Kapitel 2 [überarbeitet]

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Dieses Mal verging die Stunde deutlich schneller und ich kann nicht leugnen, dass es an Damiano lag.
Die letzten beiden Stunden für heute hatte ich ohne Stella und Damiano, ich wusste nicht genau, ob ich traurig sein sollte oder froh, dass ich etwas Zeit zum Nachdenken hatte.
Also lief ich allein zum Chemiesaal, in Gedanken bei ihm. Irgendwie verhalte ich mich in seiner Gegenwart anders, irgendwas an ihm finde ich unglaublich faszinierend. Vielleicht ist es die Tatsache, dass er einfach er selbst ist und das trägt, was ihm gefällt. Vielleicht die Tatsache, dass er dabei auch noch selbstbewusst sein kann. Vielleicht die Tatsache, dass er einen mit seiner Art direkt in seinen Bann zieht.
Die nächsten zwei Schulstunden drehten sich meine Gedanken um ihn und ohne es zu merken, wurde meine Laune besser.
Schon fast mit einem Lächeln verließ ich den Saal und hielt Ausschau nach Stella. Schließlich entdeckte ich sie in der Menschenmege und gab ihr ein Zeichen.
"Hey, ich weiß ja nicht wie es bei dir aussieht, aber ich muss für morgen nichts lernen. Hast du Lust in die Stadt zu gehen?", schlug sie vor, während wir durch die Tür in die Freiheit liefen. Meine Gedanken waren immer noch nicht ganz klar, ich fühlte mich immernoch wie betäubt. Ich nickte nur, woraufhin wir an die Bushaltestelle liefen. Die Haltestelle war viel zu überfüllt, was sich jedoch nach 10 Minuten legte, weil die meisten Busse schon nach 5 Minuten gekommen waren. Jetzt kam nur noch der Bus in die Stadt. Außer uns warteten nur noch zwei andere. Ein kleiner Junge, er war vielleicht 13, und Damiano. Es machte mich nervös, dass er mit dem gleichen Bus fuhr und wahrscheinlich an der gleichen Stelle ausstieg, niemals ist jemand auf dieser Linie wo anders ausgestiegen. Warum zur Hölle machte mich das nervös?
Stella neben mir plante schon in welcher Reihenfolge wir die Läden abklappern werden, während ich nur vor mich auf den Boden starrte.
Fünf Minuten später kam der Bus und es fühlte sich wie eine Erlösung an. Schnell sprang ich auf, womit ich mir einen verwirrten Blick von Stella einhandelte. Sie ging aber zum Glück nicht näher drauf ein und folgte mir. Wir setzten uns recht weit vorne hin, damit keiner von uns schlecht wurde. Was ich nicht bedacht hatte war, dass Damiano dann an uns vorbeilaufen musste.
Er stand vorne beim Fahrer und kaufe sich eine Karte, als ich ihn von oben bis unten musterte. Er stand da mit so einer Ausstrahlung, dass war einfach unbeschreiblich. Er drehte sich um und ich schaute schnell weg. Was natürlich nichts brachte, er hatte bereits bemerkt, dass mein Blick auf ihm ruhte. Und da war es wieder, dieses Schmunzeln. Es war nicht egoistisch oder überheblich, es war süß und sexy zugleich. Er nahm das Ticket und steckte es ein. Als er kurze Zeit später an mir vorbeilief, konnte ich nicht anders und hielt den Blickkontakt, aber was dann kam, war so unerwartet wie Schnee im Juli. Auch er hielt den Blickkontakt und plötzlich öffnete sich sein Mund ein kleines Stück und er zwinkerte mir zu, wobei ihm eine Haarsträhne ins Gesicht fiel, die das ganze noch perfekter machte.
Ich war komplett mit meinem Leben überfordert und versuchte ein Lächeln, während mein Herz so stark klopfte, dass ich das Gefühl hatte, es springt mir gleich aus der Brust.
Stella stach mir mit dem Ellenbogen in die Rippen, was mich wieder in die Realität zurückholte, und quitschte: "Was war das denn?!". Ich bekam jedoch kein Wort raus, aber wie man so schön sagt : Keine Antwort ist auch eine Antwort. Sie grinste übers ganze Gesicht und ich wollte ihr gerade sagen, dass sie mein Schweigen falsch gedeutet hatte... Aber war es denn falsch gedeutet?
In mir herrschte das vollkommene Chaos und ich war echt froh als der Bus endlich hielt. Wieder machte ich mich so schnell es ging auf den Weg, was leider dazu führte, dass Damiano und ich zeitgleich am Ausgang waren. Er hielt sich an der Stange fest und wollte sich grade elegant um die Kurve schwingen, ehe er mich sah und mitten in seiner Bewegung innehielt um mich vorzulassen.
Verlegen strich ich mir eine Strähne hinters Ohr und verließ den Bus, Stella direkt hinter mir.
Der Bus fuhr weiter und Stella wollte mir grade ihren Megaplan erklären, als sie sah, dass Damiano immernoch an der Haltestelle stand und sich umsah. Er kannte sich hier wahrscheinlich nicht aus, weil er neu war. Dennoch wirkt er nicht hilflos oder verloren, wie macht er das bloß? Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Stella auf ihn zugelaufen ist, weil ich schon wieder nur auf ihn geachtet hatte. Mit schnelleren Schritten schloss ich auf und wir standen nun beide bei ihm.
"Hi. Können wir Dir helfen?", fragte Stella ihn vorsichtig, als hätte sie großen Respekt vor ihm. Er schaute sie an und meinte ruhig: "Ich war noch nie in der Innenstadt. Ich wollte sie mir heute mal etwas anschauen, aber sie ist viel größer als gedacht. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll." Die einzelne Strähne hing ihm immernoch im Gesicht, was es mir nicht leicht machte mich zu konzentrieren, also redete Stella einfach weiter:"Du hast Glück! Ich habe eben den perfekten Shoppingplan entworfen. Wenn Du willst, kannst Du mit uns kommen."
Warte was? Hat sie das gerade wirklich gefragt? "Wenn ich dann euren Mädelstag nicht störe, sehr gerne", lachte er und strich sich die lose Haarsträhne hinters Ohr.
"Quatsch, komm mit"
Schon waren wir auf dem Weg zum ersten Geschäft. Es war ein Schmuckladen, indem es zwar echten Schmuck gab, den man sich aber trotzdem leisten konnte.
Ich blieb dirkt am Eingang an den Ringen hängen. Es waren hunderte und ich hätte davon fast jeden kaufen können, bis mir meine Eltern einfielen und ich bedrückt weiterlief. "Gefällt dir keiner?", fragte Damiano, der mit funkelnden Augen die Ringe betrachtete. Ich lief nochmal zurück und stellte mich neben ihn. Ich fühlte mich im Gegensatz zu ihm so klein, obwohl unser Größenunterschied nur gering war.

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt