Kapitel 5 [überarbeitet]

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Zufrieden zog ich mir die Ringe auf die Finger und ging Richtung Schule.
Jeden Morgen lief ich über die gleiche Brücke, nie war ich jemandem begegnet, da hier nicht viele Schüler wohnten und Erwachsene um diese Uhrzeit kaum in den Straßen herum schlichen. Doch heute sah ich schon aus der Ferne, dass jemand an der kleinen Brücke stand, und offenbar auf etwas wartete.
Einen Augenblick später blieb ich stehen und kurz darauf rutschte mir mein Herz in die Hose. An der Brücke stand Damiano und schaute in meine Richtung. Ich wusste nicht was mich mehr geschockt hatte, die Tatsache, dass er wahrscheinlich auf mich wartete oder die Tatsache, dass all das hier eine gruselige Ähnlichkeit mit meinem Traum aufweiste. Ich atmet einmal tief durch und ging weiter. Warum stand er da? So früh am Morgen. Er wohnte nicht hier in der Nähe, sonst wäre er gestern Abend in die gleiche Richtung gelaufen wie ich.

Als ich näher kam, lief er mir ein Stück entgegen und umarmte mich. Wie jedesmal genoss ich seine Umarmung in vollen Zügen. War es normal nach einem Tag schon so abhängig von einer Person zu sein? Wahrscheinlich nicht, aber Damiano ist einfach anders.
Lächelnd fragte ich ihn: "Was machst du denn hier?" Verwirrt schaute ich auf seine große Tasche, die ich nun entdeckt hatte. Sein rechter Mundwinkel hob sich, was unglaublich heiß aussah, sodass ich seine Worte gar nicht richtig wahrnahm: "Zeit für ein Umstyling. Ich seh doch genau, dass du dich in deiner Haut nicht wohl fühlst. Und die Ringe sind zwar ein kleiner Anfang, aber da können wir noch einen drauf legen."
Langsam kehrte ich wieder ins Hier und Jetzt zurück. Mit großen Augen schaute ich ihn an, während er seine Tasche öffnete. Er ignorierte meinen Blick und fuhr fort:"Also als erstes ziehst du diese schrecklichen Sneaker aus und probierst die hier an", er hielt ein paar dunkelrote Stiefel mit etwa 10cm Absatz hoch "die hab ich mir von meiner Freundin Victoria geliehen, dürfte also ungefähr deine Größe sein."
Die Schuhe waren unglaublich schön, eigentlich wollte ich danke sagen, bekam aber kein Wort raus. Damiano schien mein stummes Danke zu verstehen, denn er meint einfach nur:" Ich bin froh wenn ich jemandem helfen kann zu sich selbst zu finden. Ich habe das auch nicht ganz ohne Hilfe geschafft. Los, probier sie an."
Immernoch völlig überfordert probiert ich die Schuhe an, sie passten perfekt, nur wusste ich nicht ob ich überhaupt darin laufen konnte. Ich versuchte etwas hin und her zu laufen; ich lief zwar nicht wie ein Model, aber es reichte aus um nicht ausgelacht zu werden.
Nun packte er ein kleines Makeup Täschchen aus und ich hätte ihm gleich wieder um die Hals fallen können, versuchte mich jedoch zu beherrschen und schaute ihm stumm zu.
Er schaute sich kurz um bis er sagte: "Setz dich am besten auf das Brückengeländer, da geht es am besten", meinte er und deutete mit seiner Hand auf die kleine Erhöhung am Rand der Brücke.
Ich tat was er sagte und kurz drauf kam er auch schon zu mir. Nun waren wir ungefähr auf Augenhöhe. Er nahm einen Kayal in die Hand, ich merkte, daß er etwas Schwierigkeiten hatte, weil meine Beine im Weg waren. Also öffnete ich sie, sodass er sich dazwischen stellen konnte.
Er schmunzelte kurz und begann mich zu schminken. Er legte seine Hand auf meiner Wange ab und ich hatte das Gefühl, dass von dieser Stelle aus ein Kribbeln durch meinen Körper ging. Ich schaute ihm durchgehend in die Augen, und auch sein Blick zuckte ab und zu von dem Stift zu meinen Augen, was mich innerlich lächeln ließ.
Als er begann einen passenden Lippenstift zu suchen, kreuzte ich unbewusst meine Beine hinter seinem Rücken und zog ihn näher an mich ran. Bevor ich merkte was ich tat, war es zu spät, dennoch schien es ihn nicht zu stören, sein Blick glitt von meinen Lippen wieder zu meinen Augen, seine Zunge glitt über seine Lippen, die er kurz darauf aufeinander presste, als müsse er sich beherrschen. Mein Herz begann schneller zu rasen und ein Teil in mir wollte nicht, dass er sich beherrschte.
Einen Augenblick später machte er jedoch unbeirrt weiter.
Als er fertig war, legte er seine Hände auf meine Hüften und hob mich runter, was natürlich nicht notwendig gewesen wäre, denn schließlich bin ich auch allein hochgekommen, doch ich genoss seine Berührung und merkte wie ich für einen Augenblick meine Augen schloss. Als meine Füße den Boden berührten, öffnete ich sie wieder und sah, dass unsere Gesichter noch genauso nah aneinander waren wie wenige Augenblice zuvor.
"Bereit der Welt die richtige Feli zu zeigen?", flüsterte er mir zu. Als er meinen Namen aussprach, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer.
"Und wie", meinte ich selbstbewusst, woraufhin er meine Hand nahm und wir Richtung Schule liefen. Mittlerweile eine gutes Stück zu spät dran, was aber keinen von uns störte.
"Sag mal, hast du heute Mittag schon irgendetwas vor?", fragte er neugierig und betrachtete mich von der Seite.
Ich musste nicht lange überlegen, außer Stella und ihm hatte ich keine Freunde und mit meinen Eltern unternahm ich nie etwas. "Nein", sagte ich kurz angebunden, gespannt warum er fragte.
"Gut, dann gehen wir dir heute Mittag Kleider kaufen, und zwar welche, die dir gefallen", berichtet er mir.
Freude breitet sich in mir aus, ohne etwas zu sagen umarmte ich ihn seitlich und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Damiano erwiderte meine Umarmung und strich mir durch die Haare.

Ich wusste, dass mich heute deutlich mehr Blicke verfolgen würden als sonst, aber das war mir völlig egal. Ich hatte ein richtig gutes Gefühl, ich war zum ersten Mal ich selbst, zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich großartig und das ausgerechnet auf dem Weg zur Schule.
Um ziemlich genau acht Uhr betraten wir das Schulgebäude und waren so fünfzehn Minuten zu spät. In der ersten Stunde hatten wir zusammen Biologie mit Herrn
Russo. Als wir die Tür reinkamen wollte er schon etwas sagen, aber als er uns dann so da stehen sah, nickte er nur und fuhr mit seinem Monolog fort.

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt