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Es macht mich nervös einfach dazustehen. Was wen ich wegrenne? Oder die Polizei rufe? Oder wenn ich direkt auf die losgehe? Was würden sie machen? Mich aufhalten? Wahrscheinlich. Aber wie?
Diese ganzen Fragen schießen mir in dem Moment durch den Kopf.
"Wir müssen etwas mit dir besprechen ", sagt der Neue ruhig. "Es geht um die letzten Wochen. Genauer gesagt um dein Verhalten in den letzten Wochen. Du hast dich nicht an die Abmachungen gehalten und sie mehr oder weniger komplett ignoriert. Das war wirklich dumm. Und wir können das Risiko, dass du weitere Anweisungen ignorierst, nicht eingehen. Dadurch können wir auffliegen. Deshalb müssen wir gewisse Maßnahmen unternehmen." Er lächelt gehässig.
"Was für Maßnahmen?" Langsam werde ich besorgt.
"Stell keine Fragen. Es geht schnell." Der Neue kommt auf mich zu. Ich weiche zurück, werde aber von der Schultür abgehalten. Hektisch versuche ich die Tür zu öffnen, aber es geht nicht. Der Mann hält mich fest, sodass ich mich kaum bewegen kann. Der Mann aus der Schule zieht eine Waffe aus seiner Jackentasche. Als ich das erkenne, versuche ich mich aus dem Griff zu befreien. Panik steigt in mir auf, während er näher kommt. Was soll ich nur machen? Er ist nur noch wenige Meter von mir entfernt.
"Können wir das nicht anders klären?" Alle schütteln den Kopf. Ich wehre mich weiter, trete dem, der mich festhält auf die Füße und versuche ihn zu beißen. Nichts funktioniert. Der Mann hebt seine Waffe und hält sie mir direkt an den Kopf. Ich schließe die Augen, um meine Tränen zu stoppen, und höre auf mich zu wehren. Es ist zu spät. Gleich wird alles vorbei sein.
Doch kurz bevor er abdrückt höre ich jemanden schreien "Stop! Warte!" Ich öffne meine Augen und die zurückgehaltenen Tränen fließen mir über die Wange. Jay kommt auf uns zu gerannt. Sein Gesicht ist rot und er atmet schwer. Die Männer drehen sich zu ihm und schauen ihn zornig an. Ich nutze die Ablenkung, um mich mit einem Tritt gegen sein Schienbein aus dem Griff zu befreien und die Tür hinter uns zu öffnen. Bevor die Männer mich aufhalten können, schließe ich sie wieder. Ich sehe noch wie zwei von ihnen auf Jay zugehen. Die anderen drei, der Mann aus der Schule, der Neue und Taylors Mörder gehen auf mich zu. sie sehen so zornig aus, als würden sie mir am liebsten den Kopf wegpusten. Na ja, eigentlich haben sie ja genau das noch vor wenigen Sekunden versucht. Ohne lange zu überlegen drehe ich mich um und renne so schnell ich kann durch die vertrauten Schulflure, in denen ich mich noch vor mehr als drei Wochen mit Taylor über einen Englischtest beschwert habe. Und jetzt bin ich auf der Flucht vor einer Gruppe von Psychopathen, die mich killen wollen und denen es vollkommen egal ist wen sie dabei noch alles ausschalten müssen. Also wenn das mal keine krasse Veränderung ist, dann weiß ich auch nicht.
Der Flur endet in einer Treppe. Hinter mir höre ich die schnellen Schritte der Männer. Ich laufe die Treppe hoch. Als die Männer mich sehen hebt einer von ihnen, ich kann nicht genau sagen wer, eine Pistole und schießt. Der Schuss trifft ein Bild in Kopfnähe kurz vor mir. Geduckt , und damit nur wenig vom Geländer geschützt, laufe ich weiter, bis ich oben angekommen bin. Dann schaue ich in die Flure rechts, links und vor mir. Ich entscheide mich für links und renne weiter. Die Panik in mir wird mit jedem Schritt größer und größer. Für eine Sekunde denke ich daran stehen zu bleiben und einfach alles zu beenden. Aber das würde bedeuten, das sie gewinnen und das kann ich nicht zulassen. Also laufe ich weiter den Flur entlang, bis ich zur nächsten Treppe komme und auch diese hochlaufe. Hin und wieder höre ich Schüsse, die mich meistens nur knapp verfehlen. Mit jedem Schuss bekomme ich mehr Angst, aber auch schneller. ich konzentriere mich so auf das laufen, dass ich alles andere um mich herum vergesse. Die Schule hat insgesamt vier Stockwerke. Ich habe noch eine Treppe vor mir. Nur leider achte ich zu wenig auf die fallenden Schüsse. Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz in meiner Schulter. Es tut so weh, das ich für einen kurzen Moment aufhöre zu rennen und die Luft anhalte. Genau das ist der fehler. Denn so kommen sie immer näher. Es dauert eine Weile bis ich bemerke, das sie fast bei mir angekommen sind. ich reiße mich zusammen, ignoriere den Schmerz und renne einfach weiter. Immer weiter, einfach weiter, denke ich nur. "Bleib stehen! Du machst es nur noch schlimmer! Wir kriegen dich so oder so!", rufen sie mir hinterher.
Endlich bin ich an der letzten Treppe, die auf das Dach führt. Ich weiß zwar nicht, was ich danach machen soll, aber das ist mir jetzt egal.
Ich laufe die Treppe hoch und befinde mich in einem kleinen Metallraum mit einer Tür. Ich fühle mich wie in einem Keller.
Hinter mir höre ich die Schritte und die Schreie der drei Männer. Hastig öffne ich die letzte Tür und befinde mich auf dem Schuldach. Hinter mir schließe ich die Tür wieder, auch wenn das nichts verhindert. Ich laufe auf die andere Seite des kleinen Raumes. Dann kommen die Männer nach draußen. Zunächst schauen sie sich auf dem Dach um. Als sie mich nicht finden, teilen sie sich auf und gehen um den Raum herum. Ich lehne mich gegen die kalte Wand und rutsche runter in die Hocke. Den Kopf stecke ich zwischen meine Knie. Ich höre nur ein lautes Lachen, schaue aber nicht hoch. Jetzt kann ich nichts mehr ändern.
"Irgendwelche letzten Worte?", fragt der Neue.
"Fick dich doch!", murmele ich und starre ihn zornig an. Er lächelt einfach und richtet seine Waffe auf mich.
"Wartet noch!", schreit jemand. Das kann nicht sein. Jay kommt um die Ecke und hebt seine Hände über den Kopf.
"Was ist denn jetzt schon wieder?"
"Warum wollt ihr sie umbringen? Wir können das auch anders machen!" will Jay verhandeln. Jetzt schauen alle Männer zu ihm. Ich ebenfalls, jedoch eher mit einem verwirrten Blick.
"Nein. Sie hat die Abmachungen schon so oft gebrochen. Wir können kein weiteres Mal riskieren. Das weißt du ganz genau."
Ich schüttele den Kopf. Er soll sich da raushalten und einsehen, dass er nichts mehr machen kann. Ich stehe auf und die Männer richten ihre Blicke und ihre Waffen auf mich. Jay rennt auf mich zu und schützt mich. Aber zu spät. Die Kugel trifft ihn direkt in den Bauch. Er schafft es noch sich umzudrehen und mich anzuschauen. "Ich liebe dich", flüstert er ganz leise. Dann fällt er zu Boden. Nicht er auch noch. Das können sie nicht machen! Das dürfen sie nicht.

SchweigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt