Ein Blick auf die letzte Reihe verriet mir, dass Stella mich mit offenem Mund anstarrte. Lächelnd setzte ich mich neben sie. Der einzige andere freie Platz war schräg vor mir, auf diesen setzte sich Damiano. Nicht nur Stella musterte mich, auch ein paar andere Blicke folgten mir, denn normalerweise fiel ich nicht wirklich auf. Trotzdem fühlte ich mich nicht unwohl, im Gegenteil, ich mochte die Blicke, ich genoss die Aufmerksamkeit, ich konnte jetzt der ganzen Welt zeigen, wer ich wirklich war.
"Wow, was ist denn mit dir passiert?", fragte Stella ungläubig, immernoch mit offenem Mund. "Damiano ist passiert", flüsterte ich ihr zu, damit er mich nicht hörte. "Und deine Eltern? Die haben dich doch hoffentlich nicht gesehen, oder?", Stella war es egal wie laut sie war, sie war zwar nicht so laut, dass sie den Lehrer störte, aber Damiano hörte sie bestimmt.
"Nein natürlich nicht, dann würde ich nicht mehr leben", lachte ich und bemerkte mit einem Blick nach vorne, dass Damiano mich gehört hatte, denn er blickte grinsend nach hinten. Automatisch begann mein Herz ein bisschen schneller zu schlagen, wie jedes Mal wenn er irgendetwas machte, dass nur halbwegs süß oder heiß war, und das war genau genommen alles was er machte.
"Du magst ihn wirklich, oder?", flüsterte Stella nun, damit er sie jetzt auch nicht mehr hörte. "Ja, er versteht mich einfach und das tun nicht viele Menschen. Er hilft mir glücklicher zu sein und außerdem hat er sowas wie ein eigenes Kraftfeld um sich und alles darin ist einfach in seinem Bann, in seinem Schutz", flüsterte ich und bei jedem Wort verlor ich mich immer mehr in meiner Rede. "Wow, du bist ja wirklich verknallt", quiekte Stella, wobei sie trotzdem darauf achtete, dass Damiano uns nicht hörte.
Hatte sie recht? Konnte ich mich nach so kurzer Zeit in ihn verliebt haben? Meinen nachdenklichen Blick schien sie nicht gesehen zu haben, denn sie sprach einfach weiter:" Und als Bonus: Er sieht auch noch gut aus! Hast du vergessen zu erwähnen."
Hatte ich das? Nein natürlich nicht. Ich vergesse ja nicht plötzlich, wie atemberaubend gut Damiano aussah. Doch das fand ich nicht so wichtig. Es gab so viel Faszinierendes an ihm, da war sein Aussehen, wie Stella gesagt hatte, nur ein Bonus.
Den Rest der Stunde konnte ich dem Lehrer auch nicht wirklich besser folgen, denn Damiano saß direkt in meinem Blickfeld und wer konnte sich schon das Geschwätz eines fünfzigjährigen Glatzkopfes anhören, wenn Damiano David vor einem saß.
Als die Klingel unsere Pause ankündigte, trieb das meine Laune in den Keller. Jetzt hatte ich Sport und, wie auch viele andere Kurse, hatte ich diesen mit Damiano zusammen. Ich konnte mir echt gut vorstellen, dass er einer der besten ist, zu den Leuten gehört, die der Lehrer immer zum Teamleiter macht, die dann wählen dürfen. Und ich? Ich gehörte zu den Leuten, die immer als letztes gewählt wurden.
Also lief ich mit betrübter Stimmung in Richtung Sporthalle.
Beim Umziehen ließ ich mir extra viel Zeit, damit ich weniger Zeit in der Halle verbringen musste. Unsere immerzu übermotivierte Sportlehrerin verkündete uns, dass wir Völlkerball spielten. "Und die Teams werden gewählt von", begann sie und schaute durch die Menge "Nico und Damiano". Ich wusste es, wie sollte es auch anders sein. Wir stellten uns alle an die Wand und ich wartete schon auf eine weitere Blamage.
Nico begann und suchte sich natürlich den besten aus, danach war Damiano dran.
Er überlegte kurze und meinte: "Feli."
Erstaunt blickte ich ihn an und lief zögernd los. Als ich bei ihm ankam, sagte ich leise: "Du weißt aber schon, dass ich zwei linke Füße habe, oder?". Er legte einen Arm um meine Schultern und lachte: "Weiß ich doch, aber es geht schließlich um den Spaß". Ich strahlte ihn an, dass war genau das, was ich an ihm mochte; es gibt sehr wenige Menschen auf dieser Welt, denen es um den Spaß geht und nicht um den Erfolg oder das Ansehen oder was die anderen denken.
Nico und Damiano wählten immer abwechselnd, wobei unser Team immer bunter und witziger wurde und das andere immer stärker. Noch nie hatte der Sportunterricht so viel Spaß gemacht, normal stand ich immer in der Ecke rum und wartete bis das Spiel vorbei war. Doch Damiano gab mir das Selbstbewusstsein einfach zu spielen, es war egal wie oft ich daneben warf, manchmal warf ich sogar unsere eigenen Leute ab, weshalb sich Damiano vor Lachen kaum mehr auf den Beinen halten konnte.
Am Ende gewann das andere Team natürlich mit großem Abstand, aber meiner Meinung nach waren wir die eigentlich Gewinner, wir hatten den Spaß unseres Lebens. Mittlerweile fragte ich mich ob es irgendeine Sache gab die Damiano nicht verbessern konnte. Egal was man mit ihm unternimmt, egal wie schrecklich es am Anfang klingen mag, er konnte die Sache lustig machen. Ich glaube wir könnten sogar in ein Mathecamp fahren und es würde Spaß machen.
Meine Laune war so gut, dass selbst die Tatsache, dass ich noch zwei Stunden Chemie hatte sie nicht senken konnte. Vor der Halle wartete Stella schon auf mich. "Dafür, dass du grade Sport hattest, sieht du ziemlich gut gelaunt aus", stellte sie fest und betrachtete mich misstrauisch. Kurz darauf kam Damiano aus der Sporthalle und lief lächelnd an uns vorbei, gab es irgendein Zeitpunkt, an dem er nicht lächelte? "Ah jetzt verstehe ich", neckte sie mich lachend, was ihr einen Stoß von mir ein handelte.Sie erzählte mir auf dem Weg in den Chemiesaal wie peinlich es eben gewesen war, weil sie im Unterricht eingeschlafen ist. Ich musst lachen, aber übel nehmen konnte sie es mir nicht, spätestens nach dem Wochenende würde sie selbst darüber lachen können.
In Chemie machten wir zum Glück ein paar Experimente anstatt trockener Theorie. Wie mischten verschieden Substanzen zusammen und notierzen die jeweiligen Reaktionen. Nach einiger Zeit bemerkt ich, dass ich bei wirklich allem was ich tat ihn im Hinterkopf hatte. Ganz egal was ich machte: Mit Stella reden, Damiano war im Hinterkopf. Säuren zusammen kippen, Damiano war im Hinterkopf. Notizen machen, Damiano war im Hinterkopf.
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The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin
FanfictionMein Leben lang schon bin ich jemand, die ich garnicht sein möchte. Ich bin eine von Millionen, ich steche nicht heraus, einfach nur ein weiterer grauer Punkt in der Menge. Fast 18 Jahre lang darf ich mich nicht kreativ entfalten. Kein Kleidungsstüc...