~fünf~

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Der Dezember schritt voran. Den Job in England hatte ich erst mal abgesagt, ich wollte jetzt wo ich mich mit Jannis wieder verstand hier nicht weg. Es fühlte sich seltsam befreiend an nicht zu gehen.
Nun hatten wir den dritten Advent und ich war auf dem Weg zum Friedhof. Damals hatten wir am dritten Adventerfahren das die kleine Maus unterwegs war, deswegen wollte ich heute auch zu ihr. Doch scheinbar war ich nicht der einzige der diese Idee hatte, auf dem Parkplatz stand ein teurere schwarzer Sportwagen. Erst überlegte ich wieder zu gehen, doch das war Unsinn. Deswegen stieg ich aus, nahm die Blumen und machte mich auf den Weg zum Grab.
Überraschender Weise war Julian nicht alleine dort, seine Mutter war dabei. Erschrocken blieb ich stehen und wollte schon wieder gehen als sie mich sah.
„Kimberly." hörte ich sie rufen, doch gegen meine Erwartungen klang das nicht böse, sondern erfreut. Sie kam auf mich zu und nahm mich in den Arm, damit war ich total überfordert. Julian der seiner Mutter hinterherschaute, schüttelte den Kopf, doch ich glaubte ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
„Dich hab ich ja ewig nicht gesehen."hörte ich ihre Stimme und als sie sich von mir löste, schaute sie mich von oben bis unten an.
„Du hast aber ganz schön abgenommen. Geht es dir gut? Du bist so blass." stellte sie fest, nun das ich blass war lag an ihrem Sohn und ob es mir gut ging, konnte ich nicht beantworten.
„Alles gut. Ich wollte euch nicht stören." sagte ich leise und schaute zu ihr.
„Hast du nicht. Ich hatte ja gehofft dich hier schon früher mal zu sehen, doch irgendwie hat das nie geklappt." erklärte sie mir und hakte sich einfach bei mir im Arm ein um die letzten Meter zu überbrücken.
Julian schaute zu uns und blickte mich entschuldigend an, vermutlich weil seine Mutter sich so auf mich stürzte.
„Bist du jetzt über weihnachten bei deiner Mutter? Jannis meinte, dass du auch irgendwo in der Nähe von Köln wohnst. Bremen ist ja jetzt nicht um die Ecke." diese redete aber einfach weiter und löste sich erst von mir als ich die Blumen auf das kleine Grab legte.
„Ja ich fahr jetzt bis zum zweiten Weihnachtstag zu meiner Mutter. Ich wohne in Witten seit zweieinhalb Jahren jetzt und hab da Arbeit gefunden." erklärte ich ihr, das meine Arbeit in Dortmund war musste sie nicht erfahren. Das sollte auch Julian nicht unbedingt wissen, nur Jannis kannte meine Adresse.
„Du musst unbedingt mal vorbeikommen,Jascha würde sich bestimmt auch freuen." meinte sie nun weiter. Julian schaute etwas verwirrt zu seiner Mutter, diese aber sah ihn gar nicht erst an.
„Ich treffe mich nächste Woche mit Jannis. Dann sag ich Jascha gern hallo." meinte ich leise, ich wollte nicht das Julian es hörte. Immer noch war ich mir unsicher, ob er am Weihnachtsmarkt war oder nicht.
„Ich würde mich freuen, wenn du vorbeikommst." sie lächelte mich an, ich war schon immer gut mit seinen Eltern klargekommen.
„Mom jetzt lass sie doch erst einmal zu ihrer Mutter fahren." Julian stand hinter uns und ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesichtsausdruck war nichtssagend, ich wusste nicht, ob er das gut oder schlecht fand. Dies machte mir ein bisschen Bauchschmerzen.
„Ich muss noch nach Dortmund zurück. Kommst du?" fragte er nun seine Mutter und diese verabschiedete sich von mir mit einer Umarmung.
Ich sah den beiden hinterher als sie gingen, doch als Julian sich zu mir umdrehte und mich nochmal anschaute war der Blick wieder viel sanfter als gerade eben.
Doch dann war er schon um die Ecke verschwunden und ich wusste nicht ob ich es mir eingebildet hatte oder nicht.

Die Tage vergingen und zwei Tage vor Weihnachten traf ich mich dann mit Jannis. Zusammen wollten wir Jascha vom letzten Training abholen.
„Bist du sicher, das er mich sehen will?" fragte ich den blonden neben mir bestimmt zum 10-ten mal.
„Da bin ich mir sicher. Er mochte dich doch gern, seit meine Mutter erzählt hat das sie dich getroffen hat fragt er auch nach dir." antwortete dieser auch gefühlt schon zum 10-ten mal auf meine Frage.
Am Gelände von Werder Bremen stellten wir das Auto ab und stiegen aus. Ein paar seiner Teamkollegen kamen uns schon entgegen und begrüßten Jannis, wünschten schöne Weihnachten und verabschiedeten sich wieder.
„KIM." hörte ich den jüngsten Brandt rufen, sofort lächelte ich denn er freute sich wirklich mich zu sehen. Er lief auf uns zu und nahm mich freudig in die Arme. Fast wäre ich mit ihm umgefallen.
„Hey kleiner." meinte ich auch freudig und umarmte ihn.
Ich schaute mir Jascha genau an, vor 3Jahren sah er noch so anders aus. Nun war er erwachsen geworden und sah auch richtig gut aus. Die Ähnlichkeit zu seinen Brüdern kam auch immer mehr.
„Ich bin jetzt größer als du."motze er sofort über seinen Spitznamen.
„Es ist nicht schwer größer als1,70 zu werden bei euch in der Familie." lächelte ich den jüngeren an und wir gingen zu meinem Wagen.
Auf dem Weg zum Haus der Brandts fragte mich Jascha alles Mögliche, wo ich wohnte, wo ich arbeite oder was in den 3 Jahren alles passiert war.
Ich antwortete auf das was ich wollte, erzählte ihm auch von der Therapie und das ich endlich mit allem abschließen konnte.
„Wie kommt das ihr jetzt wieder Kontakt habt? Weiß er es?" fragte er nun vorsichtig als ich vordem Haus parkte.
„Ja er weiß es." antwortete Jannisauf die frage und stieg aus.
„Kommst du kurz mit rein ich hab noch was für dich." fragte mich der ältere der beiden und sah mich an. Zögernd nickte ich kurz. Hier auf der Straße stand kein anderes Auto vor dem Haus. Sicher war er also noch nicht hier.
„Na gut, doch ich geh direkt wieder."meinte ich leise, stieg aus und ging zögernd mit den Jungs mit. Dieses Haus weckte Erinnerungen die ich nicht haben wollte.

Im Haus selbst wurde ich erst mal von Nala begrüßt, die süße Maus kannte ich noch nicht denn die kam erst dazu als ich raus war.
Scheinbar aber mochte sie mich denn ich konnte sie kraulen und danach folgte sie mir.
„Jannis ich will da nicht hoch."meinte ich leise und schluckte, hier fühlte ich mich wieder komplett in die Vergangenheit versetzt.
„Kimberly was machst du den hier?"ich hörte die Stimme ihrer Mutter und direkt danach schaute sie aus der Küchentüre.
„Jannis wollte mir was geben dann bin ich sofort wieder weg." antwortete ich auf ihre Frage. Dieses Enge Gefühl was sich in meinem Hals und meiner Brust breit machte, wurde immer stärker.
„Du bist schon wieder so Blass. Magst du was trinken?" sie zog mich besorgt in die Küche, doch das ließ ich zu den es war vermutlich eine gute Idee sich zu setzten. Kurz danach stellte sie mit eine Tasse Tee hin.
„Danke."
„Es ist nicht einfach hier zu sein, oder?" fragte sie mich, dann setzte sie sich mir gegenüber an den Tisch. Da leugnen nichts brachte, nickte ich einfach nur.
„Weißt du, Julian hat mir den Brief gezeigt. Ich finde es sehr stark von dir sich zu entschuldigen, egal ob es zu der Therapie gehört oder nicht." erklärte sie mir und wieder nickte ich einfach nur. Es war ein schwerer Schritt gewesen, doch es war wichtig gewesen.
„Es war ein Fehler damals, das weiß ich. Dafür wollte ich mich entschuldigen, bei euch allen." nun sah ich sie an, sie lächelte aber einfach nur.
„Weißt du. Manchmal passieren Sachen, es werden falsche Entscheidungen gefällt und trotzdem hat jeder eine zweite Chance verdient." sie nahm meine Hand und ich wusste das sie mir nicht Böse war. Es erleichterte mich muss ich gestehen.

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