23

88 4 0
                                    

"Liv! Bleib stehen! Bitte! Ich will es dir erklären!" Mit Tränen vor Enttäuschung und Wut, renne ich über den Schulhof wieder zur Schule. Jay ist hinter mir und will mich einholen. Wie kann er nur? Wie kann er mir das antun?
Ich laufe noch schneller. Er soll es mir nicht erklären. Er soll nie wieder mit mir reden. Ich verstehe ganz genau, was das zu bedeuten hat. Er hat mich verraten. Er wusste die ganze Zeit, was geschehen ist und hat nichts dagegen unternommen. Er war die ganze Zeit dabei. Es kommt mir noch so unrealistisch vor aber es ist wahr.
Die Tränen liefen mir über die Wangen.
"Liv! Bitte! Bleib doch stehen!" Wütend drehe ich mich um. Er sieht erleichtert aus und macht langsame Schritte auf mich zu, als wäre ich ein scheues Reh. Aber ich weiche zurück und strecke die Hand aus um ihn fernzuhalten. Er bleibt stehen und sein erleichterter Ausdruck verwandelt sich in Traurigkeit und Enttäuschung. Langsam versteht er wie es mir wirklich geht. Ich kenne diesen Ausdruck von ihm. Es ist der Ausdruck den er macht wenn er mich aufheitern und trösten will. Aber das kann er jetzt vergessen. Er wird mich nie wieder aufheitern und trösten.
"Nein! Lass mich in Ruhe! Ich will nie wieder mit dir reden! Nie wieder! Du hast mich verraten! Die ganze Zeit wusstest du was los ist und hast nichts dagegen unternommen! Sie haben Taylor umgebracht und du hast sie nicht aufgehalten! Sie haben diese Frau an der Kreuzung angefahren, die übrigens deswegen im Koma liegt, und du hast nicht die Polizei gerufen! Du hast mich einfach allein gelassen! Und das Schlimmste: Ich dachte die ganze Zeit, dass du für mich da bist, aber ich konnte dir nichts erzählen, weil sie mir gedroht haben dir etwas anzutun und du wusstest es die ganze Zeit! Du kannst dir nicht einmal annähernd vorstellen, wie ich mich jetzt fühle!
Ich will deine Entschuldigungen und Erklärungen nicht mehr hören. Es ist vorbei, Jay. " Die letzten beiden Sätze schluchze ich fast.
Ohne Jay's Antwort abzuwarten drehe ich mich um und gehe zurück in die Schule. Er hätte mir leid tun können, aber so ist es nicht. Ich bin nur sauer. Enttäuscht. Wütend.
Die Schulklingel ertönt. Ich gehe zu meinem Spind, hole meine Bücher und gehe in die nächste Stunde. Ohne Taylor ist es nicht mehr dasselbe. Und wenn ich daran denke, dass Jay daran beteiligt war, kommen mir wieder die Tränen.
In dieser Stunde sitze ich ganz hinten und denke über Taylor, Jay, die Männer, meine Eltern und die Rückkehr meines Vaters nach. Deshalb bekomme ich auch so gut wie gar nichts vom Unterricht mit. Eigentlich verläuft der ganze Tag so. Ich bin froh, als ich im Bus nach Hause sitze. Von meinem Platz am Fenster sehe ich Jay, der auf dem Bürgersteig läuft. Er schaut zu mir hoch und ich drehe mich weg.
Zuhause öffne ich die Tür, gehe nach oben in mein Zimmer und setze meine Tasche in einer Ecke ab.
Gerade als ich mich ins Bett legen will ruft meine Mutter:" Liv! Kommst du mal bitte runter?" Seufzend gehe ich die Treppe runter. Meine Mutter steht vor der Treppe und lächelt.
"Mom, ich bin gerade echt mies drauf und möchte einfach ins Bett, einen Film schauen und Schokoladeneis essen, also egal was es ist, ich hoffe es ... geht ... schnell. " Je weiter ich die Treppe runter gehe, desto mehr sehe ich einen Mann. Meinen Dad.
"Dad " flüstere ich und renne auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
"Ich dachte du kommst erst Samstag. Warum bist du schon so früh hier? "
"Ich dachte drei Monate sind eine lange Zeit und ich will einfach zurück zu meiner Familie. Freust du dich? "
"Ja na klar. Weiß Pete es schon?"
"Nein, er ist noch beim Footballtraining. Wie geht es eigentlich Jay? "
Ich löse mich aus der Umarmung und drehe mich weg.
"Wir sind nicht mehr zusammen."
"Oh", sagen Mom und Dad wie aus einem Munde.
"Und Taylor? Seid ihr noch so unzertrennlich? "
Ich drehe mich zu ihm und er sieht die Tränen in meinen Augen. Mom kommt zu mir und tätschelt meine Schulter.
"Du hast viel verpasst", meint sie nur. Dad scheint das nicht zu verstehen und guckt verwirrt von Mom zu mir.
"Was ist passiert? Ist sie weggezogen? Habt ihr euch gestritten?" Er setzt sich auf einen Stuhl
"Sie ist nicht weggezogen und wir hatten auch keinen Streit. Sie ... ist ... tot." Dad's Augen werden groß und glasig.
"Was? Wie?"
"Erschossen von einem Verbrecher", sagt Mom.
"Oh Gott."
"Es hat sich viel verändert in den letzten Wochen...", sage ich.

Sooo ... Endlich mal wieder ein neues Kapitel. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin im Moment ziemlich im persönlichen und schulischen Stress. Ich hoffe ihr versteht das. Aber ich will euch damit nicht nerven.
Wie hat euch das Kapitel gefallen? Schreibt es in die Kommentare oder in eine Privatnachricht oder in eine E-Mail. Oder habt ihr Ideen, wie es weitergehen soll? Dann schreibt mir auch das. Ich hoffe, das ich es schaffe wieder regelmäßiger an den Wochenenden ein Kapitel hochzuladen.
Viel Spaß bei den folgenden Kapiteln.
Zoe <3

SchweigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt