Kapitel 13. | Medizin

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Die Tage verstrichen und ich durfte meine Liege nicht verlassen. Immer wieder hatte ich Besuch von Björn und Ubbe bekommen, auch Lagertha sah hin und wieder vorbei um sich nach meinem Zustand zu erkundigen. Die Heilerin welche sich liebevoll um mich kümmerte hieß Aneta.
Wir hatten viel miteinander gesprochen während sie sich um meine Wunden sorgte. Dabei hatte ich ihr immer wieder verschiedenste Tipps gegeben, welche in meiner Welt als das einmaleins der Wundversorgung zählten. - Was sie natürlich nicht wissen konnte.
Sie nahm diese jedoch immer wieder gerne an, meinte dabei ich hätte ebenfalls das Talent zur Heilerin mit meinem Wissen. Beispielsweise hatte ich ihr vorgeschlagen die Wunden mit einem Baumwollfaden und einer Nadel zu nähen um sie schneller zusammenwachsen zu lassen. Sie sah mich damals an als sei ich eine Art Wunderkind, meinte nur wie ich auf solch grandiose Idee komme und ich musste  schmunzeln, war ich ihr doch medizinisch Jahrtausend voraus. - Jedenfalls beschleunigten meine Vorschläge den Heilungsprozess meiner Wunden, dafür war ich sehr dankbar.
Jedoch nahm mir nichts meine unsagbaren Schmerzen. Und vor allem konnte mir nichts den Schmerz nehmen welchen mir das Erlebte in meiner Seele zugefügt hatte.
Jede Nacht wachte ich schweißgebadet und unter Tränen auf nachdem ich von der grässlichen Visage des Nordmannes träumte, welcher mir das angetan hatte.
Es führte immer wieder dazu dass ich schreiend aus dem Schlaf gerissen wurde.
Es hatte sich schnell herum gesprochen.
Aneta sorgte sich sehr um meinen seelischen Zustand, was sie auch den Lothbrok Brüdern Kundtat. Ubbe meinte jede Nacht bei mir übernachten zu müssen, auch wenn das keinerlei Besserung gebracht hatte. Den Wikinger welcher mich in meinen Träumen verfolgte konnte er nämlich nicht so einfach vertreiben wie einen echten aus Fleisch und Blut.

Und Björn.. nun ja Björn war eines Tages wieder mit seinen Truppen weg gesegelt um seine neuen Freunde in England um ein Bündnis gegen Ivar und Harald zu bitten, falls sie wieder angreifen würden. Er hatte sich liebevoll bei mir verabschiedet, mir versichert bald wieder da zu sein um mich zu beschützen. Auch machte er es Ubbe zur Aufgabe erneut ein Auge auf mich zu haben während er fort war. So hatte ich also die letzten Wochen in Kattegat in einer kleinen einsamen Hütte verbracht ohne an die frische Luft zu kommen. Ziemlich Trist und deprimierend für meine Verhältnisse.

Als wieder einmal ein neuer Tag anbrach hatte ich mir fest vorgenommen diesmal nicht mehr auf die Anderen zu hören.
Trotz großer Schmerzen befreite ich mich von den dicken Fellen in welche ich immernoch gehüllt war und setzte mich das erste Mal seit langem wieder auf. Einen Moment lang wurde mir schwarz vor Augen, doch ich riss mich zusammen und setzte meine nackten Füße auf den Boden und stand auf um in Richtung der Tür zu gehen. Von draußen konnte ich lautes Vogelgezwitscher vernehmen. Der Frühling war endlich da. Ich freute mich darauf endlich nach Draußen ans Tageslicht und an die frische Luft zu kommen, raus aus der tristen, dunkeln Hütte. Etwas wackelig auf den Beinen tapste ich in Richtung Freiheit. Doch als ich endlich angekommen war lief mir sofort Aneta in die Arme.
»Du sollst doch noch nicht aufstehen Liebes!« sagte sie bestimmt und stellte den Korb den sie mitgebracht hatte zur Seite um mich zu stützen.
»Es geht schon Aneta. Ich muss mich endlich wieder bewegen« antwortete ich ihr widerwillig. Zu meiner Verwunderung ließ sie mich tatsächlich in Ruhe. Mit einem breiten Lächeln sprach ich sie an.
»Was hast du da?« Interessiert zeigte ich auf den Korb den sie gerade wieder vom Boden aufgenommen hatte.
»Ich war auf dem Markt. Das ist neue Medizin für dich. Ich habe sie von einem Chinesischen Händler gekauft, er meinte sie würde dir gegen deine Schmerzen helfen.«

Ich dachte einen Moment lang nach.

»Gegen alle Schmerzen?« hakte ich nach und tippte mir dabei mit dem Zeigefinger an die Schläfe um ihr zu verdeutlichen dass ich damit meine Alpträume meinte. Sie nickte knapp. »Ja gegen alle.«

Ich atmete zufrieden tief durch. - Das klang ja vielversprechend.

»Hier iss das« meinte sie nur bestimmt und hielt mir eine Hand voll Pilze vor die Nase.
Ich musste lachen. Ja klar, das sollte wohl ein schlechter Scherz sein.
»Pilze?« fragte ich sie ungläubig.
»Sehr heilsame Pilze Sól, ich denke dieser Mann hat großes Verständnis von Medizin.«
Pilze als Medizin, schon klar, dachte ich mir. Natürlich wusste ich dass das keine Champions waren sondern so eine Art Magic Mushrooms. Und natürlich waren diese keine Medizin sondern lediglich Drogen welche einen die Schmerzen vergessen ließen. Doch umso mehr ich darüber nachdachte schien mir das ganze auch Sinn zu ergeben. Vielleicht sollte ich es einfach ausprobieren. Vielleicht sollte ich die Schmerzen einfach betäuben.

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