24: Denethor... Sagt Schon Alles

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Es dauerte länger, als ich dachte, bis nach ganz oben zu reiten. Viele Wege und Torbögen mussten wir passieren, viele Menschen haben wir beinahe umgerodet. Eine Menge Banner fladderten im Wind uns um die Ohren und als wir endlich oben ankamen, ritten wir die letzte Treppe hinauf auf eine Runde Plattform, an zwei Statuen vorbei auf einen Weg zwischen zwei Grasflächen auf den Baum in der Mitte zu. Ganz vertrocknet und grau sah er aus, nicht weiß und keine Blüten. Kahl und krank und trocken. Wie Thranduils hässlicher Wald damals. Dass der typ sich keinen Gärtner angeschafft hatte.

Wir stiegen ab, ein paar Ritter nahmen das Pferd entgegen und als wir an dem Baum vorbei liefen, erkannte auch Pippin ihn als diesen, welchen er im Palantir gesehen hatte.
„Der weiße Baum Gondors. Der Baum des Königs." murmelte ich etwas, ehe ich mich sputete (nicht das schon wieder...) um Gandalf hinter her zu eilen. Was der immer voraus rannte und das noch mit seinen alten Knochen eh. Der war sportlicher als Maxi und ich zusammen...
„Herr Denethor jedoch ist nicht der König. Er ist nur Truchsess. Ein Hüter des Throns." Wir bestiegen gerade die Treppe zu zwei riesigen Metalltüren, hinter welchen vermutlich die Halle des Königs mit dem Thron war.
Gandalf drehte sich jedoch plötzlich um und sah uns eindringlich an, „Jetzt hört mir gut zu! Herr Denethor ist Boromirs Vater. Maxi hatte mit mir darüber gesprochen, ehe wir los sind. Er glaubt, sein Sohn seie tot. Und es ist wichtig, dass er das auch weiterhin glaubt. Ich habe mich schon oft gefragt, wieso Maxi oder Malu und die anderen beiden immer irgend etwas wissen, doch ich hinterfrage es lieber erst einmal nicht. Es ist nur äußerst wichtig, ihn in seinem Glauben zu halten, dass Boromir gestorben sei."
„Aber ihm diese Nachricht zu überbringen wäre genauso unhöflich und nicht vorteilhaft, außer er weiß es schon selbst." hängte ich an.
Gandalf nickte, „Ganz richtig. Also erwähnt ihn nicht. Und kein Wort über Frodo und den Ring. Und über Aragorn sagt ihr auch nichts. Und auch nicht über Maxi, Sophia und Aliena..."
Er wollte bereits weiter gehen, da drehte er sich noch einmal um, „Am besten ist es, wenn ihr gar nicht erst den Mund auf macht. Vor allem nicht du, Peregrin Tuk."
Pippin und ich nickten, ehe die beiden Türflügel aufschwangen und wir eintraten. Wir passierten erst einen kleinen Gang, dessen Decke nach oben gewölbt war, ehe wir in die große Halle traten. Rechts und links waren große, mächtige, schwarze Säulen hintereinander gereiht, welche den Bau stützten, dazwischen immer mal wieder eine Statue der Könige, kleine Feuerschalen standen an den weißen Wänden und auch der Boden war weiß und blank poliert. Ich konnte mein Spiegelbild darin erkennen. Geradeaus prang (?) eine Art Treppchen und großer Steinsockel, auf welchem der Thron stand, ganz in weiß mit dem Zeichen des Baumes hinein gemeißelt. Und da, neben dem Treppchen zum Thron, eine schwarze, gebückte Gestalt. Wie sone olle alte Hexe.
Es war verdammt still und nur unsere Schritte, sowie das aufsetzen von Gandalfs Zauberstab, ließen in der Halle ein echo erklingen.

„Heil Denethor, Ecthelions Sohn, Herr und Truchsess von Gondor!" unterbrach aber der weiße (und krass dreckige) Bademantel vor mir die Stille mit lauter Stimme. Erschrocken blieben Pippin und ich etwas weiter hinten stehen, während sich Gandalf leicht verbeugte. Denethor das Arschloch jedoch sagte gar nichts, schien gar nicht zugehört zu haben und saß weiter in sich zusammen gesunken auf dem Stuhl und hielt Boromirs altes Horn auf dem Schoß, welches damals in zwei Teile gespalten worden war.
„Ich komme mit Botschaft in dieser dunklen Stunde und auch mit Rat." führte der Zauberer ruhiger fort.
„Vielleicht kommt ihr, um das hier zu erklären...?" ertönte nun Denethors rauchige Stimme schwach und er hielt die Teile des Horns etwas nach oben, „Vielleicht kommt ihr, um zu erklären, warum mein Sohn tot ist?"
Ich hörte Pippin neben mir aufatmen und stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite. Der kleine wusste zwar, dass Boromir noch lebte, aber wie er überlebt hat, wusste er nicht. Das ist eigentlich ein gut-
„Boromir fiel, um uns zu retten... Meinen Vetter und mich... Als er uns gegen zahlreiche Feinde verteidigte." unterbrach der Hobbit meine Gedanken und lief eilich vor Gandalf und kniete sich nieder.
„Pippin!" entkam es nur wütend dem Zauberer, neben welchen ich mich stellte.
Angesprochener hob langsam den Blick und sah Denethor ins Gesicht, „Was ich an Diensten leisten kann, biete ich euch an. Um diese Schuld abzutragen."
Gandalf war absolut fertig mit den Nerven wie Elrond damals bei unserer tollen Versammlung. Verständlich.
Denethors Mundwinkel zuckte seltsam (sah fast aus wie mein (ehemaliger) Klassenlehrer, aber der hat richtig hart die Zuckungen...) und er antwortete, „Dies ist mein erster Befehl an dich: Wie bist du entkommen, mein Sohn jedoch nicht? Er, der doch ein so starker Mann war."
„Der stärkste Mann mag sterben durch einen einzigen Pfeil. Und Boromir wurde von vielen durchbohrt."
Moment mal. Wurde er doch gar nicht. Das war nur einer. Also hier und jetzt, oder lügt der besser als ich dachte?

Aus dem Auenland, über Bruchtal bis nach Gondor und noch weiter! (HdR FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt