Kapitel 29

181 17 87
                                    

Ich aß mit James unser sehr spätes Mittag, eher schon warmes Abendessen.
James versuchte immer wieder ein Gespräch mit mir anzufangen, ich aber hatte kaum Lust dazu.
"Maxi, ich bitte dich!", er wurde ungeduldig mit mir. "Das mit deinen Freunden ist natürlich scheiß, ich weiß. Ich weiß aber auch das ich dir dabei kaum helfen kann. Das musst du mit ihnen klären, aber ich bin auf jeden Fall für dich da."
Ich sah ihn erst nur an ohne was zu sagen.

Ich weiß, du bist immer da... Weil ich nichts alleine kann. Hab ich schon verstanden.

"Ich habe nicht vor mit ihnen weiter darüber zu reden. Ich habe schon genug darüber geredet. Ich werde zum Arzt gehen. Damit ist das Thema für mich beendet."
Ein einfaches "okay" war alles was James rausbrachte. Wahrscheinlich war er irritiert, dass ich nicht lächelte, nicht mal leicht grinste. So wie sonst eben. Ich hatte einen Ausdruck wie er ihn immer hatten
Monoton, neutral, ausdruckslos... Fast schon komplett gefühlfrei. Ich machte ein Gesicht wie er es immer tat, wenn er an der Uni war und mit niemandem sprechen wollte.

"Sag mal, du und der Professor. Hattet ihr viel Sex? Du hast dir jeden Tag Pornos angesehen. Brauchst dus wirklich so oft? Hab ich dich wohl zulange warten lassen.", ich presste mir die Fragen förmlich zwischen den Lippen heraus. Ich musste es aber fragen. Ich empfand es einfach als sehr viel, täglich da zu sitzen und sich einen runter zu holen.
"Das willst du doch nicht ernsthaft wissen. Maxi du hasst den Professor wieso willst du was über ihn und mich wissen?"
Er stand auf, ging um den Tisch und kniete sich vor mich hin.
"Du willst es wirklich wissen?", fragte er erneut und betrachtete mich.
Seufzend schüttelte Ich den Kopf. "Nein Du hast Recht, will ich nicht." Kurz überlegte ich was ich nun tun sollte.
Als ich nach kurzer Zeit einen Entschluß gefasst hatte streichelte ich sein Haar.
Es war weich, es reichte ihm über die Ohren, hing ihm vorne locker knapp bis zu den Augen. Normalerweise trug er es mit einem Seitenscheitel locker gestylte. Es war immer ordentlich gemacht, sah aber trotzdem immer so aus, als würden sie von Natur aus perfekt liegen.
Jetzt aber, nach dem Nickerchen das er gehalten hatte waren sie zerzaust, fielen ihm über die Stirn, über die Augen und standen hier und da ab.

"Ich habe dir viel zugemutet, dass tut mir leid James.", meine Stimme war ruhig. Vielleicht zu ruhig, denn auch das war er nicht gewohnt.
Normalerweise kannte er mich laut und fröhlich, grinsend und angeheitert, teilweise in einem desolaten Zustand. Aber in einem ruhigen neutralen Zustand war ich bislang noch nicht.
"Quatsch du hast mir gar...", er wollte mich aufmuntern, doch das musste er gar nicht.
"Ich war noch nicht fertig.", sagte ich und stand auf.
"Du hattest recht. Ich belaste dich nur. Besonders finanziell und außerdem bringe ich nur Chaos über dein Leben. Es tut mir leid. Es wird nicht mehr vorkommen."
Ich ging ins Schlafzimmer. "Was soll das heißen Maxi, warte!", fast schon ängstlich hastete er mir hinterher und sah wie ich meine wenigen Habseligkeiten sammelte. Viel war es nicht.
"James, ich werde ausziehen. Und ich.... Und mache Schluss.", letzteres kostete mich all meine Kraft.
Sein Gesicht sah plötzlich vollkommen zerstört aus. Als hätte ich ihm eine gescheuert.
"Bitte was? Wieso, ich dachte du liebst mich."

Frag das doch nicht. Natürlich, deshalb habe ich diesen Entschluss doch gefasst.
Mein Chaos brachte ihm nur Probleme und Sorgen. Selbst wenn ich arbeiten würde, ich war eine laufende Katastrophe. Ich lenkte ihm vom lernen ab, er könnte weiterhin Sex haben ohne Rücksicht nehmen zu müssen. Er brauchte seine Ruhe um sein Studium zu beenden und ich störe da nur.

"Ich liebe dich ja, aber ich bringe dir nur Probleme. Probleme die du ohne mich nicht hättest.
Und wahrscheinlich hast du auch recht. Ich bin 19 und bei weitem nicht so erwachsen wie du oder wie ich zumindest dachte. Ich bin nicht mal mannsgenug um deine Bedürfnisse zu befriedigen.", ich sagte was ich sagen konnte, griff nach meiner Tasche und schob mich hastig an ihm vorbei. Ich war schneller aus der Tür, als er überhaupt begreifen konnte was gerade passiert war.

Ich wusste auch, dass er mir hinterher kommen würde, sobald er begriff was ich getan hatte. Er kam auch wie erwartet heraus und schien nach mir zu suchen.
Hinter einer Häuserecke konnte ich ihn beobachten wie er sich umsah.

Wieso ich mich versteckte, anstatt schnell abzuhauen fragt ihr euch sicher. Nunja er hatte längere Beine und war definitiv schneller, als ich. Er hätte mich locker eingeholt. Aber wenn ich mich verstecke und wartete bis er wieder ging hatte ich genug Zeit.

Und ich behielt Recht. Irgendwann fand er mich nicht und kehrte zurück. Jetzt konnte ich in Ruhe gehen. Natürlich versuchte er mich anzurufen, aber ich ging nicht dran und natürlich schrieb er mir.

'Maxi bitte! Lass uns reden. Ich hab alles nicht so gemeint. Du machst mir keine Probleme. Und es tut mir Leid, dass es dich so sehr verletzt hat, dass ich naja täglich die Videos sah!'

Ich ging tatsächlich zurück zu meinem alten Zimmer. Auf dem Weg dahin dachte ich darüber nach meine Eltern zu fragen es weiter zu bezahlen, ließ es aber und steckte mein Handy direkt wieder ein.
"Und jetzt?", fragte ich mich selbst. Ich überlegte kurz. In mein Zimmer zu gehen war sowieso eine dumme Idee. James würde mich da früher oder später aufsuchen. Nick war auch noch da.
Tonis Zimmer war auf dem selben Flur.
Ich lief nun ziellos umher. Lief an Studenten vorbei, die von ihren Wochenende zurück kamen, und ging selbst zur Bibliothek.
Aus dem zweiten Stock konnte ich alles und jeden beobachten und kaum einer nahm mich überhaupt war. Dafür hätten sie hoch blicken müssen.
Das tat aber keiner. Auch nicht die, mir so bekannten, Gesichter die eben vorbei liefen.
Ich beobachtete meine Freunde. Sie wirkten wie immer. Selbst Nick sah wie immer aus. Als hätte es nie einen Streit gegeben, nie Gefühle, als wäre nie was passiert. Er war in der Lage einfach weiter zu machen. Zumindest wenn ich nicht da war.
Selbst ihm machte ich wohl Probleme.
An welchem Punkt meines Lebens hatte ich die Ausfahrt verpasst und die genommen mit den meisten Schlaglöcher.

"Ah wer sitzt so spät noch hier herum.", Melanie tauchte plötzlich auf und erschrak mich. Ich zuckte wie ein erschrockenes Eichhörnchen hoch.
"Herr Gott Mädchen hör auf immer aus dem Nichts aufzutauchen! Ich hab mir fast in die Hose gemacht.", gespielt hielt ich mir das Herz und lachte.
"Ernshaft? Man sollte immer mit mir in der Bibliothek rechnen."

Dann deutete sie auf meine Freunde und anschließend auf meine Sachen.
"Was ist jetzt wieder?"
Ich ignorierte das erstmal. "Wie macht der Trottel sich bei seiner Strafarbeit?"
Melanie sah hinunter räusperte sich.
"Ach naja er ist hibbelig und mault meistens nur rum, aber es geht. Er tut was man ihm sagt."
Sie lachte und blickte für meinen Geschmack etwas zu lange runter. Aufgeregt sprang ich von meinem Platz auf. "Du stehst auf ihn!", ich schubst sie liebevoll an und beobachtete wie ihr Gesicht langsam die Farbe wechselte.
"Sei bloß still. Was soll ich mit so einem Chaoten! Egal jetzt... Jetzt du?" sie lenken geschickt ab.
Also erzählte ich ihr alles. "Na gut, ich denke die Mädels haben sicher nichts dagegen, wenn du zu uns kommst, außerdem interessiert es sie bestimmt wie dämlich du bist!", sie lachte laut und ging vor. Hastig lief ich ihr hinterher.
"Dämlich?", ich dachte mich verhört zu haben.

Was ist daran dämlich, daß ich ihm keine Last mehr sein möchte und anfangen will alleine mein Leben zu ordnen?

"Willkommen zurück Maxi!", Monique begrüßte mich direkt und als Hausverwalterin war sie auch einverstanden mich Streuner aufzunehmen.
"Aber du zahlst fürs Zimmer!", mahnte sie natürlich.
"Natürlich. Der Plan zu Arbeiten steht ja noch."
Tess fiel mir um den Hals. "Willkommen! Da ist unser Plan. Ich schlage vor du trägst dich gleich für die Wäsche ein.", hibbelig übernahm sie das allerdings schon für mich.

Jetzt wohne ich also in einer Mädchen - Verbindung. Nur wie zum Teufel gehe ich James aus dem Weg? Er wird doch selbst verstehen, dass es besser für ihn ist ohne mich zu sein.

Partyboy -  Love MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt