Kapitel 12 [überarbeitet]

302 17 7
                                    

Mit großen Augen nahm ich den Brief entgegen und verließ wortlos den Klassensaal. So eine extreme Reaktion hatte ich nicht erwartet. Ich kämpfte gegen den Drang an den Brief in meiner Hand zu öffnen. Ich konnte mir nicht mal im geringsten vorstellen was darin stehen könnte. Respektlosigkeit durch fehlende Schuhe? Oder vielleicht gegenüber der Lehrkraft?
Mit langsamen Schritten ging ich auf das Büro des Schuleiters zu und hatte das Gefühl geradewegs in den Höllenschlud zu spazieren. Im schlimmsten Fall könnten sie mich rauswerfen, kurz vor dem Abschluss wäre das eine Katastrophe.
Vor der Tür angekommen kostete es mich sehr viel Überwindung anzuklopfen. Ich hatte das Gefühl Stunde vor dieser Tür zu stehen dabei waren es höchstes Sekunden eher von drinnen kam:" Herein".

Mein Herz schlug so schnell, dass ich das Gefühl hatte es würde meine Rippen gleich zerbrechen, während meine verschwitzte Hand sich auf die kalte Türklinke legte und diese in Zeitlupe herunterdrückte.
Ein etwas 30 jähriger Mann mit Glatze und - für einen Schuldirektor- ausgesprochen guten und lockeren Kleidungsstil. Alles in allem sah er keineswegs wie ein Schulleiter aus, vielleicht eher ein Fotograf oder Künstler. Entgegen meiner Erwartung herrschte hier auch keine Gefängnisstimmung, denn er strahlte positive Energie aus, im Gegsatz zu Mrs Di Francescantonio. Er musste noch nicht lange an dieser Schule sein, zu Beginn des Schuljahres wurde die Rede von unserer alten Leiterin gehalten, die war vielleicht ein Drache.
Das Namensschild in der Mitte seines Schreibtisches verriet mir, dass er Conti hieß. Selbst der Name passte nicht zu einem Rektor.
Mr Conti schrieb sein Formular zu Ende, schloss seinen Füller und stand nun auf.
Als er mich erblickte zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab.
Also entweder ist dieser Mann der beste Rektor den es gibt oder er hat seinen Job verfehlt, ich hoffe es ist nicht Letzteres. Er stand auf um mir die Hand zu geben und fragte:" Wie kann ich ihnen helfen Miss ...?"
"...Greco", antwortete ich ihm "ich habe diesen Brief hier von  Mrs Di Francescantonio bekommen", fügte ich leise hinzu und gab ihm den Brief.
Er nahm ihn entgegen und sah dabei irgendwie genervt aus.
"Nicht schon wieder so einer", meinte er gespielt genervt "Dann lass uns mal sehen was sie angestellt haben"
Er setzte sich wieder hin und deutet mir das gleiche zu tun.
"Das ist sehr....interessant. Sie haben keinerlei Regen gebrochen und sitzen trotzdem hier", begann Conti wobei er den Blick nicht von dem Brief abwand, obwohl er ihn schon dreimal gelesen haben musste "mich interessiert nicht, dass sie keine Schuhe tragen. Es kann viele Gründe haben, keiner würde es freiwillig machen, versuchen sie es in Zukunft einfach zu vermeiden. Was mich hingegen überrascht, ist dass sie den Mut hatten mit Mrs Di Francescantonio zu diskutieren und offenbar noch so gute Argumente hatten, dass sie ihnen keinerlei Regenbruch unterstellen konnte. Ich werde von einer Strafe absehen, wenn sie sich noch heute im Debattierclub melden. Nächten Monat sind die Meisterschaften und uns fehlt eine Person. Nehmen Sie den Platz ein und Ihr Barfuß Tag wird keine Konsequenzen tragen".
Ich schaute ihn überrascht an. Egal mit was ich gerechnet hatte, das war es garantiert nicht.
"Sicherlich, klar Mr Conti", war das einzige wozu ich im Stande war zu sagen. Ich war immernoch vollkommen perplex, sodass ich garnicht mitbekam ,dass Conti aufgestanden war und Richtung Tür ging um sie mir aufzuhalten.
Lächelnd stand ich auf, lief ebenfalls zur Tür und verließ den Raum mit einem tonlosen "danke" , doch Conti bemerkte es und warf mir ein letztes Lächeln zu bevor er die Tür hinter mir schloss.

"Und?", hörte ich eine vertraute Stimme neben mir sagen. Ich drehte mich um und sah Damiano an die Wand gelegt stehen. Er nahm das alles offensichtlich alles sehr locker wie alles andere im Leben und schien garnicht zu begreifen, dass das mein Ende an dieser Schule hätte sein können.
" Ich bin im Debattierclub", meinte ich kurz angebunden, nahm seinen Arm und zog in mit Richtung Südflügel.
"Also das musst du mir jetzt erklären", lachte er und ließ sich einfach von mir mitschleppen. Auf der Suche nach dem Aktivitäten Raum für den Debattierclub erzählte ich ihm alles, woraufhin er sagte:" Du willst drei Wochen nach deinen Abschluss nochmal hier her kommen für einen Wettbewerb?"
Abwesend, immerhoch auf der Suche nach dem richtungen Raum antwortete ich:" Du kannst mir glauben wenn ich sage, das ist mir viel lieber als garkeinen Abschluss. Warte hier."
Ich ließ seine Hand los und betrat uneingeladen den Raum. Es saß nur ein Mädchen mit Pferdeschwanz und Blumenkleid an dem runden Tisch in der Mitte des Raumes. Sie sah mich fragend an, als ich einfach so reinplatzte.
"Felicia "Feli" Greco, neues Mitgleid in eurem Club. Erwarte nicht, dass ich zu irgendwelchen Treffen komme, bei der Meisterschaft bin ich da und das wars."
Ohne auf ihre Reaktion zu warten schloss ich die Tür wieder und ergriff erneut Damianos Hand.

"Wir laufen in die falsche Richtung", lachte Damiano "wir haben gleich dort drüben Unterricht" er zeigte in die entgegengesetzte Richtung.
"Ja", erwiderte ich "Ich weiß, aber schau mal wir können garnicht in die siebte und achte Stunde gehen...Wir sind doch so krank hust hust" spätestens bei meinem gefakten Husten musste Damiano loslachen und ich stimmte mit ein. Als wir uns wieder beruhigt hatten war er es der diesmal meine Hand nahm. Er wollte direkt losrennen und mich mitziehen aber ich protestierte:" Warum musste du denn immer so rennen?" Konnte aber nicht ernst bleiben und musste lachen.
"Gibt es dir nicht auch dass Gefühl von Freiheit?", fragte er mich und ich konnte pure Abenteuerlust in seinen Augen sehen.
"Na komm", meinte er, ging in die Knie und breitete seine Arme nach hinten aus.
Ich musst kurz grinsen ehe ich auf seinen Rücken sprang und er mich an meinen Beinen festhielt. Mit der linken Hand hielt ich mich an seinen Oberkörper fest, während ich die rechte in einer Faust ausstrecke und rief:" Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!"
Damiano musste kurz lachen bevor er losrannte. Durch das Schultor direkt in die Freiheit.

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt