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Am nächsten Tag war Taylor wieder nicht zur Schule gekommen. Ich wollte sie anrufen, aber sie ging nicht ran. Das war gar nicht ihre Art. Sonst hat sie immer ihr Handy in der Hand. Nach der Schule wollte ich zu ihr und fragen, was los ist. Aber ins diesem Moment musste ich mich auf die Schule konzentrieren. Ich fragte mich, ob der Mann von gestern heute auch da sein würde. Ja war er. Nur diesmal stand er nicht auf dem Flur. Nein. Er stand an der Bushaltestelle. Dort wo sonst immer Jay stand und au mich wartete. Der Mann lächelte hämisch. Als würde er etwas vorhaben. Und das machte mir tatsächlich etwas Angst.
Der Bus hielt an und wir stiegen alle aus. Als ich draußen war, kam der Mann auf mich zu. Ich ignorierte ihn und lief etwas schneller als normalerweise. Er kam hinter mir her.
Einfach weitergehen. Geh einfach weiter, Liv. Ignoriere ihn, dachte ich. Ich lief noch etwas schneller. Rannte fast. Die anderen Schüler starten mich an. Doch auch das ignorierte ich. Heute würde ein länger Tag werden. Ohne Jay und ohne Taylor. Da konnte es ja eigentlich nur noch besser werden, oder? Falsch. Denn natürlich musste Mr Hanks genau an diesem Tag eine Arbeit schreiben lassen. Da ich nicht vorbereitet war, lief es sehr sehr schlecht.
Sobald die Stunde vorbei war, lief ich aus dem Raum. Um mich herum fingen die Leute an zu tuscheln und auf mich zu zeigen. Handys klingelten. Auch meins. Ich nahm es aus meiner Tasche und schaut auf das Display. Es war ein Bild von einer unbekannten Nummer. Ich öffnete das Bild und war geschockt. Es zeigte mich. Mit einem anderen Jungen. Wir liefen Arm in Arm in der Stadt herum. Aber das konnte nicht sein. Ich kannte diesen Jungen nicht. Das Bild musste eine Fälschung sein. Ein weiteres Bild kam an. Diesmal küsste ich den Jungen. Dort war hundertprozentig ich auf dem Bild zu sehen. Aber wer war der andere Junge?
Dann würde mir klar, dass alle anderen auch diese Bilder bekommen hatten. Aber von wem? Von den unbekannten Männern? Um mir zu drohen? Oder mich zu warnen?
Hinter mir sagte jemand " Wir werden nicht aufgeben. Das weißt du. " Ich drehte mich nicht um. Ich schaute nur geradeaus auf eine blaue Spintreihe. Ich wusste, dass er es war. Und ich wusste, dass er Recht hatte. Keiner von uns würde aufgeben.
Er ging an mir vorbei und ich schaute auf seinen Rücken. Ich fühlte nur Hass. Puren Hass gegen ihn und seine "Kollegen". Hass gegen alles, was er getan hat und was er noch tun würde. Hass gegen den Abend der Party, als der Unfall geschah. Wenn ich nur fünf Minuten früher von zu Hause weggefahren wäre, dann würde ich wahrscheinlich jetzt wie immer von dem einen Raum zum anderen gehen. Ich würde mir Gedanken über Hausaufgaben und Klassenarbeiten machen. Aber Nein. Das war nicht die Realität. Es war Wunschdenken. Das hier war die Reälität. und ich musste damit leben. Wie, wusste ich noch nicht. Aber ich würde es schaffen. Für meine Familie und meine Freunde.
Ich steckte mein Handy weg und ging an den lästernden Schülern vorbei, die erst auf ihre Handys und dann auf mich deuteten. Sie flüsterten. Jemand rief " Das ist die Schlampe! Wie kannst du Jay das antun? Er hat alles für dich getan!" Auch das versuchte ich zu ignorieren. So wie alles andere auch.

SchweigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt