Noah
„Komm! Gib ab! ... Los jetzt." Nicht auf ihn hörend schieße ich und muss enttäuschend mit ansehen, wie der Ball vom Torwart gehalten wird. Wütend spring Joshua auf und wirft den Controller auf den Sitzsack, auf dem wir sitzen. „Alter, ich war frei, warum passt du nicht?!", fragt dieser weiterhin wütend. Ich drücke auf Pause und die Spieler auf dem Spielfeld frieren ein. „Ja sorry, ich dachte ich mach den rein, war doch niemand bei mir." „Das nächste Mal denkst du bitte einfach nicht okay? Sondern hörst nur aus das was ich dir sage."
„So wie das letzte Mal? Wo du es eine gute Idee gefunden hat, in den Computerraum einzubrechen, um dort zu spielen und wir im Nachhinein 4 Wochen nachsitzen mussten? Oder wo du es eine gute Idee gefunden hat, in der Schule zu übernachten, um morgens nicht mit dem Bus fahren zu müssen, um Zeit zu sparen und wir vom Hausmeister erwischt wurden?", zweifle ich. „Jaja ist gut, nicht alle Ideen von mir sind gut, aber wenn's darum geht", er zeigt demonstrativ auf den Fernseher, „bin ich der Profi." „Ich sag dazu jetzt mal nichts."
Ich stehe auf und mache den Fernseher aus, worauf hin Josh verdattert auf den schwarzen Bildschirm guckt. „Noah, Alter, was soll das? Wir waren noch nicht fertig." Augenverdrehend gehe ich zu dem Schreibtisch, auf dem das noch immer leere Plakat liegt, was wir eigentlich fertigmachen wollten. „Ich muss nach Hause. Heute ist doch die eine aus dem Heim gekommen und meine Mutter war eh schon nicht begeistert davon, dass ich heute hier bin", erkläre ich mich.
„Ach komm schon, ruf sie an und sag, dass wir noch nicht fertig sind und es noch sehr lange dauert und wir morgen noch den ganzen Tag brauchen. Außerdem macht das die halbe mündliche Note aus, du willst mich doch nicht auf einer vier sitzen lassen, oder?", versucht Josh mich zu überzeugen. „Du weißt, wie sie ist." „Ja weiß ich und ich weiß, dass sie mich lieb und das weißt du auch und mir deshalb niemals wünschen würde eine schlechte Note zu bekommen. Versucht es wenigstens! Bitte, bitte, bitte", er fällt auf die Knie und faltet seine Hände als würde er beten.
Ergeben hole ich mein Handy raus und suche in meinen Kontakten die Nummer meiner Mutter raus, während der andere Verrückte wie ein Honigkuchenpferd strahlt und wieder den Fernseher anmacht, um das Spiel erneut zu starten. Während ich mir das Handy an das Ohr halte, nehme ich die Fernbedienung und schalte das quadratische Objekt vor mir auf lautlos. Nach dem vierten Tüten meldet sich die Stimme meiner Mutter am Ende der Leitung. „Du wolltest doch schon längst wieder hier sein." Ein verurteilender Unterton ist in ihrer Stimme zu hören und ich kann mir bildlich vorstellen, wie sie sich an den Türrahmen lehnt und nach draußen guckt. „Ja ich weiß, aber es ist doch mehr als gedacht. Und wir sind irgendwie noch nicht fertig geworden", versuche ich mich zu erklären.
„Was macht das denn für einen ersten Eindruck, Noah? Du weißt, wie wichtig das ist, vor allem für sie." „Ich sehe sie dann doch am Montag in der Schule? Außerdem ist es nicht eh erst mal besser, wenn sie sich in ruhige eingewöhnen kann?" „Wehe ich höre am Montag von ihr, dass du sie nicht wieder mit zurückgenommen hast. Und macht jetzt aber auch wirklich euer Schulprojekt und nicht euer blödes Spiel da. Ich habe was gut bei dir." „Ja, versprochen." Mein Blick fällt auf den Fernseher und sehe grade wie Joshua den Ball ins Tor macht.
Ohne eine Verabschiedung legt sie auf. Sie ist sauer. Oder enttäuscht. Oder beides. Sie ist eine Person, die schnell nachgibt und nur das Beste für ihr Kind will, jedoch dann auch sehr nachtragend ist. „Und?", fragt mich Josh, ohne auch nur einen Blick vom Fernseher zu nehmen. „Geht klar, aber wir sollten-"
„Morgen damit anfangen, da hast du recht. Es ist viel zu spät, außerdem hat meine Mum Pizza für gleich gekauft", unterbricht er mich. Und ich setze mich auf das Sofa und nehme ebenfalls wieder meinen Controller in die Hand. „Du hast, dass alles ganz genau geplant, oder?" „Ich? Ich doch nicht! Es verletzt mich, dass du denkst ich wäre zu so was im Stande." Mit einem verletzten Blick legt er sich eine Hand auf die Brust und guckt mich an. „Du Spinner." „Ey du bist der Spinner hier! Ich meine, du bist doch der, der sich dazu bereiterklärt hat mit mir dieses blöde Plakat zu machen. Und jetzt lass uns weiterspielen."
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Not quite human
Fantasy"Wünsch dir was", höre ich Noah neben mir flüstern. [...] Langsam lasse ich meinen Kopf sinken und meine Augen wandern zu ihm. Sein Gesicht wird vom Feuer erhellt, sodass eine Gesichtshälfte in Schatten getaucht ist und es wirkt fast so, als würde...