar.
"So hat jeder seine Sicht auf die Dinge...
Weißt du, es ist nicht so das ihr mir völlig unsympathisch seid, aber um ehrlich zu sein... Ich komme mit diesem Fame nicht klar. Ich will meine Ruhe und mir meine Freunde ohne diesen kleinen Teufel auf der Schulter aussuchen können. Pascal hat das nicht verstanden und mich vor die Wahl gestellt. Jemand der dich vor die Wahl stellt ist kein guter Freund und auch ein Bruder sollte ein Freund sein." stellte ich meinen Standpunkt klar.
Marten schwieg und nickte während er genau wie ich die Beine ins Wasser steckte und seinem Hund einen Stock ins Wasser warf.
"Was genau stört dich an dem Erfolg?" fragte er irgendwann mit gesenkter Stimme.
"Wann hast du das letzte Mal einem Menschen den du NACH dem Erfolg kennengelernt hast vertraut?" stellte ich eine Gegenfrage.
"Jetzt gerade." murmelte Marten und ließ mich die Stirn runzeln. Meinte er mich oder war das gerade Wunschdenken?
"Weshalb?" fragte ich und stützte mich auf meinen Händen ab.
"Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen." seufzte er und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen.

"Rede mit deinem Bruder. Soweit ich weiß hast du nur den einen und er leidet wie ein Hund. Er liebt dich und ist stolz auf dich... Auch wenn er manchmal ein Idiot ist." lächelte Marten irgendwann und zwinkerte als er sah das ich mir auf die Unterlippe biss. Seine Worte taten mir in der Seele gut, auch wenn sich mir immer noch nicht erschlossen hatte weshalb er das Gespräch mit mir suchte.

"Was denkst du über mich?" fragte ich ihn nach kurzem zögern. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis zu wissen was er von mir dachte. Keine Ahnung weshalb mir das so wichtig war.

"In welchem Zusammenhang?" fragte er nach und schmunzelte. Offenbar wollte er mir nicht wirklich sagen was er von mir hielt.
"Allgemein." zuckte ich mit den Schultern.
"Allgemein will mir nicht in den Kopf das du erst achtzehn bist." lachte er leise. Auch ich musste lachen und schubste ihn leicht.
"Du bist blöd! Ehrlich! Was hast du nur mit meinem Alter?!" schimpfte ich und zog den Kopf ein da mich Martens Hund von hinten ableckte.
"Ej du Kanone! Sie zu!" lachte ich und warf ein kleines Stöckchen welches in meiner greifbaren Nähe gelegen hatte.

"Du denkst zu sehr darüber nach was du sagst. Das ist nicht Typisch für dein Alter." versuchte Marten sich zu erklären.
"Nichts was ich mache ist 'Typisch für mein Alter'." stellte ich klar und sah wieder zu ihm auf.
"Zum Beispiel?" Er sah mich neugierig an.
"Ich Studiere während meine Freunde noch am Abi dran sind. Ich denke nach, viel zu viel. Über alles und doch irgendwie über nichts. Ich Male für mein Leben gerne UND.... Ich besitze keinen Fernseher." zählte ich auf.
Marten sah mich entgeistert an.
"Du hast... Keinen Fernseher?" fragte er ungläubig.
"Wofür? Läuft doch nur Unsinn." zuckte ich mit den Schultern.
"Aber du hast schon ein Handy oder kommunizierst du noch über Telegramm?" zog er mich auf.
"Ich sag ja... Du bist blöd." gluckste ich und schubste ihn erneut.
Marten lachte und sah wieder auf das Wasser im Fluss. Ich tat es ihm gleich denn eigentlich war seine Anwesenheit ausreichend um sich zumindest ein bisschen verstanden zu fühlen.

IQ187Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt