Kapitel 10 [überarbeitet]

1.9K 88 36
                                    

Er stieg aus dem Fenster und drehte sich nochmal zu mir. "Bis morgen, ich bin schon gespannt auf deinen Auftritt", lacht er und hiefte seine nun ziemlich leere Tasche über die Schulter.
Ich wusste nicht woher ich den Mut nahm, aber in dem Moment als er sich umdrehte um zu gehen rief ich:" Hey, hast du nicht etwas vergessen?" Ich kaute auf meiner Unterlippe rum um ihm zu zeigen was ich meinte. Er verstand natürlich sofort und kam mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht wieder auf mich zu. Sanft nahm er meinen Kopf mit beiden Händen und drückte seine Lippen auf Meine. Meine Augen schlossen sich wie in Zeitlupe. Ein warmes Gefühl durchflutete mich und für einen kurzen Moment hätte ich beinahe in den Kuss geseufzt.
Er lößte sich aus dem Kuss, lächelte mich an und nahm langsam seine Hände von meinen Wangen. Sofort umgab mich ein Gefühl von unendlicher Leere. Dort wo eben noch seine warmen Hände waren berührt mich nun die kalte Abendluft.
Durch die Kälte bedrückt öffnete ich meine Augen, doch Damiano war verschwunden; so plötzlich wie er gekommen war war er auch gegangen.

Seufzend machte ich mein Fenster zu und setzte mich auf mein Bett. Meine Hände lagen gefaltet auf meinen Beinen, mein Blick ruhte auf ihnen. Ich stellte fest, dass ich noch ein paar der Sachen trug, die Damiano mir gebracht hatte. Lächeln nahm ich eine Falte des Rockes in die Hand und strich über die Verzierung.
Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich umzuziehen und meine Aufgaben für morgen zu machen. Zumindest hatten wir jetzt gegen Ende des Schuljahres nicht mehr so viel zu tun. Es sollte auch zum Glück mein letztes Jahr sein, die Abschlussprüfungen lagen schon hinter mir und in zwei Wochen war Zeugnisausgabe. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich bestanden hatte, die Frage ist nur wie gut mein Schnitt war.

Ich saß noch einige Zeit an meinen Erdkunde Aufgaben, die sich als schwieriger herausstellten als sie zu Beginn aussahen. Gegen halb zwölf machte ich schließlich mein Licht aus und konnte mich endlich schlafen legen.
Diese Nacht konnte ich jedoch nicht direkt einschlafen, obwohl der Tag sehr anstrengend war. Meine Gedanken waren ein einziges großes Chaos. Sie kreisten um Damiano, meine Eltern die ziemlich aufgewühlt waren, Damiano, der Fakt, dass ich hier eingesperrt war und Damiano.

Ich wachte von alleine auf, niemand weckte mich weder mein Wecker noch meine Mom die von unten hochrief.
Zuerst freute ich mich da das hieß heute musste Sonntag sein, doch dann stellte ich mich erschrecken fest, dass wir erst Samstag hatte. Schnell fuhr ich hoch um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Ich hatte damit gerechnet locker 2 Stunden verschlafen zu haben und dass es meiner Mom egal war ob ich pünktlich kam oder nicht, doch die Uhr sagte mir, dass mein Wecker erst in einer dreiviertel Stunde klingelte. Verwundert stand ich auf und ging trotzdem schon ins Bad. Als ich mich im Spiegel betrachtete sah ich jedoch, dass ich kein bisschen übermüdet aussah, im Gegenteil ich sah besser aus als je zuvor. Ich hatte sogut wie keine Augenringe, meine Augen leuchten förmlich. Ich hatte meine vor langer Zeit verloren Lebensfreude wieder gefunden! Und der Grund dafür unleugbar Damiano. Beim Gedanken an ihn musste ich lächeln und als ich mich so in Spiegel betrachtete musste ich zugeben: Da war mehr als mögen. Ich kannte ihn erst zwei Tage, dennoch hatten wir viel erlebt, mein Verhalten gegenüber ihm hatte sich schnell gewandelt und die zwei Küsse gestern lassen ahnen, dass es nicht einseitig war.
Ich nahm eine viel zu lange Dusche, machte mir die Haare und griff schließlich zu dem kleinen Makeup Täschchen von Damiano. Ich hatte noch nie einen Eyeliner in der Hand, geschweige denn benutzt. Wenigstens hatte ich viel Zeit um mich auszuprobieren.
Ich wusste nicht wie lange ich so da saß und versuchte mein Make up einigermaßen gut aussehen zu lassen, doch irgendwann ging die Sonne auf, was mir sagte, dass ich langsam loslaufen sollte.
Ich zog mich schnell an, die schwarze Hose, die Damiano mir gestern gebracht hatte und ein passendes Schwarzes Oberteil mit etwas gewagtem Ausschnitt. Ich zog meinen Schmuck an und betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel. Das erste Mal verließ ich das Haus und trug etwas, dass mir gefiel. Dieser Tag würde in die Geschichte eingehen. Ich schnappte mir meine Tasche und als hätten wir es geplant hörte ich in diesem Moment wie meine Mom mein Zimmer aufsperrte. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst sie würde reinkommen und mich sehen, doch ihre Schritte wurden leiser. Draußen auf dem Flur hörte ich die Badezimmertür meiner Eltern auf und wieder zu gehen. Das war meine Chance, jetzt oder nie. Ich riss die Tür auf, rannte in die Küche und schnappte mir einen Apfel - um ein Brot zu machen reichte die Zeit nicht - und sprintete in den Vorgarten.
Als ich die Straße betrat bemkerte ich, dass ich keine Schuhe trug. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
Jetzt war es zu spät und außerdem hatte ich nichtmal Schuhe die auf dieses Autfit passten. Meine einzige Hoffnung war Damiano, gestern hatte er mit Schuhe von seiner Freundin Victoria mitgebracht, ob er heute auch welche dabei hatte? Die Wahrscheinlichkeit war gering, aber was sollte ich machen?
So machte ich mich auf den Weg Richtung Brücke, wo Damiano gestern auf mich gewartet hatte und heute hoffentlich auch warten wird. Schon nach ein paar Metern sah ich, dass er wirklich dort stand und wartete. Als ich näher kam bemerkte er, daß ich keine Schuhe anhatte und begann zu lachen.
Je näher ich kam desto mehr lachte er, bis er sich fast nicht mehr auf den Beinen halten konnte und sich an der Mauer abstützte. "Du hast da was vergessen", presste er heraus und deutet auf meine Füße. Ich verschränkte meine Arme und meinte gespielt beleidigt: " Ach halt doch die Klappe ich hatte keine Passenden, sag mir lieber ob du Schule dabei hast" Langsam beruhigt er sich wieder und meinte dann ernst: "Nein heute leider nicht"

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt