Noah
„Also müssen wir sie wirklich mitnehmen?" „Ja das habe ich dir doch heute Mittag schon erklärt, Joshua." Ganz bewusst betone ich seinen Namen. Er wird nicht gerne so genannt. „Du weiß ganz genau, dass du mich nicht so nennen sollst."
Leicht verstimmt lehnt sich der Junge zurück gegen mein Auto und verschränkt dabei die Arme. „Wir müssten so oder so noch auf Nayla warten und du kennst sie ja. Wahrscheinlich weiß sie mal wieder nicht, welches Buch sie sich dieses Mal ausleihen möchte." Ich lehne mich neben ihn, da es einfach zu warm ist, um sich ins es zu setzen.
„Hast du das in Mathe verstanden?", fragt er mich und gedankenverloren schaut er in den Himmel, als hätte er meine Bemerkung über seine Freundin gar nicht gehört. Mittlerweile haben sich Wolken vor die Sonne gezogen, sodass sie einem nicht mehr in den Augen brennt.
„Ne. Wie denn auch? Die Frau hat die ganze Zeit die Tafel verdeckt, sodass man nichts sehen konnte." Durch ein Nicken stimmt er mir zu. „Aber frag mal Sam, der wird bestimmt alles aufgeschrieben und verstanden haben", ergänze ich meiner Aussage.
Auf Vorhof der Schule reden noch die Schüler, die entweder auf den Bus warten, auf ihre Eltern warten oder einfach sich mit Freunden unterhalten, weil sie in unterschiedliche Richtungen müssen. Auf dem großen Fußballfeld, welches unmittelbar an der Schule angrenzt, trainiert noch Fußballmannschaft der Schule und an solchen Tagen wie heute bin ich froh, dass ich kein Fußball, sondern American Football gewählt habe. An einem Montag nochmal extra lange zu bleiben hat glaube ich keiner Lust drauf.
„Da sind sie ja endlich", bemerkt mein bester Freund und weißt mit einem Kopfnicken auf die blaue Eingangstür. Ich folge seinem Blick und sehe wie Nayla, dicht gefolgt von Lexa, die steinige Treppe runtergeht. Während Nayla eher genervt guckt und so wie ich sie kenne, sich am liebsten über die ganze Welt beschweren will, hat Lexa wieder diesen undefinierbaren Blick aufgesetzt, der einem sagt, dass man sie am besten nicht anspricht.
Kurz bleibt sie stehen, als würde sie überlegen, ob sie nicht doch noch schnell wegrennen soll und irgendwie anders nach Hause kommt. Ich höre wie Nayla und Joshua einsteigen, jedoch bleibe ich noch stehen und warte. Warte darauf, ob das Mädchen, mit den langen, mittlerweile zotteligen, Haaren, einsteigt, wie sie es mir gesagt hat oder doch weggeht. Ich will mir gar nicht ausmalen, was Zuhause für ein Theater herrschen würde, wenn sie nicht einsteigt und meine Mum davon Wind bekommen würde. Wahrscheinlich darf ich kann ein paar Wochen alleine die Ställe ausmisten. Oder die Führungen von Dad übernehmen. Oder sie nimmt mir meine Playstation ab.
Ich starre sie an, wie sie ins nichts blickt. Als würde sie in Erinnerungen schwelgen. Genervt streicht sie sich die Haare hinters Ohr, die sich vom Wind gelöst haben und löst sich somit von der Art Trance, die sie überkommen hat, bevor sie sich zu mir dreht und in meine Richtung geht. Dabei wippen ihre Haare im Takt ihrer Schritte mit. Wie schafft es nur mit solchen langen Haaren zu leben? Gehen die einem nicht irgendwann auf die Nerven? Vielleicht ist sie ja davon genervt.
Stur geht sie an mir vorbei und steigt hinten ein. Mir soll es recht sein, so habe ich wenigstens nicht noch mehr Stress zu Hause, als ich eh schon habe.
Auch ich öffne die Fahrertür, um meinen Platz hinter dem Steuer einzunehmen. Ich sehe wie Josh neben mir irgendwas am Handy tippt und wie Nayla mit verschränkten Armen auf der Rückbank sitzt. Dabei verdreht sie demonstrativ die Augen.
„Was ist passiert?", erbarme ich mich dazu sie zu fragen, da ich weiß, dass sie es niemals von alleine erzählen würde und ihr Freund es allem Anschein nicht bemerkt.
Ich starte währenddessen den Motor und fahre langsam von dem Parkplatz. „Was los ist? Die Trulla aus der Bibliothek ist los. Meint die mir sagen zu müssen, dass ich schon zu viele Bücher zu Hause hätte und dass ich eines noch hätte, was ich schön längst hätte zurückgeben müssen. Aber die ist nur zu inkompetent ihren Job richtig zu machen. Ich weiß doch wohl besser welche Bücher ich noch habe und welche nicht", beschwert sie sich lautstark.
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Not quite human
Fantasy"Wünsch dir was", höre ich Noah neben mir flüstern. [...] Langsam lasse ich meinen Kopf sinken und meine Augen wandern zu ihm. Sein Gesicht wird vom Feuer erhellt, sodass eine Gesichtshälfte in Schatten getaucht ist und es wirkt fast so, als würde...