Kapitel 3 [überarbeitet]

1.3K 96 10
                                    

"Doch. Die sind alle wunderschön", schwärmte ich ohne mitzubekommen, dass ich zum ersten Mal in Damianos Gegenwart normal sprechen konnte und mich ihm gegenüber normal verhielt.
"Warum bist du dann weiter gelaufen?", fragte er verwirrt, den Blick aber nicht von den Ringen abgewandt. In mir fand ein Kampf statt, auf der einen Seite wollte ich ihm einfach alles erzählen, weil ich das Gefühl hatte, ihm vollkommen vertraut zu können, auf der anderen Seite habe ich ihn erst heute Morgen kennen gelernt und einem fast Fremden sollte man nicht seine Lebensgeschichte erzählen. Ich entschied mich für die grob zusammengefasste Wahrheit: "Meine Eltern haben klare Vorschriften aufgestellt und passend dazu auch noch Strafen wenn sie nicht eingehalten werden." Er schien einen Augenblick zu überlegen bevor er antwortete: "Deine Eltern müssen sie ja nicht sehen. Du ziehst sie erst an, wenn du aus dem Haus bist und bevor du heim kommst ziehst du sie aus." Mittlerweile konnte er den Blick von den Ringen abwenden und schaute mich an.
"Das is eine tolle Idee", entgegnete ich und fiel ihm um den Hals. Als ich realisierte was ich tat, war es breits zu spät, doch er erwiderte die Umarmung und lachte leise. Wärme machte sich in mir breit und in diesem Augenblick genoss ich einfach nur seine Nähe.
"Also. Welche findest du am besten?", fragte er, als wir uns voneinander lösten.
"Boah, das ist mega schwer. Die sind alle unglaublich toll", antwortete ich, während mein Blick über die riesige Menge wanderte.
Schließlich kaufte ich mir 5 verschiedene Ringe und zwei Ketten, die meine Eltern auch besser nicht sehen sollten.
Zufrieden lief ich neben Damiano und Stella durch die Fußgängerzone zum nächsten Laden. Zufrieden war sogar untertrieben, mir ging es so gut wie schon lange nicht mehr. Ich glaube Damiano hat genau den frischen Wind in mein Leben gebracht, den ich brauchte.
Auf dem Weg zum nächsten Laden bemerkte ich, wie ich mich immer normaler in seiner Gegenwart benehmen konnte. Er gab einem einfach das Gefühl du selbst zu sein ist gut, anders zu sein ist gut.

Wir sprachen, lachten und zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit hatte ich mal wieder richtig Spaß und konnte lachen. Nicht einmal die Tatsache, dass ich mir keine Kleidung kaufen konnte, machte mich traurig. Stella und ich suchten den ganzen Laden ab, um das perfekte Oberteil für Damiano zu finden, der nur kopfschüttelnd grinste und verschiedene Hosen betrachtete.
"Ladies and Gentlemen, das perfekte Oberteil", rief ich und hielt ein 100% durchsichtiges Langarmshirt mit Leopardenmuster hoch.
Damiano hob den Kopf und als er das Kleidungsstück sah, weiteten sich seine Augen. Selbst ein Blinder hätte erkennen können, dass er total begeistert war. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und nahm es mir aus der Hand. Bevor ich realisieren konnte was geschah, gab er mir einen leichten Kuss auf die Wange und verschwand in der Umkleide, zum Glück, denn mit ziemlicher Sicherheit war mein Gesicht mehr als leicht errötet.
Stella nahm davon keine Notiz, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, welchen Rock sie nehmen sollte. Gerade als ich zu ihr ging, um sie zu beraten, kam Damiano aus der Umkleide. Es verschlug mit Sprache, wie angewurzekt stand ich da und konnte ihn nur anstarren, zu mehr war ich nicht in der Lage.
"Und?", fragte Damiano und drehte sich elegant auf seinen Absätzen einmal im Kreis. "Das fragst du noch?", platzte es aus Stella heraus, deren Röcke nun in den Hintergrund gerückt sind. Er lächelte charmant und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
Bevor er wieder zu uns kam, hatte ich mich wieder beruhigt und konnte einigermaßen klar denken." Können wir an die Kasse?", fragte er, woraufhin ich Stella anschaute, die einen Rock weggelegt hatte und meinte: "Jap".
Bevor wir mit unserer Shoppingtour weiter machten, beschlossen wir eine kleine Eispause zu machen. Wir suchten die nächst beste Eisdiele auf und setzten uns an einen Tisch im Schatten. Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, versuchte ich unauffällig etwas mehr über Damiano herauszufinden: "Also, wo kommst du her und was hat dich nach Pomezia verschlagen?". Er holte tief Luft, als müsse er kurz überlegen, ehe er sagte: "Ich komme ursprünglich aus Rom. Meine Familie und ich mussten aber aus der Hauptstadt wegziegen, da wir uns die Miete nicht mehr leisten konnten. In Pomezia sind die Preis deutlich niedriger, aber es ist trotzdem noch recht nah, was mich freut, denn der Rest meiner Band lebt nach wie vor in Rom." Ich schaute ihn ungläubig an." Du spielst in einer Band? " Damiano lächelte bei meiner Reaktion und meinte:" Nicht ganz, ich singe."
Bevor ich mich weiter blamieren konnte, kam auch schon der Kellner und brachte uns das Eis. Während wir aßen war es recht still, es war aber keine unangenehme Stimme, im Gegenteil, wir genossen den Augenblick. Als wir bezahlten bemerkte ich, dass es langsam dunkler wurde und mit einem Blick auf die Uhr stellte ich erschrocken fest, dass ich in einer viertel Stunde Zuhause sein musste. "Ist was?", fragte Damiano, der anscheinend meinen Blick gesehen hatte.
"In fünfzehn Minuten muss ich Zuhause sein, wenn ich mich beeile schaffe ich es noch", überlegte ich laut. Als auch er auf die Uhr schaute, meinte er: "Ich sollte mich auch langsam auf den Weg machen". Stella zog eine Schnute: "Wir sind noch gar nicht fertig mit einem Megaplan."
"Tut mir echt leid, Süße, aber du kennst meine Eltern", entschuldigte ich mich und umarmte sie zum Abschied. An Damianos Gestik konnte ich feststellen, dass auch er eine Umarmung erwartete, erfreut über diese Tatsache umarmte ich auch ihn. Erneut breitete sich dieses Gefühl von Wärme in mir aus, ich fühlte mich einfach geborgen in seinen Armen.

"Bis morgen dann", rief ich ihnen beim Gehen zu. Jetzt musste ich mich echt beeilen. Der Weg von der Innenstadt nach Hause war nicht weit, dennoch brauchte man gewöhnlich gute zwanzig Minuten, ich hatte knappe fünfzehn, also verschnellerte ich meine Schritte. Die Tüte mit den Ringen verstaute ich in meinem Rucksack, damit meine Eltern sie nicht sahen.
Es war drei Minuten nach Ausgangszeit, als ich in meine Straße einbog und meinen Vater schon an der Tür warten sah.

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt