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"Was machst du hier?" fragte ich völlig fertig.
Es war Marten der unvorangekündigt vor meiner Tür stand.
"John schickt mich..." murmelte er und betrat meine kleine Wohnung.
"Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?" fragte ich leise und sah ihm nach. Er lief in mein Wohnzimmer welches zugleich auch mein Schlafzimmer war, setzte sich auf mein Bett und klopfte neben sich.
"Das war nicht schwer raus zu bekommen. Hat mich einen Anruf gekostet und jetzt komm her." murmelte er und zog mich zu sich aufs Bett.
Als er mich einfach ohne weiteres umarmte brachen wieder alle Dämme.

Marie hatte binnen kürzester Zeit ganze Arbeit geleistet. Mein Telefon war heiß gelaufen weil so ziehmlich jeder aus meinem Freundeskreis wissen wollte was dran war an der Behauptung das ich die Jungs von 187 kannte.
Dazu der Streit mit Pascal und die Tatsache das er mich seither völlig ignorierte Taten ihr übriges.
"Du warst seit einer Woche nicht mehr an der Uni." murmelte er vorwurfsvoll.
Woher wusste er das nun wieder? Um nachzufragen fehlte mir jedoch der Nerv.

"Weil mir alles zu viel wird. Ich..." wieder schluchzte ich auf.
"Jeder will jetzt wissen was da dran ist. Zumindest meine Freunde... Ich wollte... An die Uni aber die haben hier Sturm geklingelt und... Nicht auszudenken wenn die an der Uni rum plärren." stammelte ich.
"Außerdem weiß Jonas das ich bei dir war. Mein Schlüssel... Er..." ich schluckte und flennte von neuem los.
Marten war die Ruhe in Person, strich mir immer wieder Tränen aus dem Gesicht und sah mich abwartend an.
"John hat erzählt das du komplett überfordert warst als du da mit dem Mädel beef hattest und als dann auch noch Pascal und er rum gekommen waren...." murmelte er.
"Ich..." begann ich. Doch eigentlich wusste ich garnicht was ich sagen wollte.
"Beruhig dich erstmal. Es ist alles halb so wild. Wenn man sich mal dran gewöhnt hat dann ist es ganz normal das man nicht mehr jedem direkt sein tiefstes inneres zeigt... Und das mit Pascal ist auch auf dem Weg der Besserung. John redet ihm seit Tagen ins Gewissen und langsam scheint es zu fruchten." versuchte er mich aufzumuntern.

"Und weshalb bist du wirklich HIER? Wenn doch eh alles schonwieder super ist... " fragte ich nach einer längeren Zeit des Schweigens.

Marten lächelte müde und strich mir das Haar aus dem Gesicht das mir Dank der Tränen klamm im Gesicht klebte.
"... Und ich dachte du bist super schlau." schmunzelte Er mit gesenkter Stimme.
Ich versuchte aus seinem Gesicht etwas heraus zu lesen doch wirklich fündig wurde ich nicht.
"Manchmal bin ich eben doch einfach nur wie jeder andere auch." nuschelte ich und ließ den Kopf hängen.
Marten machte ein Geräusch das klar machte das er meine Behauptung stark anzweifelte bevor er mich wie nichts auf sich zog und mich an sich drückte.
"Zum Glück hab ich ne Schwester die früher fast jede Woche aufs neue Liebeskummer hatte. Bin also geübt im Trösten." nuschelte er und strich mir über den Rücken.
Es war eine Wohltat. Nicht nur weil dieser Mann mich faszinierte sondern auch weil ich seit Tagen dringend jemanden gebraucht hatte der mich einfach nur fest hält.
"Wenn du dann aber damit fertig bist dich selbst zu bemitleiden dann holen wir Chopper und gehen erstmal raus.
Du kannst dich nicht Zuhause einsperren nur weil du Angst davor hast dich mit der neuen Situation zu konfrontieren." hing er leise an und wartete dann einfach ab.

Womit Marten vermutlich nicht gerechnet hatte war, daß ich seit Tagen kaum bis garnicht geschlafen hatte und ich dank seiner starken Schulter einfach auf ihm einschlief.

Marten war die ganze Zeit bei mir geblieben und hatte auch als ich wieder aufgewacht war, versucht mir die Angst davor zu nehmen wie es nun sein würde, denn das Vertrauen in meine beste Freundin war dahin.
Es hatte mich tief enttäuscht das sie, nur weil wir Streit hatten, direkt allen erzählte das ich John und Co kannte. Sie hatte es wirklich jedem erzählt der mich kannte und so dafür gesorgt das ich niemandem von ihnen mehr über den Weg trauen konnte.

"Marten?" murmelte ich als wir mitten in der Nacht Chopper abgeholt hatten und durch die Nacht schlenderten.
"Jaaa?" brummte Er schmunzelnd.
"Wegen dem Kuss letztens..." nuschelte ich und sah zu ihm auf.
Marten stieß Luft aus und sah mit gerunzelter Stirn auf mich herunter.
"Das... War schön." druckste ich herum.
"Mhm..." bestätigte er wortkarg.
"... weißt du Juli. Ich mag dich als Mensch wirklich sehr. Du scheust dich nicht davor zu sagen was du denkst. Dazu bist du unglaublich hübsch und schlau... Und eben weil ich dich mag, ist es wohl besser wenn wir uns nicht näher kommen. Ich bin nicht der Typ Mann der nur für eine Frau gemacht ist... Ich liebe zwar... Wenn ich mal liebe, nur eine... Aber was den Sex angeht. Ich würde dir nur das Herz brechen." sagte er überzeugt. Ich schwieg einen Moment und dachte über seine Worte nach.

"Danke das du so ehrlich bist." seufzte ich irgendwann ergeben und musterte ihn eine Zeit lang von der Seite.

"Hast du mich gerade gefriendzoned?!" stieß ich dann aus und lachte laut auf.
"Was hab ich?!" gluckste Marten und drückte meine Hand die er die ganze Zeit schon hielt.
"Na... Du hast mich gerade in die Friendzone gesteckt!" schimpfte ich lachend.
"Das könnte sein." schmunzelte Er und atmete tief durch.

Irgendwie war es beruhigend das ich nun wusste woran ich war. Andererseits tat es ein wenig weh denn Marten hatte mich da erwischt wo es noch kein anderer geschafft hatte.

IQ187Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt