Kapitel 3. | Hexenjagd

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Der Duft von frisch gebackenem Brot und gebratenem Fisch ließ mich langsam wach werden. Gähnend rieb ich mir die Augen und sah zur Holzdecke der Hütte.
Die Glut des Feuers knisterte vor sich hin und ich überblickte mit schläfrigem Blick das verlassene Haus. Ich war tatsächlich in einer art Albtraum gefangen.
Langsam schob ich etliche Schaffelle von meinem Körper. - Björn hatte mich wohl in der Nacht damit zugedeckt damit ich nicht friere. Zu meiner rechten lag ein Stapel mit Kleidung und einem paar Schuhen zurecht gelegt. Björn hatte sein Versprechen also eingehalten und mir welche besorgt. Der Gedanke an seine Fürsorglichkeit zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. So liebevoll hatte ich Björn Eisenseite garnicht eingeschätzt. Neugierig nahm ich das Smaragdgrüne Kleid welches mir zurecht gelegt wurde und warf es mir über.
Es passte wie angegossen und anders als gedacht fühlte ich mich sichtlich wohl in der edlen Robe. Dann zog ich mir die Schuhe an und warf mir den weichen schwarzen Nerzpelz über den Björn dazu gelegt hatte. - Er scheute wohl keine Kosten um mich neu einzukleiden.

Der Hunger trieb mich jedoch schnell nach draußen. Ich wollte mir etwas zu essen besorgen. Die Gassen des Dorfes waren total überlaufen. An den Wegrändern standen einige Marktstände an denen Obst, Gemüse, Fleisch, Brot und viele weitere Dinge verkauft wurden. Mit knurrendem Magen zog es mich hinüber zu einer alten Dame die frisch gebackenes Brot verkaufte und ich sah mir hungrig ihre Waren an.
»Drei Silbermünzen für ein Laib meine Gute«, pries die alte Dame mir an.
Ich schüttelte demütig meinen Kopf.
Ich hatte doch gar kein Silber zur Verfügung.
»Verzeihung so viel habe ich leider nicht...« Die Alte verdrehte die Augen und wandte sich von mir ab. Geknickt sah ich zu Boden.
»Gebt der jungen Dame ihr Frühstück«, knurrte eine mürrische Stimme hinter mir hervor und es wurden herzlos 3 Silberlinge auf den Tisch geworfen. Ich drehte mich schnell um und starrte direkt wie versteinert in Ivars stechend blaue Augen. Er ging auf Krücken, war somit auf Augenhöhe mit mir.

»Guten Morgen Schönheit«, grinste er mit schief gelegtem Kopf und griff mit einer Hand an mir vorbei um der alten Dame das Laib Brot abzunehmen. Dann reichte er es mir. »Lass es dir schmecken«
Ich atmete tief ein und wieder aus.
»Danke«, erwiderte ich ihm schließlich mit einem leichten lächeln auf den Lippen ehe mir eine Frage auf der Seele brannte.
»Ivar weißt du wo Björn ist?«
»Björn...«, grummelte er vor sich hin.
»Reicht dir meine Gesellschaft etwa nicht aus?« Er sah mich weiter schief an ehe er beleidigt davon humpelte.
»Nein so war das nicht gemeint Ivar«, rechtfertigte  ich mich und lief ihm schnell hinterher. Für seinen Zustand war ganz schön flink auf den Beinen.
Ich nahm schnell einen Happen von meinem Brot und sah mich ein wenig um. Die Leute starrten mich an als sei ich eine Außerirdische, was mir zugegeben ziemlich unangenehm war.
»Ivar, warum sehen mich die Leute so an?«, fragte ich ihn verunsichert während ich ihm weiter wie ein Hündchen hinterher lief.
»Dorftratsch...«
»Dorftratsch? In wie fern?«
»Du bist die schöne Neue aus fernem Land. Man munkelt du würdest dich bald mit einem der Ragnarssöhne vermählen. Andere widerrum sagen du seist eine Hexe und hättest uns alle verzaubert um uns in deinen Bann zu ziehen.«
Er blieb stehen und sah mich mit irrem Blick an. Auch ich blieb wie erstarrt stehen, schluckte dabei schwer.
»Was? Wie Bitte? Eine Hexe ?«
Meine Zurückhaltung war wohl zu spüren denn er begann umgehend zurück zu rudern.
»Das ist doch alles nur gerede. Du hast uns verzaubert, ja. Doch das hat nichts mit Hexerei zu tun. Das verstehen diese Dorftrottel nur nicht.«
Er hatte tatsächlich gesagt dass ich sie verzaubert hätte. Was meinte er damit bloß? Ich biss erneut von meinem Brot ab und wir gingen weiter durchs Dorf.
»Hat Eisenseite dir das Gewand gekauft?«, fragte er mürrisch und musterte meine Kleidung. Ich nickte ihm zu.
»Pf. Ich hoffe du lässt dich nicht von diesem Proll erkaufen. Der tolle Björn...«
Er verdrehte angenervt seine Augen.
Wieso war er so schlecht auf ihn zu sprechen? So wie ich es mitbekommen hatte waren die Beiden doch Halbbrüder.
»Geschmack hat er ja, und das nicht nur bei der Kleiderwahl...«, stellte er fest und musterte mich erneut mit seinem stechenden Blick ehe er sich einen Apfel von einem der Markttische griff und erneut lieblos einige Silberstücke hinwarf.
Wieder so eine unangenehme Situation.
»Hexenmädchen!«, fauchte mir jemand bedrohlich in mein Ohr und ich zuckte zusammen.

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