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11 Stunden Flug. 11 Stunden zu viel zum nachdenken. 11 Stunden mit 2 Idioten in einem Flugzeug. 11 Stunden in denen ich mich hauptsächlich an Buddy gekuschelt und geweint hatte. Und jetzt waren diese 11 Stunden endlich vorbei und ich saß neben den 2 Vollidioten in einem Bentley. Ich versuchte meine Gefühle unter Kontrolle zu kriegen. Bloß keine Schwäche vor Dad zeigen.  Ich atmete noch einmal durch bevor ich ausstieg. Vor mir ragte das große Gebäude, wo alles begonnen hatte in den dunklen Nachthimmel von Luanda. Die beiden Typen, deren Namen ich übrigens immer noch nicht kannte, liefen mit Buddy an der Leine vor mir her. Ich lief in einfach hinterher, durch die langen Gänge, die Treppen hoch und durch sämtliche Türen, bis wir vor einer großen Holztür standen. Ich ahnte schon, was dahinter lag. Dads Büro oder soll ich lieber sagen, das Büro des größten Arschloch der Welt. Der braunhaarige klopfte an und sofort ertönte ein:,,Herein". Spätestens jetzt hatte ich die Bestätigung, dass ich vor Dads Büro stand. Der braunhaarige drückte die Türklinke runter und trat ein. Ich folgte den beiden mit gesenkten Kopf. Ich wollte dieses Arschloch nicht sehen. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben, mich so am Ende zu sehen. ,,Zoey, schön, dass du es hierher geschafft hast. Aber willst du mich nicht angucken?",erklang seine tiefe Stimme. ,,Nein, das will ich nicht",erwiederte ich. ,,Wie du willst. Wie waren den deine letzten Wochen? Bist  ziemlich viel rum gekommen oder?" Warte, stopp! Seine Stimme war für die jetztige Situation viel  zu gelassen. Verwirrt schaute ich ihn an. In seinem Gesicht konnte man keinerlei Wut oder Missbilligung erkennen und gerade das machte mir Angst. Wieso war er so ruhig? ,,Schöne Frisur hast du, steht dir besser, als deine langweiligen braunen Haare und wie ich sehe warst du auch beim Nagelstudio. Ich versteh nicht, warum Jake es dir verboten hat" Was sollte das das Thema jetzt? Wütend funkelte ich ihn an. ,,Und einen Hund hast du auch? Sieht süß aus, aber wieso hast du keinen Rassehund genommen?" ,,Weil ich ihn wollte und nicht irgend welche sauteuren Zuchthunde",zischte ich wütend. ,,Du bist wie deine wie deine Mutter, die wollte auch nie verstehen, dass teure Marken oder in dem Fall Rassen besser sind, als irgend welche Klamotten von C&A und Tierheimhunde",seufzte er. ,,Geld ist nicht alles. Du hast auch haufenweise Geld und dafür keine Freunde oder Familie" ,,Ach ja, aber du hast Freunde? Wie lange hat sich Ava jetzt nicht bei dir gemeldet? Und was ist mit deinen anderen Freundinnen? Lilli, mit der hast du dich zerstritten, Joana, sie ist auf diese Seite von diesem Justin gewechselt und geht jetzt mit ihm, Rose und Selma haben nur noch Augen für Jungs. Sieht so aus, als ob du auch so ziemlich alleine da ständest. Aber ich würde dir gern einen Typ geben, Wo Geld ist kann Liebe wachsen." War das jetzt sein scheiß Ernst. ,,Ich scheiße auf das Geld! Ja, ich habe nicht so viele Freunde, aber ich habe noch eine Familie, die mir jederzeit zur Seite steht!",brüllte ich wütend. ,,Ja das hast du und du kannst stolz auf sie sein",lächelte Dad. Was war los, dass er seine, seiner Meinung nach nutzlosen Söhne lobte? ,,Was soll dein Gehabe?",fragte ich skeptisch und gleichzeitig wütend. ,,Ich bin dir dankbar Zoey. Du bist zwar abgehauen, hast dafür dadurch aber noch für viel mehr Pressewirbel gesorgt. Außerdem hat Ricci aufgegeben, weil die Adoptivfamilie von seiner Tochter gedroht haben, die ganze Wahrheit über ihn zu veröffentlichen. Heißt ich brauche dein Sorgerecht nicht mehr. Dir steht es frei zu gehen, aber ich möchte betonen, dass  du trotzdem hier leben kannst. Reiten gehen kannst, Shoppen gehen kannst, so oft du willst zum Friseur oder ins Nagelstudio gehen kannst. Unter einer Bedingung, ich will, dass du weiterhin dafür sorgst, dass die Zeitungen dauerhaft über mich berichten. Mir ist egal, wie du das anstellst.",erklärte er mir. ,,Nein danke und wie du es mir schon angeboten hast, werde ich den nächsten Flug nach LA nehmen!",informierte ich ihn wütend. ,,Das brauchst du nicht, Jake wird morgen hier eintreffen. Ich habe ihm Bescheid gegeben, dass du auf dem Weg zu mir bist."   Ohne Dad eines weiteren Wortes oder Blickes zu würdigen, schnappte ich mir Buddys Leine und verlies das Büro. Ich fuhr mit dem Aufzug in das Zimmer, indem ich bei meinem letzten Besuch schon übernachtet hatte. Erschöpft lies ich mich auf das gemachte Bett fallen. Ich ging den ganzen Tag in Gedanken nochmal durch. Von meinem Spaziergang mit Buddy, bis zu dem Gespräch mit Dad. Das war ja wieder typisch gewesen, kaum brauchte er mich nicht mehr, lies er mein Sorgerecht wie ein schmutzigen Lappen fallen. Es war so schmierig, mir anzubieten, für ihn Werbung in den Zeitungen zu machen. Aber darüber brauchte ich mir keine Gedanken mehr zu machen, in ein paar Tagen hatte ich Jake, Noah und Lios Strafpredigt überstanden und konnte wieder neben meinen Brüdern am Essenstisch sitzen. Lächelnd schloss ich meine Augen. 

Big BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt